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Alt 08.07.2018, 15:01   #218  
Phantom
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Die Geschichte aus Spinne 37 wird ja vor allem aus zwei Gründen immer wieder zitiert: zum einen wegen des "Looters", der als direkter Verweis von Ditko auf Ayn Rand gedeutet wird, zum anderen wegen des letzten Panels auf Seite 15, das von Carl Hubbell retuschiert werden musste.

Ich habe immer wieder über den vermeintlichen Einfluss der Philosophie von Ayn Rand auf Steve Ditko gelesen, erst gestern las ich dazu nochmal das entsprechende Kapitel in Blake Bells Buch. So ganz überzeugt bin ich aber noch nicht, dass Ditko wirklich in starkem Maße versucht hat, Rands Ideen in die Spider-Man-Storys fließen zu lassen. Natürlich ist belegt, dass Ditko die Bücher von Rand gelesen hatte. Und klar, der Name "Looter" ist vermutlich eine Anspielung auf Rand (die zwischen den "producers", also den Kreativen, den Unternehmern, den Kapitalisten, und den "looters", also denen, die die Kapitalisten ausplündern (z.B. Verfechter hoher Steuern), unterschied). Aber Bell meint z.B., dass sich in dem zunehmenden Selbstbewusstsein Peter Parkers gegenüber Jameson die Philosophie Rands widerspiegelt, dass nämlich der producer (hier also Peter Parker als Photograph) einen angemessenen Gewinn machen soll. Na ja, genauso gut könnte man die Szene marxistisch interpretieren und von der Ausbeutung des abhängigen Arbeiters (Peter) durch den Kapitalisten (Jameson) sprechen, gegen die sich der Arbeiter endlich auflehnt. Ob da nicht zuviel hineininterpretiert wird?

Die Sache mit dem letzten Panel auf Seite 15 wurde auch oft erzählt: angeblich hat Ditko diese Figur als Looter (vor-)gezeichnet; Stan Lee hat aber, als er den Text in die Sprechblase schrieb, gedacht, dass es sich um Spider-Man handelt. Als Ditko dann das Panel getuscht hat, hat er angeblich Lees Text völlig ignoriert und eben die Figur als Looter getuscht. Daraufhin wäre Stan Lee so verärgert gewesen, dass er Carl Hubbard beauftragte, die Figur in Spider-Man umzuzeichnen. Die Anekdote wird meist als Beleg dafür erzählt, dass Lee und Ditko überhaupt nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Was mich nur irritiert: wäre es nicht viel einfacher (und schneller) für Stan Lee gewesen, einfach den Sprechblasentext zu ändern? Aber gut, all diese Sachen werden wir nie mehr aufklären können.

Beim Wiederlesen des Heftes jetzt fiel mir wieder auf, wie langweilig ich heute diese sich wiederholenden Faustkämpfe (a.k.a. Action-Szenen) finde. Als Kind fand ich das vielleicht spannender, das weiß ich nicht mehr genau.

Ich höre jetzt auch mal langsam mit den Übersetzungsfehlern auf, aber weil es so schön ist, hier noch ein Beispiel von Seite 17. Spidey sagt "why anybody would try to make off with a meteor is beyond me" (also ungefähr: ich verstehe einfach nicht, warum irgendjemand einen Meteoriten klauen möchte); Hartmut Huff übersetzt: "warum sollte jemand mit 'nem Meteor verschwinden, der hinter mir steht"
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