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Alt 21.03.2019, 23:22   #569  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 126

Erscheinungstermin: 12/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 125
2) Mighty Thor # 144

Story-Titel:
1) Wolfsjagd!
2) ohne Titel (Schlachtfeld Erde!)

Original-Storytitel:
1) Wolfhunt!
2) This Battleground Earth!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee



Erstaunlich häufig wechseln Autor und Zeichner bei der „Spinne“ innerhalb eines Mehrteilers – hier löst Ross Andru, ein renommierter DC-Zeichner, Gil Kane ab (der strenggenommen auch von DC kam). Nur John Romitas Übernahme von Steve Ditko war eine Zäsur gewesen, allerdings zu einer Zeit, als Mehrteiler noch die große Ausnahme waren. Vielleicht fällt einem neuen Künstler der Einstieg leichter, wenn die Episode durch einen ersten Teil schon in etwa angelegt ist, aber ich weiß nicht, ob es für solche Wechsel einen Grund gibt und, wenn ja, welchen. Jedenfalls: Ross Andru gefiel mir damals nicht. Heute kann ich ihn etwas positiver beurteilen, aber seine Spider-Man-Posen finde ich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig bis mißglückt. Die Spinne schlenkert ihre Gliedmaßen meist wie ein Hampelmann herum. Vielleicht ging es ihm darum, Spider-Man nicht wie einen verkappten Superman aussehen zu lassen.

Gerry Conway hat eine ziemlich konfuse Wolfsmensch-Story fabuliert, was zum Ross-Andru-Debüt noch erschwerend hinzukommt. Eine klassische Horrorstory ist das nicht. Zudem ist Peter Parkers Umfeld mit sehr viel Gefühlsverwirrungen aufgeladen. Mir ist das eindeutig zuviel. Und Sinn ergibt das oft auch nicht. Beim Wiederlesen habe ich jetzt gedacht: Wie peinlich, daß genau in dem Moment, als vom Marvel-Programm von Williams nur noch „Die Spinne“ übrig geblieben ist, der Leserschaft eine so schwache Story angeboten wird. Als Junge habe ich das vermutlich nicht so empfunden, aber die Andru-Zeichnungen haben mir den Spaß am Weiterlesen der Serie schon ordentlich verdorben.

Die Spinne wird vom Menschenwolf angesprungen. Rekapitulieren wir: Es handelt sich um den verwandelten John Jameson, den Sohn von Jonah. Daß er sich auf seinen Vater stürzte, dürfte ein Zeichen für den Grad seiner Verwirrung sein. Die Spinne will er sich nun vornehmen, weil sie Jonah rettete. Beim Zweikampf bemerkt sie, daß der Wolf ein auffälliges Schmuckstück um den Hals trägt; sie überlegt, wo sie es schon einmal gesehen hat. Wie so oft: Der Gegner ist besiegt und flieht, aber die Spinne hat auch einiges abgekriegt. Peter wankt nach Hause, verbindet seine Wunden und fällt in Schlaf. Inzwischen hat sich Mary-Jane mit Flash Thompson verabredet. Flash entwickelt sich so langsam zu dem Typen mit den meisten Frauenkontakten, ohne daß irgendwas dahintersteckt. Harry taucht auf und putzt MJ ordentlich herunter. In Tränen rennt sie aus dem Lokal. Jonah Jameson sucht derweil die Wohnung seines Sohnes auf. Der ist kein Wolf mehr und erzählt ihm, was vorgefallen ist: Bei einer geheimen Mondlandung hat er einen unheilvoll glimmenden Stein gefunden, ließ sich daraus einen Anhänger machen und verwandelt sich seitdem immer bei Vollmond in einen Werwolf. Der Stein ist inzwischen an seinem Hals festgewachsen und kann nicht mehr entfernt werden. John ist nun in seiner zweiten Gestalt immer hinter denen her, die er liebt. Okay, akzeptieren wir das mal so.

Die Spinne stattet dem Daily Bugle einen Besuch ab, um etwas über den Stein herauszufinden, aber Jonah hat ihr bereits mit der Polizei aufgelauert (wie er darauf kommt und Polizisten dazu bringen kann, im Büro auf die Spinne zu warten, bleibt Conways Geheimnis). Die Spinne bekommt jedenfalls Betäubungsgas ab, springt zwar aus dem Fenster, ist aber so benebelt, daß sie auf die Straße stürzt. Schwer angeschlagen wankt Peter zu MJ. Im Gegensatz zu neulich, als sie ihm nach dem Tod von Gwen Trost spendete, ist sie nun nicht bereit, ihm moralische Unterstützung zu leisten und wirft ihn raus. Kristine Saunders besucht inzwischen ihren Verlobten John Jameson. Der Moment ist allerdings ungünstig, John verwandelt sich wieder in den Werwolf. Noch sind sich die beiden aber nicht begegnet. Zunächst begegnet er einem abgerissenen Straßenräuber mit Klappmesser – das ist glaube ich das erste Mal, daß in dieser Comicserie eine solche Figur auftaucht. Der Menschenwolf macht den Mann in nullkommanix ein, und dann sieht er Kristine vorbeifahren. Sofort greift er sie an. Zufällig (!) kommt aber auch die Spinne vorbei und stellt sich ihm in den Weg. Sie versucht, den Stein mit Netz unschädlich zu machen. Als das nicht klappt, reißt sie ihn dem Wolf vom Hals. Er verwandelt sich augenblicklich in einen Menschen zurück. In diesem Moment taucht auch Jonah auf. Die Spinne besteht darauf, daß ein Arzt gerufen wird, auch wenn das für Jonah einen Skandal bedeuten könnte. Mit ein paar sarkastischen Sprüchen verabschiedet sich die Spinne.

Nochmal ein Wort zu Ross Andru: Man kann sehen, daß er ein sehr routinierter Zeichner ist. Sein Schwachpunkt sind die Superhelden-Posen, aber dazu habe ich ja schon etwas gesagt. Gesichter, Häuserlandschaften, Wohnungsinterieurs – das alles ist kein Problem für ihn. Was mir aber ebenfalls nicht so zusagt, sind seine unruhigen Seitenaufteilungen. Bis „Spinne“ # 137 habe ich mich an diesen Zeichner nicht gewöhnen können. Auch inhaltlich habe ich die Folge schon eingeschätzt. Zu dieser hanebüchenen Episode kommt ein Fake-Cover hinzu. Die Spinne sagt: „Ich lasse dich nicht sterben. Nicht wie Gwen!“ Es gibt aber in der Story keine Parallelen zu Gwens Tod. War für mich kein Problem, denn ich habe ohnehin jedes Heft gekauft. Aber als die Serie bald darauf eingestellt wurde, war das für mich kein außerordentlich schwerer Schlag mehr. Ich denke, ich werde diese Betrachtung jetzt nach der nächsten Ausgabe, in der das Känguruh zurückkehrt, beenden. Ich hänge aber noch eine Zusammenfassung meiner Beobachtungen und Erinnerungen an.


Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:47 Uhr)
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