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Alt 04.07.2023, 17:16   #176  
Servalan
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Tove (Finnland / Schweden 2020, Helsinki-Filmi Oy und Anagram Sverige), Drehbuch: Eeva Putro, Regie: Zaida Bergroth, 106 min, FSK: 12

Das Biopic über die Mumin-Erfinderin Tove Jansson (1914 - 2001) war mit einem Budget von 3,6 Millionen Euro für finnische Verhältnisse eine der teuersten Produktionen. Seine Premiere feierte der Film im September 2020 auf dem 45. Toronto International Film Festival und erhielt weitgehend positive Rezensionen.
Obwohl er recht konventionell gestaltet ist, reichte es für elf Auszeichnungen. Den wichtigsten finnischen Filmpreis, den Jussi-palkinto, bekam er in sieben Kategorien, für sechs weitere war er nominiert. Außerdem wurde der Film als Kandidat 2021 für den Besten Internationalen Film sowohl für die Academy Awards (Oscars) und die Golden Globe Awards eingereicht, beide Male wurde er nicht nominiert.

Die Künstlerin Tove Jansson stammte zwar aus einer finnlandschwedischen Kaufmannsfamilie, aber ihre Eltern waren beide Künstler, denn ihr Vater Viktor „Faffan“ Jansson (1886 – 1958) war Bildhauer und ihre Mutter Signe „Ham“ Hammarsten-Jansson (1882 – 1970) eine berühmte Graphikerin. Zudem hatte Jansson zwei jüngere Brüder.
Ihre künstlerische Ausbildung in Schweden und Finnland empfand sie als zu konservativ, weshalb sie sich durch Reisen nach Frankreich, Deutschland und Italien inspirieren ließ, vor allem von den Impressionisten. In den 1930er Jahren konnte sie noch nicht wählerisch sein, sie verdient ihr Geld mit Karikaturen und Illustrationen, beispielsweise für Buchumschläge und Postkarten. In den 1940er Jahren wurde sie zunehmend als Malerin großflächiger Wandgemälde bekannt.
Zwischen 1944 und 1951 war sie mit dem sozialistischen Politiker und Schriftsteller Atos Wirtanen liiert, der sie ermutige, ihr erstes Kinderbuch zu veröffentlichen. 1947 zeichnete sie ihren ersten Mumin-Comic. Während sie studierte, lernte sie die Grafikerin Tuulikki Pietilä kennen, die ab 1955 ihre Lebensgfährtin wurde.
Eine weitere wichtige Person war die Theaterregisseurin Vivica Bandler. Jansson lernte sie 1946 kennen und führte eine heimliche Beziehung mit ihr, denn Bandler war verheiratet, und zu der Zeit standen lesbische Beziehungen in Finnland noch unter Strafe.

Das Biopic konzentriert sich die Zeit zwischen 1945 und dem Tod von Janssons Vater 1958. Zu Beginn steht bei Jansson die Malerei im Mittelpunkt, ihre Mumins kritzelt sie nur nebenbei. Einen hohen Stellenwert besitzen die Stipendien des Künstlerverbandes, bei denen sie auch mit ihrem Vater konkurriert. (Ihre Mutter und ihre Brüder spart der Film aus.)
Bei einer ihrer Ausstellungen wird sie von Vivica Bandler angesprochen, für die sie Einladungskarte gestalten soll. Jansson ziert sich ein wenig, aber Bandler ist die Tochter des Bürgermeisters, jemand aus der Oberschicht, und so gibt Jansson nach. Aus dem Auftrag entwickelt sich eine Affäre, die geheim und verstohlen gelebt wird. Darüber hinaus schanzt ihr Bandler weitere, öffentliche Aufträge zu wie zum Beispiel ein Fresko im Rathaus.
Ihr Geliebter Wirtanen schlägt ihr vor, ihre Mumin-Comics als Lektüre für Kinder in einer Zeitung zu veröffentlichen. 1952 hat ihr Ruf die USA erreicht, und der Verleger des Evening Standard bietet ihr einen Siebenjahresvertrag an, für sechs Mumin-Strips pro Woche.
Von diesen Einnahmen kann sie sich endlich eine Reise ins Zentrum der Kunst, nämlich nach Paris reisen. Dort trifft sie in den Kneipen Vivica Bandler wieder, die Liebe ihres Lebens, und knüpft letztendlich ein engeres Band zu Tuulikki Pietilä ...
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