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Alt 20.10.2018, 21:26   #381  
Peter L. Opmann
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Ja, das bedeutet, auf seine Weise ist Flash wohl genauso unbesiegbar wie Superman. Die einzigen nicht allmächtigen DC-Helden, die mir gerade einfallen, sind Green Arrow und Hawkman (Batman spielt eine Sonderrolle).

Nun zur nächsten "Spinne"-Ausgabe:

Spinne (Williams) 73

Erscheinungstermin: 12/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 72
2) Journey into Mystery # 118

Story-Titel:
1) Zerschlagen vom Schocker!
2) ohne Titel (Den Donnergott zu töten!)

Original-Storytitel:
1) Rocked by the Shocker
2) To kill a Thunder God!

Zeichnungen:
1) John Romita / John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Eine neue Erkenntnis meines Wiederlese-Projekts ist, daß John Romita sich erstaunlich lange beim Pencillen helfen ließ. Und das lag wohl doch nicht nur an der Doppelbelastung durch „Spectacular Spider-Man“. In dieser Phase mußte, wie wir gesehen haben, Don Heck mit ran. Hier nun zeichnete John Buscema mit (auch wenn Williams ihn in den Credits als „Co-Autor“ bezeichnet). Zwischendurch hat auch mal Jim Mooney nicht nur geinkt, sondern auch Romita beim Zeichnen unterstützt. Ich weiß nicht, wie das kam. Der „Spider-Man“-Zeitungsstrip, den er anfangs zeichnete und der ihn, wie man weiß, sehr belastete, kam meines Wissens erst später.

Buscema war jedenfalls auch ein hervorragender Spider-Man-Zeichner. Es folgen ja noch ein paar Ausgaben, bei denen er die Pencils komplett übernahm, und da freue ich mich schon aufs Wiedersehen. Inhaltlich überzeugt die Ausgabe weniger. Es ist einfach ein Kräftemessen zwischen Spinne und Schocker, mühsam in das Epos mit der antiken Tafel eingepaßt. Nach wie vor wissen wir nicht, was da eingraviert ist – es ist nur alles äußerst geheimnisvoll, und die Tafel ist offenbar mindestens so wertvoll wie die britischen Kronjuwelen. Deshalb dachte sich Lee wohl: Lassen wir den Schocker einfach das gute Stück klauen – klar, daß die Spinne etwas dagegen hat.

Nehmen wir mal an, daß der Schocker durch die Ausstellung auf die Tafel aufmerksam geworden ist. Nun soll er durch Zeitungsmeldungen erfahren haben, daß sie im Safe von Captain Stacy ruht. Er weiß aber nicht, daß der Kingpin an ihr interessiert ist und, weil er von der Spinne zurechtgestutzt worden ist, die ganze Unterwelt von dieser Hehlerware lieber die Finger läßt. Die Frage, wieso der Schocker nicht mehr im Knast sitzt, läßt Lee lieber gleich beiseite. Peter Parker erfährt durch eine Radiodurchsage in der Straßenbahn, daß der Schocker wieder unterwegs ist, und verwandelt sich in die Spinne. Das erste Duell endet Unentschieden, was Peter ganz recht ist, denn er muß Tante May in den Zug zur Sommerfrische in Florida setzen. Ein Blick in die Zeitung zeigt ihm, daß sich Dr. Curt Conners ebenfalls gerade in Florida aufhält.

Das spricht dafür, daß Lee mit der Tafel eventuell nicht mehr viel vorhatte. Tatsächlich kommen jetzt aber noch drei Ausgaben, in denen sich alles um sie dreht, bevor Conners, beziehungsweise sein Alter Ego, die Echse, auftaucht. Wohl weil der Schocker mit der gestohlenen Tafel nichts anfangen kann, überfällt er nun wieder Geldtransporte. Dabei mischt sich die Spinne wieder ein. Einerseits ist der Ausgang dieses Kampfs ziemlich einfallslos und enttäuschend: die Spinne verklebt die Maske ihres Gegners mit Netzflüssigkeit und nimmt ihm darauf seine Vibrations-Prothesen ab. Andererseits zeichnen das Buscema und Romita (inwieweit er beteiligt ist, ist nicht so genau auszumachen) sehr dynamisch und mitreißend. Ich kann zwar manche Posen eindeutig als Buscema-like identifizieren; wo Romita aber nicht im Spiel ist, kann ich nicht so genau erkennen.

Unvermeidlich gibt es zwischendurch zwei Einlagen: Jonah Jameson wütet weiter im Krankenhaus, nachdem er in seiner eigenen Zeitung lesen muß, daß die Spinne ein Held sei. Eigenartig, daß er selbst im Krankenbett pausenlos Zigarren raucht. Eine resolute Schwester verpaßt ihm schließlich eine Beruhigungsspritze. Außerdem treffen sich Peter und Gwen zu einer Aussprache. Gwen gesteht zwar, daß die Spinne für sie faszinierend ist, aber gleich darauf entdeckt sie Flash Thompson – schon wieder im Heimaturlaub – und begrüßt ihn überschwänglich, was Peter eifersüchtig macht und einen Streit zwischen den beiden einstigen Schulkameraden hervorruft. Gwen stellt sich auf Flashs Seite, der schließlich im Dienst fürs Vaterland ist – die alte Schwäche der Frauen für Uniformen. Mit Peter und Gwen bleibt es also schwierig.

Eine sehr mäßige Story, der man das aber beim ersten Lesen nicht anmerkt. Formal wird sehr auf Qualität geachtet (vielleicht wurde Buscema ja deshalb ins Boot geholt); auch die Story liest sich zumindest verwickelt und durchaus spannend, wenn auch nicht viel dahintersteckt. Was sonst noch auffällt: In der Checkliste werden erstmals die Originalausgaben und ihre Titel angegeben („damit Ihr Eure Unterlagen vervollständigen könnt“). Die Anzeigen sind wohl kurzfristig durch eine Eigenanzeige („Die Fantastischen Vier“) ersetzt worden. Auf einer Extra-Seite informiert die Redaktion recht gut über den „Beruf Comiczeichner“.

Geändert von Peter L. Opmann (21.10.2018 um 12:45 Uhr)
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