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Alt 09.03.2020, 20:12   #65  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 10




Hier kommt eine ungewöhnliche Idee zum Tragen: Das Superheldenteam als Popstars. An diese Ausgabe kann ich mich gut erinnern, da ich sie zwar nicht bei Erscheinen, aber nur wenig später gekauft habe. Ich kenne sie also schon seit den 1970er Jahren. Bin jetzt mal gespannt, wann man sagen kann, daß bei den FF eine Serienroutine einsetzt.

Was mir beim Wiederlesen als erstes aufgefallen ist, ist das schöne Inking von Dick Ayers. Zum ersten Mal werden hier die Macher des Comics in einem Infokasten genannt; die deutsche Redaktion fügt Übersetzer Hartmut Huff hinzu. Zur Story „Der Unmögliche“: Ein paar logische Schludrigkeiten erlaubt sich Stan Lee hier, Zum Beispiel: Angeblich hat der Außerirdische von nichts auf der Welt eine Ahnung. Er weiß etwa nicht, was Geld ist. Er erkennt aber sehr wohl die Bank-Wachleute und schützt sich vor ihnen. Er hat auch keine Mühe, in ein Restaurant zu gehen und eine Bestellung aufzugeben. Vielleicht spielt er Unwissenheit nur vor, aber er bleibt die ganze Zeit naiv wie ein Kind. Trotzdem ist es eine sehr amüsante Geschichte. Der Unmögliche läßt alle Angriffsversuche der FV ins Leere gehen. Die Dialoge sind ausgesprochen witzig (auch in deutscher Übersetzung). Und die Zeichnungen sind hervorragend – seht Euch nur die Gesichtsausdrücke an.

Noch besser gefällt mir aber der zweite Zehnseiter, „Ein Tag mit den Fantastischen Vier“. Auch hier wird mit einem Augenzwinkern erzählt – etwa, wie sich die FV den Kindern zu erkennen geben, die „FV“ spielen. Wir erleben den ersten Auftritt von Willy Lumpkin, dem ständig überlasteten Briefträger. Dann setzen sich die FV in ihrem Hauptquartier hin und lesen ihre – bergeweise gestapelte – Fanpost. Dabei erinnern sie sich daran, wie sie sich kennengelernt haben (was wir Leser bisher nicht wußten) und wie sie zu Superhelden wurden (eine Einstiegshilfe für neue Leser). Der dumme - aber wohl authentische - Leserkommentar, Sue Storm habe im Team nichts verloren, gibt zudem den Anlaß, an zwei vorherige Abenteuer zu erinnern (wobei der Kampf gegen Dr. Doom bei Williams gar nicht erschienen war).

Man kann all die kleinen und feinen Ideen von Stan Lee hier gar nicht aufzählen, aber insgesamt ergibt sich ganz unspektakulär ein Bild der FV „privat“. Als ob sie wirklich Berühmtheiten wären, was zum Zeitpunkt, als dieses Heft erschien, noch stark übertrieben war. Aber eine tolle Story, ein Highlight des Konzepts „menschliche Helden“, das Lee ja gar nicht so lange zuvor erfunden hatte.
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