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Alt 22.08.2015, 21:11   #20  
Peter L. Opmann
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Also Schreiben als ein Weg, sich die Welt zu erklären. Halte ich für legitim.

Aber welche Motive fürs Schreiben gibt's eigentlich? Schätzungsweise das häufigste ist Bestätigung, also Ruhm oder zumindest Nachruhm. Ich gestehe, wenn ich eine Rückmeldung zu einem Artikel von mir bekomme - möglichst mit dem Tenor: "Sie haben das sehr gut und einfühlsam dargestellt" -, denke ich: So soll es sein. Meistens gibt es aber keine Reaktionen, und wenn ich darauf abzielen würde, wäre das ziemlich traurig.

Geldverdienen ist auch ein wichtiges Motiv - kann ich auf jeden Fall bestätigen. Man kann seine Rechnungen bezahlen, ohne körperlich arbeiten zu müssen. Ein Onkel von mir, der Zimmermann war, pflegte mir zu sagen: Du hast doch noch nie richtig gearbeitet! Er hatte recht. Als Schriftsteller kann man sich allerdings in der Regel nicht darauf verlassen, daß man für sein Werk wirklich Tantiemen einnimmt.

Ein einfaches Motiv, das ich aber nicht unterschätzen möchte, ist, daß man eine Geschichte erzählen will. Ich glaube, viele Menschen haben den Kopf voller Geschichten - die sind halt nicht unbedingt alle zu Literatur formbar. In unseren postmodernen Zeiten, in der angeblich alle Geschichten längst erzählt sind, ist das zudem problematisch.

Ein weiteres wichtiges Motiv ist meiner Ansicht nach Selbstrechtfertigung. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen auf Ereignisse, und ich will, daß meine Sicht sich als die gültige durchsetzt. Welche Bestätigung könnte überzeugender sein, als daß ein Verlag aus meiner Geschichte ein Buch macht? Ich glaube, das ist oft das, was unbedingt rausmuß.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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