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Alt 19.11.2009, 11:11   #731  
michidiers
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SANDMAN 1 - Präludien und Notturni


Inhalt: Präludien und Notturni erzählt uns von dem Herrscher jenes uns so bekannten und gleichzeitig aber auch so unbekannten Reiches, in dem wir so viel unserer Lebenszeit verbringen: dem Traum!
Alles beginnt im Jahre 1916, als eine Gruppe von Okkultisten den gewagten Versuch unternimmt, den TOD persönlich zu beschwören. TOD und DREAM gehören zu den EWIGEN, unsterbliche Wesen, die vom Universum geschaffen und mit verantwortungsvollen Aufgaben für uns Lebewesen betraut wurden. Stattdessen erwischen sie aber dessen kleineren Bruder, DREAM. Fast 70 Jahre ist DREAM gezwungen, in menschlicher Gefangenschaft zu verbringen. Am Tage seiner Befreiung macht er sich auf dem Weg, um die Insignien seiner Macht wiederzuerlangen. Die sind quer über den Erdball verstreut, und der nicht gerade unfehlbare DREAM macht sich auf die Suche im Diesseits und Jenseits. Doch neben den Insignien stößt er auch allerlei unangenehme Erkenntnisse und einer sich geänderten Umwelt, die ihm wie ein vorgehaltener Spiegel von eigenen Fehlbarkeiten erscheinen…

Der Sammelband gliedert sich in -8- Kapiteln auf etwa 200 Seiten. Diese Eindrücke erschlagen einen fast, so dass ich mehrere Tage brauchte, um diesen Band durchzulesen. Oder besser gesagt: durchzu“erleben“. Denn es ist schon eine beachtliche Leistung solch viele Eindrücke, Emotionen, schwarzer Humor, Surrealismus, Horror, Poesie und Melancholie in solch einer Symbiose von Bild und Wort in einem Comic unterzubringen. Es wäre wirklich müßig, alles was einem so bewegte, hier darzustellen, was Gaimans erzählerische Kraft zu hervorzaubert. Es wäre schlichtweg zu viel. Deshalb mein Tipp: Selber lesen und die emtionale Achterbahnfahrt miterleben.

Besonders betrachtenswert ist hier die zentrale Figur der Geschichte, um der sich im Grunde genommen die gesamte Geschichte dreht: DREAM. Was ist der, fragte ich mich da. Ein Held, ein Antiheld? Entgegen der in der menschlichen Seele seit Jahrtausenden eingebrannten Angst vor solch einem metaphysischen Geschöpf aus der Welt der Träume und Albträume, kommt der Protagonist mir eher wie ein besinnlicher Freund daher. Ein Freund, vor dem man eigentlich keine Angst haben muss, der jede Menge Fehler begeht, der stets auf dem Weg des Lernens und Begreifens ist.

Und als Liebhaber der alten DC-Williams Horrorstorys habe ich mich eh schnell zuhause gefühlt. Und das nicht nur wegen der frappierenden Ähnlichkeit des Artworks. Auf seinem langen Weg trifft DREAM auch auf die Gastgeber und Vorredner dieser alten EC/DC - Horrorstorys: Kain und Abel, die Hexenschwestern Cynthia, Mildred und Modred! Es lebe die Trivialität, wenn sie auf hohem Niveau dargestellt wird!

Dem gefallenen DC-Engel „Constantine“ ist ein Kapitel gewidmet (den kenne ich aber nur aus der Verfilmung). Kleinste Nebenrollen spielen auch Batman, Scarecrow, Martian Manhunter. Der Joker, Harvey Dent, Supie werden kurz angesprochen. Auf letztere Superhelden hätte Gaiman nach meiner Meinung übrigens verzichten können. Sie bringen mir einen Schuss Superheldenmoderne in das sonst eher düstere Werk. Aber was solls.

Wenn man dem Nachwort Glauben schenken darf, findet er die Geschichten aus diesem Band holprig und mit unbeholfenen Startproblemen behaftet im Gegensatz zu den Fortseztungen. Da frage ich mich, wie gut soll die Serie denn noch werden.
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