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Alt 09.08.2018, 21:16   #262  
Peter L. Opmann
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Ort: Hessen
Beiträge: 5.542
Spinne (Williams) 47

Erscheinungstermin: 12/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 46
2) Submariner # 3

Story-Titel:
1) Der schlimme Schocker!
2) An einem klaren Tag seht ihr… Leviathan!

Original-Storytitel:
1) The sinister Shocker!
2) On a clear Day you can see… the Leviathan!

Zeichnungen:
1) John Romita
2) John Buscema / Frank Giacoia



Diese Ausgabe hatte ich als ziemlich schwach in Erinnerung. Beim Wiederlesen fand ich sie gar nicht so übel. Es gibt aber einen unzweifelhaften Schwachpunkt: Die Story mit dem Schocker steht recht unverbunden neben dem, was sonst noch passiert. Die einzige Verbindung stellt Frederic Foswell dar, der in seiner Verkleidung als Patch Peter Parkers Doppelidentität beinahe aufdeckt, aber dann durch einen Trick doch in die Irre geführt wird. Dadurch, daß der Schocker mit Peters übrigem Leben fast nichts zu tun hat, wird aber schnell klar, daß er eher ein Durchschnitts-Superschurke ist, zudem einer ohne ausgeprägte Persönlichkeit.

Gut scheint mir, daß die Geschichte gleich mitten im Geschehen losgeht. Die Spinne wird quasi von der Wand geschüttelt; allerdings ist es unverständlich, warum ihr Spinnensinn hier nicht anschlägt. Durch das Schütteln wird sie überhaupt erst auf den Schocker aufmerksam, der gerade einen Banktresor geknackt hat. Die beiden beharken sich ein wenig, dann setzt der Schocker die Spinne mit einem Doppel-Fausthieb außer Gefecht und macht sich mit seiner Beute davon. Wieder mal wird die Spinne beim ersten Aufeinandertreffen mit ihrem Gegner besiegt – aber es gibt ja immer ein zweites Mal…

Jetzt tut sich eher Ungewöhnliches: Harry bietet Peter an, in seine neue Wohnung mit einzuziehen. Miete entfällt – alles zahlt Vater Norman Osborn. Diese Wohngemeinschaft wird ja noch öfters eine Rolle spielen. Aber vorerst muß Peter die Sache erst mit Tante May klären, die dann in ihrem Haus allein bleiben würde. Peter verkauft Jonah Jameson seine Fotos vom Schocker. Dabei kommt Foswell auf den Gedanken nachzuforschen, warum er immer Exklusivfotos mit der Spinne anschleppt. Eingeblendet wird die Entstehungsgeschichte des Schockers, die aber nichts Besonderes zu bieten hat: Er war ein Knastbruder, der im Gefängnis unbemerkt ein Vibrationswellen-Gerät entwickelte, mit dem er sich zunächst befreite, dann zum Superschurken wurde, um fürderhin nur noch Tresore auszuräumen.

Peters Gespräch mit Tante May verläuft erfreulich. Die alte Dame hat nämlich selbst vor, ihr Haus zu verkaufen und zu ihrer Freundin Anna Watson zu ziehen. Nebenbei macht sich Peter ein wenig Gedanken darüber, ob er die impulsive, flatterhafte Mary-Jane oder die kühle, ernsthaftere Gwen lieber mag. Als er sich wieder in die Spinne verwandelt, um beim Schocker Revanche zu nehmen, klebt Patch an seinen Fersen, und auch wenn er nicht direkt Augenzeuge ist, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Peter Parker muß die Spinne sein! Hier ist aber Verlaß auf den Spinnensinn. Peter merkt, daß er beobachtet wird, und spielt Patch hinter einer Mauer ein „Gespräch“ mit der Spinne vor, dann läßt er eine aus Netz geformte Spinnen-Puppe davonschwingen. Patch kommt zu dem Schluß, daß er sich geirrt hat.

Nun wird der Schocker eingemacht. Ist am Ende gar nicht so schwer, denn die Schock-Kräfte werden durch eine Handsteuerung ausgelöst. Die Spinne hindert ihn mit ihrem Netz daran, die Knöpfe zu drücken, und damit ist der Schocker kein Gegner mehr für sie. Es ergibt sich beinahe so etwas wie ein Happy-End, denn nun kann Peter in seine neue Bude einziehen. Er mutmaßt, an dem Tag, als er seine Spinnenkräfte bekam, habe er wohl die Fähigkeit verloren, glücklich zu sein. Mit anderen Worten: Irgendwas ist immer… Als nächster Gaststar wird Kraven der Jäger angekündigt.

Redaktionell erfährt man in diesem Heft das eine oder andere Interessante. Die Erscheinungsweise von „Spinne“ und „FV“ wird von zweimal im Monat auf 14tägig umgestellt; damit kommen die beiden Titel nun regelmäßig. Außerdem werden die „Rächer“ nun auch auf 14tägiges Erscheinen umgestellt. Die Redaktion weist deutlich darauf hin, daß es den Marvel-Paß nur gegen Einsendung von sieben verschiedenen Coupons gibt – das zeigt für mich, daß es nicht viele Leute gab, die sich mehrere Hefte pro Monat kaufen konnten.

Auf der Leserbriefseite hält Peter aus Mannheim nochmal ein flammendes Plädoyer für den Marvel-Neustart bei Williams; es sei klar, daß die Zeichner am Anfang noch nicht so gut waren. Dennoch sei es toll, die Serien von Anfang an erleben zu können. Markus aus Köln hat einen eigentlich berechtigten Einwand: „X-Team“ sollte ein eigenes Heft bekommen. Kann sein, daß beim Williams-Start noch nicht so deutlich abzusehen war, wie erfolgreich die Serie werden würde. Die Redaktion sagt dazu aber (etwas unverständlich): Die Zweitserien seien nunmal festgelegt.

„Leser des Monats“ ist diesmal ein 13jähriger, der seine Freizeit offenbar nur mit Fernsehen und Comicsammeln verbringt („… sah ich in einem Geschäft die Spinne Nr. 1. Ich kaufte sie sofort…“) Eine fragwürdige Wahl. Auf dem Backcover gibt es noch einmal eine bezahlte Werbung, diesmal für Spielzeughäuser aus Pappe, angeboten von einer „Markt-Kommunikation GmbH“ – auch etwas fragwürdig.
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