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Alt 22.10.2020, 10:41   #641  
Peter L. Opmann
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Weiter eine reichlich konstruierte Story. An die Stelle der Schwadron des Schreckens treten jetzt die bekanntesten Timely-Helden, die allerdings, soweit ich informiert bin, zu ihrer Zeit nie zu dritt ein Team gebildet haben. Und noch fadenscheiniger ist das Motiv des Kräftemessens: Superhelden, die im besetzten Paris des Jahres 1940 auftauchen, können nur Nazis sein – das müßte mir mal einer näher erklären. Viel gibt die Auseinandersetzung auch nicht her; Vision beendet sie recht schnell. Obwohl ich 1977 von Comics des Golden Age nichts wußte und auch heute sehr lückenhaft informiert bin, haben mich allerdings damals diese Figuren aus der Vergangenheit fasziniert. Heute sehe ich dagegen eher, wie sich Roy Thomas einfach sagt: Bilden wir doch mal die JLA nach, oder geben wir den Golden-Age-Figuren doch mal einen Gastauftritt. Um Nachvollziehbarkeit schert er sich herzlich wenig.

Die Handlungsweise von Kang finde ich einigermaßen nachvollziehbar. Er hält es offenbar für schwieriger, die Rächer endgültig zu besiegen, als seine Geliebte Ravonna aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken (einst genügte dafür ja ein Kuß). Was Ravonna betrifft, war sie ja eigentlich in „Rächer“ # 23 gestorben; sie wäre damit ein frühes Beispiel einer wieder zum Leben erweckten Marvel-Figur – und ihre Wiederbelebung wird noch sehr beiläufig abgehandelt. Nebenbei lernen wir, daß der Schwarze Ritter nicht nur einen bösen Onkel hat, sondern auch einen moralisch nicht lokalisierbaren Opa. Das erinnert an das Konzept von Phantom, wo das Superheldenamt auch von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Merke: Eltern hat Dane Whitman offenbar ebensowenig wie Peter Parker, damit nicht irgendwie mal das Thema Sex aufs Tapet kommen kann, das der Comics Code nicht zuläßt.

Ich will Sal Buscema nicht unterstellen, daß er nicht gut zeichnet. Aber mir geht beim Betrachten dieser Ausgaben doch immer wieder durch den Kopf, daß Bruder John das sicher besser hingekriegt hätte. Sal hat einen vereinfachten John-Buscema-Stil, der oft gefälliger wirkt, aber auch weniger dramatisch, mit weniger Tiefe. Inker ist weiterhin Sam Grainger, als Übersetzer erneut „Boris Vladoff“ angegeben.
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