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Alt 24.09.2018, 23:20   #343  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 65

Erscheinungstermin: 8/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 64
2) Submariner # 9

Story-Titel:
1) Des Geiers Beute
2) Der Zauber der Schlange!

Original-Storytitel:
1) The Vulture’s Prey!
2) The Spell of the Serpent!

Zeichnungen:
1) John Romita / Don Heck / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) Marie Severin / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



In den deutschen Credits sieht es zwar so aus, als ob John Romita den Zeichenstift wieder in die Hand genommen hätte und Don Heck nur gemeinsam mit Mickey Demeo tuschen würde, aber laut der US-Ausgabe ist Heck immer noch der maßgebliche Zeichner. Auch die Story bewegt sich in gewohntem Gefilde: Der Abschluß des Geier-Zweiteilers fällt sehr actionbetont aus. Das sieht man allein schon an den dominierenden großen Panels, oft nur drei pro Seite. Das war 1968 bei Marvel der Trend, und es wirkt hier nicht – im Gegensatz zur vorigen Ausgabe – wie Seitenschinderei. Vielmehr ist das Bemühen erkennbar, den Kampf der Spinne gegen den Geier so dramatisch wie möglich zu gestalten.

Ich sollte vorausschicken: Daß die Spinne dem Geier einen dramatischen Fight liefern muß, liegt zum einen daran, daß ihr rechter Arm nach einem Sturz taub ist, und zum anderen daran, daß der Geier irgendwie elektrisch verstärkt kämpft, was sich erst am Ende klar herausstellt. Man müßte sonst einwenden: Dieser Schurke hat, abgesehen davon, daß er fliegen kann, eigentlich keine Superkräfte. Hier aber doch.

Interessant gemacht wird das Duell außerdem dadurch, daß Jonah Jameson und Joe Robertson in Gefahr geraten, die es aus nächster Nähe vom Dach des Daily Bugle aus verfolgen. Jameson kocht zu Anfang vor Wut, weil sein Fotograf Peter Parker mutmaßlich abgehauen ist und sonst keiner zur Verfügung steht, der das Geschehen festhalten könnte. Robertson schleppt schließlich einen zweiten Bildjournalisten an, dem aber das Filmmaterial ausgeht, bevor die Spinne endgültig besiegt ist. Jameson greift daraufhin persönlich in den Kampf ein und versucht, die Spinne festzuhalten, damit der Geier sie fertigmachen kann. Zur Strafe wird JJJ in ein Netz eingewickelt.

Der Kampf Spinne vs. Geier selbst wird recht detailreich und variabel geschildert. Der Geier ist furios und spürt, daß die Spinne nicht über ihre volle Kraft verfügt. Die wehrt sich verbissen, kann ihn aber nicht abschütteln. Der Geier versucht zunächst, die Spinne aus der Höhe der New Yorker Wolkenkratzer in den Tod stürzen zu lassen. Als sie sich schließlich an seine Beine klammert, schlägt er mit roher Gewalt zu. Darauf stürzt sie tatsächlich, kann den Aufprall aber durch ein Netzkissen dämpfen. Trotzdem sieht es so aus, als habe ihr der Aufprall den Rest gegeben. Als der Geier sich neugierig nähert, greift sie plötzlich auf seinen Rücken und zerstört die „Krafteinheit“, die ihn mit Energie versorgt hat. Sobald das Ding kaputt ist, tritt der Geier den Rückzug an. Die Spinne triumphiert, wird aber nun bewußtlos. Eine Horde Gaffer nähert sich, um sie zu demaskieren. Ende der Episode. Der angekündigte Titel, „Der Mann unter der Maske“, klingt ganz so, als würde es den Leuten gelingen.

Ein bißchen Soap gibt es auch noch. Mary-Jane taucht mit neuer Frisur (eine Dauerwellen-Kurzhaar-Kreation, die sich glaube ich nicht lange gehalten hat) bei Tante May auf, aber Peter Parker ist wieder mal spurlos verschwunden. Gwen spricht inzwischen mit ihrem Vater, der ihr klarmacht, daß Peter an dem Handgemenge unschuldig war, in dem er zu Fall gekommen war; sie kann ihm also endlich, endlich verzeihen. Beim Spazierengehen kommen die Stacys zur Auseinandersetzung der Spinne mit dem Geier hinzu. Ob sie noch da sind, als die Spinne das Bewußtsein verliert, ist hier nicht erkennbar.

Fazit: Das liest sich doch ganz nett. Der Kampf ist nicht bloß eine hirnlose Prügelei, sondern lebt vor allem von der Schwäche der Spinne. Dadurch vermißt man auch nicht so sehr andere Storyelemente, die hier nicht so üppig vertreten sind. Eindrucksvolles Cover übrigens, bei dem sich die Figuren farbig von einem schwarz-weißen New Yorker Panorama (mit Grautönen) abheben. Den Cliffhanger kann ich Lee und Romita nicht so recht abnehmen. Ich glaube nicht, daß die Spinne im nächsten Heft demaskiert wird. Aber wissen möchte ich’s schon…

Die Sea-Monkeys-Werbung wird in dieser Ausgabe durch die Monats-Checkliste ersetzt. Es ist übrigens die vorletzte Produktion mit dem umfangreichen Titel-Programm.
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