|
Ein paar Jahre später kauften Jakubs Eltern ein altes Bauernhaus auf dem Land. Da war das Geld dann knapp und altes Zeug wurde auf dem Flohmarkt verkauft. Zudem ging der neue Papi auch zur Schule und machte da die Fachhochschulreife, wodurch er später eine bessere Arbeitsstelle bekam.
Die Flohmärkte wurden immer mehr und Jakub begann einzukaufen. Da gab's ein Haufen Spinne-Hefte für ein Zehnerle das Stück, manchmal auch für zwanzig oder fünfzig Pfennig. Außerdem so dickere bunte Hefte mit nem Kreis drauf, Marvel Superhelden hießen die. Leider waren die immer komisch zusammengestellt. Da gab's mal zwei Spinne-Geschichten in umgekehrter Reihenfolge und zwischendrin ein Hulk und FV-Heft. So wurden die Fantastischen Vier mit Rehd Richarts, Su und Jony Storm und dem Ding genannt. Manchmal fand sich auch Doktor Stran-ge der Magier oder der Eiserne mit seinem Rächer-Team darin. Jedenfalls was tolles. Also, Einzelhefte rausgerissen und separat gesammelt.
Doch wie gesagt, das Geld war knapp und Jakub musste seinen Lesespaß wieder verkaufen. Aber nicht ohne ein paar Mark draufzuschlagen, von denen er wieder andere Hefte kaufen konnte. Irgendwann hatte er einen ganzen Stapel FV, so ungefähr 125 Stück. Weil manche Hefte gab's auch als Hit Comic oder Superhelden mit ganz anderer Nummerierung und Jakub bemerkte, dass Nr. 254 genau an Nr. 124 passte. Die andere Hit Comics hatte er wieder verkauft, waren die meisten eh ohne Farbe.
Doch irgendwann musste er sich auch von dem Stapel FV und Spinne, da fehlten einige Nummern, trennen. Da die Geschäfte mittlerweile gut liefen, gab's kein Taschengeld mehr. Doof, sowas! Vorallem im Winter, wo's keine Flohmärkte gab. Aber egal, mittlerweile hatten wir 1987 und Jakub sparte das Flohmarktgeld für eine Stereo-Anlage. Bis dato hatte er nur die Vinyl-Sachen von ein paar verrückten Klassenkameraden ausgeliehen, Twisted Sister gab's da, Quiet Riot, Ozzy Osbourne und...
MASTER OF PUPPETS, fast funkelniegelnagelneu vom "Neff" ausgeliehen und über ein halbes Jahr lang jeden Tag gehört, haupztsächlich den Opener BATTERY. Andere verdehten die Augen und sagten: "Was hörst Du denn da für nen Schrott?". 1988 gab's den "Schrott" dann mit neuem Tonträger und das war Jakubs etwa zehnte CD. Dazu gab's ein T-Shirt "...And Justice For All", mit dem plötzlich jeder Kurzhaar-Depp rumlief. So was kommerzielles musste boykottiert werden, also weiter MASTER und RIDE THE LIGHTNING gehört und für schweineteuer die CDs von MFN aus England und Frankreich importiert...
Flohmarkt, Comics und Figuren - hauptsächlich Schlümpfe - liefen immer noch, irgendwann kam dann noch Zeitungaustragen dazu. Beginn morgens um 4:30 Uhr, Life's a bitch and you gotta be a whore sometimes, too.
1990 begann dann Jakubs Ausbildung. Sonntags-Flohmärkte - und das waren die besten - waren in Ba-Wü inzwischen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt, wenn gleichzeitig ein Stadtfest war, oder so. Zwar lief das mit den Comics noch ein Weilchen, aber irgendwann verkaufte er die Restbestände an einen Händler.
1999, also fast zehn Jahre später musste Jakub sich die Mandeln rausnehmen lassen...
|