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Alt 15.09.2019, 16:00   #206  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 94 und 95
(= Der mächtige Thor 47)

Erscheinungstermin: 10/1977

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 129

Story-Titel:
1) Das Urteil von Zeus!

Original-Storytitel:
1) The Verdict of Zeus!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee




Als diese Episode bei Williams herauskam, war für mich nicht so entscheidend, ob ich sie außerordentlich oder mäßig spannend fand. Das Hauptinteresse lag auf „Die Spinne“. Heute sehe ich klar, daß hier nur der nächste Actionkracher vorbereitet wird, der Kampf von Thor in der Unterwelt der griechischen Mythologie. Ich muß sagen, so eine Ausgabe finde ich als der Zielgruppe längst entwachsener Leser ganz angenehm. Ich erlebe hier mit, wie Thor sich in einem New Yorker Taxi herumfahren läßt oder wie er vom trauten Zusammensein mit Jane Foster von einer mysteriösen neuen Mitbewohnerin von ihr abgehalten wird. Wirkungsvoll erzählt ist, wie Herkules auf dem Olymp vergeblich nach einem Helfer sucht. Seltsam erscheint dagegen, wie der Geschichte zweimal eine neue Richtung gegeben wird, indem einfach behauptet wird, daß es so ist. Aber alles in allem finde ich die Episode ganz nett.

Thor kehrt aus Asgard zurück, wo er einen Umsturz verhindert hat. Neulich hatten sich die New Yorker prompt von ihm abgewendet, nachdem er den Fight gegen Herkules verloren hatte. Jetzt zieht er bereits wieder eine Traube Neugieriger an. Einer bedauert, daß er seine Kamera nicht dabei hat – na, das könnte heute nicht mehr passieren. Ein Taxifahrer, der mich an Cabbie aus „Die Klapperschlange“ erinnert, greift beherzt ein, indem er Thor einsteigen läßt und ihn von den Gaffern wegbringt. Thor läßt sich zu Janes Wohnung fahren. Der Taximann gibt sich von dem Donnergott völlig unbeeindruckt, was der in dieser Situation zu schätzen weiß. Herkules ist derweil auf dem Weg zum Olymp, um von Zeus Hilfe zu erbitten. Pluto ist freilich schon da und überreicht ihm den Vertrag. Doch Zeus fällt eine wahrlich weise Entscheidung: Der Vertrag ist gültig, aber wenn Herkules jemanden findet, der seine Stelle einnehmen würde, dann wäre er nichtig (jedenfalls muß er dann nicht den Rest seiner Tage im niederen Reich verbringen). Ist halt so.

Thor sucht Jane auf und erkennt, daß sie neuerdings eine Untermieterin hat, eine gewisse Tana Nile, die „von weither“ kommt und hypnotische Augen besitzt. Thor kniet aus einem Impuls heraus vor ihr nieder. Thor will nun zurück nach Asgard und Odin darum bitten, künftig nur noch ein normaler Mensch zu sein, damit er Jane heiraten kann. Odin hat aber gerade anderes im Sinn. Im „Buch des Zauberers“ ist bestimmt, daß Thor im Limbo warten muß, bis irgendjemand ganz dringend seine Hilfe braucht. Und dann muß er ihm zu Hilfe eilen. Ist halt so. Herkules klappert auf dem Olymp gerade all seine alten Kumpels ab. Aber entweder sagen sie ihm, daß sie ihn noch nie leiden konnten (wie Ares) oder sie machen sich einfach davon (wie Hermes). Plutos Horden ergreifen den Helden bereits, um ihn nach unten zu ziehen, da erscheint Thor, der den Hilferuf von Herkules gehört hat, und erklärt sich bereit, für ihn zu kämpfen.

Kommt mir alles heute reichlich konstruiert vor, aber als Kind hatte ich sowas wie ein geheimes Abkommen mit Lee und Kirby: Ich wollte ja, daß Thor gegen die Horden des niederen Reichs kämpft, und da ließ ich mir diese zurechtgebogene Story gern erzählen. Und zudem ist ja die Episode stellenweise wirklich amüsant: Thor und die New Yorker, Thors unprätentiöser Smalltalk mit dem Taxifahrer, Jane und ihre eigentümliche Anstandsdame, Herkules, der von all seinen Freunden bitter enttäuscht wird… das ist alles recht locker und fast ironisch erzählt. Die Zeichnungen von Jack Kirby sind gut wie immer (wenngleich sie mir bei den „Fantastischen Vier“ mitunter noch ein bißchen fantastischer vorkommen). Die Inks von Vince Colletta sind jetzt wieder etwas besser reproduziert. Ist wohl eine Frage der Vorlagenqualität.


Geändert von underduck (17.09.2019 um 11:15 Uhr) Grund: Cover eingefügt
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