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Alt 16.11.2018, 16:11   #404  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 84

Erscheinungstermin: 5/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 83
2) Journey into Mystery # 124

Story-Titel:
1) Intrigo!
2) Die Pracht und die Herrlichkeit!

Original-Storytitel:
1) The Schemer!
2) The Grandeur and the Glory!

Zeichnungen:
1) John Romita / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Jetzt kommt also der Mann mit dem trickreichen Kontrollpult. Ich würde ihn vielleicht eher als „Strippenzieher“ bezeichnen, aber „Intrigo“ (also „Intrigant“) ist schon ein griffiger Name. Mit dem Mann hat es seine Bewandtnis – man konnte nicht gleich seinen wahren Namen nennen. Aber in dieser Ausgabe tut er nicht viel mehr, als finster dreinzublicken und verborgene Knöpfe zu drücken. Aber wir Leser sollen denken, er sei ein mächtiger Unterweltboß, dem Kingpin – der hier wieder aus der Versenkung auftaucht – mindestens ebenbürtig.

Jedenfalls ist der Kingpin keine Figur für 20seitige Geschichten. Jetzt kommt wieder mal ein Mehrteiler (drei Teile scheinen es zu sein). Letztes Mal waren es Kingpin und Silbermähne, jetzt sind es Kingpin und Intrigo. Diesmal wird Kingpin aber bis zum Schluß auf der Bühne bleiben. Stan Lee und John Romita scheinen ein Faible für Gangsterbanden-Storys gehabt zu haben. Wieder geht es im Kern darum, welcher Pate New York beherrscht, und der Spinne wird nur eine kleine Nebenrolle zugestanden, was sich aber als Irrtum erweisen dürfte.

Ach ja, das Traumduo John Romita und Jim Mooney ist hier schon wieder nicht am Werk. Man meint, sie hätten einen langen Run zusammen gehabt, aber das stimmt gar nicht. Entweder läßt sich Romita von Don Heck oder John Buscema helfen oder gar vertreten, oder es muß ein anderer Inker einspringen. Hier kehrt Mike Esposito zurück, der sich gegenüber seinen letzten Arbeiten (zuletzt war er in „Spinne“ # 65 am Werk) aber erfreulich gesteigert hat.

Zur Story: Intrigo will Kingpin aus dem Geschäft drängen und läßt Anschläge auf seine Männer verüben. So bekommt auch der New Yorker Passant Peter Parker etwas von seinen finsteren Plänen mit, wird zur Spinne und mischt seinerseits Intrigos Leute auf. Endlich hat er wieder mal daran gedacht, seine Kamera zu postieren, aber Jonah Jameson ist von Motiven, wie die Spinne Gangster vermöbelt, nur mäßig begeistert. Schließlich läßt er sich dazu herab, de Fotos für fünf Dollar pro Stück zu nehmen. Peter braucht aber mehr Geld, vor allem für seine schwerkranke Tante, aber auch für Gwens Geburtstag, zu dem er ihr am liebsten die ganze Welt schenken möchte.

Zwischendurch ist eine bedeutsame Szene eingeblendet, die in Kingpins privatem – ziemlich luxuriösem – Domizil spielt. Wir sehen hier erstmals seine Frau Vanessa, die ihm eine interessante Facette hinzufügt. Eine Frau, die überlegter und vielleicht ein bißchen moralischer agiert als er. Allerdings hat man den Eindruck, daß sie ihren Einfluß auf ihr gemeinsames Heim und die Familie beschränkt und ihm in seinen Gangsterjob nicht viel hineinredet. In ihrem Gespräch geht es um ihren gemeinsamen Sohn Richard, der verschollen ist. Kingpin hält ihn für einen Schwächling, Vanessa dagegen ist überzeugt, daß Kingpin ihn mit seinem rohen Wesen vertrieben hat. Kingpin stürmt wütend aus dem Zimmer.

Schwenk zu Peter Parkers Privatleben. Flash Thompson wird verabschiedet, er kehrt an die Front in Vietnam zurück. Anlaß wie gehabt für kleine Eifersüchteleien mit Gwen und Mary-Jane. Erstmals hört man hier aber kritische Töne über den Vietnamkrieg. Peter überlegt, ob es schlimmer ist, zuhause bleiben zu müssen, wenn die patriotische Pflicht ruft, oder – man höre – in einem sinnlosen Krieg zu kämpfen. Wobei er da wohl etwas schief liegt: Es war sicher nicht so, daß die USA diesen Krieg nicht wollten und daß es gegen Feinde ging, die sie nicht hassen. Aber immerhin!

Nun werden wieder Peters Privatleben und seine Existenz als Spinne miteinander verknüpft: Während er mit Gwen vom Flughafen nach Hause geht, wird ein Transporter – vermutlich im Kingpin-Intrigo-Krieg – abgedrängt und kippt auf sie. Peter schirmt Gwen mit seinem Rücken ab (während sie das Bewußtsein verliert – klar, denn sonst wäre es aus mit seiner Geheimidentität). Er rammt eine zerstörte Parkuhr in den Boden, damit es so aussieht, als hätte sie verhindert, daß der Lastwagen auf Peter und Gwen stürzt. An den Wagen, der den Unfall verursacht hat, klebt er einen Spinnenspürer. Gwen wird von Sanitätern ins Krankenhaus gebracht. Glücklicherweise hat sie nur Quetschungen und einen Schock erlitten.

Die Spinne folgt dem Auto und stößt auf das Hauptquartier von Intrigo. Zwar hat sie mit den Gangstern nicht viel Mühe, obwohl sie auf sie schießen. Aber Intrigo verfügt über Geschütze in seinem Kontrollpult. Die Spinne weicht aus, springt Intrigo an, aber da verwandelt sich das Pult in eine Art Schrottpresse. Mit letzter Kraft gelingt es der Spinne zu verhindern, daß sie zerquetscht wird. Das Pult explodiert, von Intrigos Zentrale bleiben nur rauchende Trümmer. Er selbst verschwindet. Peter eilt nun zu Gwen ins Krankenhaus. Aber dort redet ihn ihr Vater so an, als ob er nahe daran wäre, ihn als Spinne zu enttarnen. Und Gwen ist ungnädig, weil er nicht die ganze Zeit an ihrer Seite war. Am Ende sehen wir Peter also mal wieder mit einem Haufen Problemen. Cliffhanger fehlt, aber in der nächsten Folge wird Kingpin zuschlagen, wie wir erfahren. Na dann…

Diese Eröffnung ist nicht so gut gelungen, wie wir das bei Stan Lee schon erlebt haben. Daß Peter so häufig mit dem Unterweltboß Intrigo und indirekt auch mit Kingpin in Kontakt kommt, ist mal wieder reichlich unglaubwürdig. Daß Intrigo bis jetzt nur ein nichtssagendes Abziehbild ist, habe ich schon erwähnt. Aber ich finde zumindest die Mischung von Action und Soap in dieser Episode wieder ausgewogen. Und ich gestehe, als Zwölfjähriger habe ich nicht gemerkt, wie dünn die Story bisher eigentlich ist.

Geändert von underduck (17.11.2018 um 17:17 Uhr)
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