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Alt 25.09.2021, 14:59   #185  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 17 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 2 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

Erscheinungstermin: August 1972 / 1979 (?) / 2019

Story-Titel: Die Götter von Bal-Sagoth

Original-Storytitel: The Gods of Bal-Sagoth

Zeichnungen: Gil Kane und Ralph Reese

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Michael Strittmatter

Nun also zu den beiden von Gil Kane gestalteten Ausgaben, während Barry Smith eine Verschnaufpause hatte. Ich meine, mich zu erinnern, daß Kane in der Williams-Zeit bei uns umstritten war, und man sieht Ähnliches in den Leserbriefreaktionen der US-Leser auf die vorliegende „Conan“-Episode. In meinen Augen hat Kane, als er „Amazing Spider-Man“ von Romita übernahm, gute Arbeit geleistet. Aber die Amis haben ihm teilweise abgesprochen, einen Sword-and-Sorcery-Comic richtig umsetzen zu können. Daß der gebürtige Balte, der eigentlich Eli Katz hieß, mit „Green Lantern“ einen wichtigen Beitrag zum Start des Silver Age geleistet hat, steht wohl außer Frage. Aber ich kann nachvollziehen, daß seine Manierismen, vor allem die immergleichen extremen Perspektiven, ermüden können. Hier bei „Conan“ zeigt sich aber auch, daß Kane Barry Smith jedenfalls eines voraus hatte: Er bringt immer das Wichtige optimal ins Bild – kein Wunder, daß er von Marvel vor allem als Coverkünstler eingesetzt wurde. Andererseits wirkt dieser Stil etwas steril, und Conan sieht hier in Closeups auf sein Gesicht mitunter wie ein altes Weib oder ein dicker Indianer aus. Alles in allem bin ich aber mit seiner Grafik sehr einverstanden, wozu auch der Inker Ralph Reese einiges beiträgt.

Angeblich wurde eine Howard-Story adaptiert, die ich allerdings jedenfalls nicht in meiner Sammlung habe. Ich finde nicht einmal Bal-Sagoth auf der hyperboräischen Karte. Thomas und Kane springen unmittelbar in die Action hinein. Conan gehört zu einer Schiffsbesatzung, die sich gegen einen Piratenangriff wehrt. Er wird von Fafnir, einem rotbärtigen Vanaheimer, bewußtlos geschlagen. Wieder aufgewacht, erinnert sich Conan sofort an ihn: Er war bereits in Ausgabe 6 anscheinend getötet worden; jetzt stellt sich heraus, daß das Schwert, das ihn durchbohrte, ihn doch verfehlt hatte. Conan hat immer gegen Vanaheim gekämpft und will sich mit Fafnir nicht verbünden. Dann aber bricht das Schiff auseinander, und beide retten sich auf eine nahe Insel. Nach kurzem Kampf tun sie sich dann doch zusammen. Sie sehen, wie eine junge Frau namens Kyrie von einem vogelartigen Dinosaurier verfolgt wird, und helfen ihr aus der Bredouille.

Kyrie berichtet, daß sie einst in Bal-Sagoth wie eine Göttin verehrt wurde. Die Kultur wirkt ein wenig ägyptisch. Der Hohepriester Gothan stürzte sie vom Thron – jetzt will sie ihn mit Hilfe der beiden Krieger gern wieder besteigen. Conan und Fafnir haben Hunger und gehen deshalb mit ihr. Durch bloßes Anklopfen am Stadttor bekommen sie Zugang, und Kyrie nimmt zunächst allein durch ihre herrische Art den Kampf mit Gothan auf. Dann sendet er aber einen furchterregenden Ritter gegen die Drei aus. Conan nimmt das Duell mit Schwertern an und schlägt dem Ritter den Kopf, dann einen Arm ab (vielleicht haben das Heft auch die Monty Pythons gelesen), aber der kämpft unverdrossen weiter und ist kurz davor, Conan zu töten. Da blendet Kyrie den Hohepriester mit ihrem Diadem, worauf der die Kontrolle über den Ritter verliert – er zerfällt in sämtliche Einzelteile. Gothan flieht. Conan und Fafnir lassen sich mit Kyrie als Sieger feiern.

Man sieht, die Geschichte ist ziemlich geradlinig erzählt, was sie etwas simpel erscheinen läßt. Es gibt im Gegensatz zu den früheren Ausgaben wenig Geheimnisvolles oder Unerklärliches. In Leserbriefen wurde Gil Kane deshalb vorgeworfen, er könne nur Superhelden- und keine Barbarenstorys zeichnen. Ich glaube auch, daß eher er für diese Anmutung der Episode verantwortlich ist als Thomas. Ich finde die Story aber nicht zu simpel, und ihr mangelt es nicht an Spannung; die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Conan und Fafnir finde ich auch interessant. Fafnir ist eine gute Nebenfigur – Typ knuddeliger Kraftprotz; zugleich agiert er überlegt und klug im Gegensatz zu dem impulsiven Conan. Im folgenden Heft wird die Bal-Sagoth-Saga fortgeführt. Es gibt aber keinen Cliffhanger. Deshalb konnte Condor in seinen Taschenbüchern den zweiten Teil ohne weiteres weglassen.
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