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Alt 30.05.2020, 20:58   #88  
Peter L. Opmann
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Die Rächer # 5
Williams, Mai 1974 ("Avengers" # 5, Mai 1964)



Wie die Meinungen doch mitunter auseinandergehen. Meinem Freund, den ich hier schon öfters zitiert habe, gefällt „Rächer“ # 4 nicht besonders, ohne daß er das näher erklärt hat; # 5 findet er dagegen gut – „in etwa JLA-Qualität“. Mir geht’s umgekehrt. Dabei spielt natürlich eine Rolle, daß ich die # 4 schon als Kind kannte, # 5 aber recht lange eine Lücke in meiner Williams-Sammlung darstellte. Die Lavamänner, mit denen sich die Rächer hier geschäftigen müssen, sind für mich Sagen- oder besser noch Märchenfiguren, die schon einmal von Thor in „Journey into Mystery“ # 97 besiegt wurden, und sonst bietet die Story auch wenig Interessantes, finde ich. Immerhin: Die Rächer sind zu einem richtigen Team geworden, und die Zeichnungen von Jack Kirby und diesmal Paul Reinman als Inker sind ordentlich.

Nach ihrer Rauferei mit dem Submariner und zurück in New York trennen sich die Rächer, die schließlich auch noch Verpflichtungen als Solohelden haben. Captain America wird von Rick Jones betreut. Aber kurz darauf werden sie erneut zusammengerufen. „Unerklärliche Geräusche“ verursachen Unfälle und Schäden. Diese Klangphänomene (mit denen Stan Lee generell gern operiert) lassen sich in der Gegend von Arizona, Nevada oder Utah lokalisieren. General Ross, der Kommißkopp aus „Hulk“, ist schon vor Ort und beobachtet mit seinen Truppen (und Bruce Banner), wie eine Masse sich aus dem Erdboden schiebt, die an einen Berg erinnert. Stan Lee löst für den Leser das Rätsel sofort auf: Es handelt sich um die Substanz, von der die akustische Bedrohung ausgeht. Die Lavamänner wollen sie loswerden und bringen sie deshalb an die Oberfläche – sollen sich doch die Menschen damit herumärgern.

Der Eiserne ermittelt in Nullkommanix, daß die Lavamänner hinter diesem seltsamen Phänomen stecken. Thor steigt, gefolgt von den anderen Rächern, zu ihnen hinunter. Verhandlungen bringen nichts, daher folgt ein wüster Schlagabtausch. Von Giant-Man und Wasp ist dabei wenig zu sehen. Dagegen wird Bruce Banner zum Hulk, mischt sich in die Keilerei ein und bedroht seine einstigen Teamkollegen. Die Rächer bringen ihn jedoch durch List dazu, den „lebenden Felsen“ mit einem gezielten Schlag auszuknocken, worauf Thor in bewährter Manier die Öffnung im Boden verschließt, so daß die Lavamänner nicht mehr an die Oberfläche kommen können. In der Wüste liegt der beinahe ohnmächtige Bruce Banner und wird von seiner Freundin Betty Ross geborgen, wogegen die Rächer gleich zu ihrem nächsten Einsatz gerufen werden (von dem die Williams-Leser dann jedoch nichts mitbekamen).

Alles, was diese Geschichte in Bewegung bringt – die Lavamänner, ihr lebender Felsen und seine vernichtenden Klänge – wird bestenfalls andeutungsweise erklärt und in einen logischen Zusammenhang gebracht, was einen älteren Leser wie mich überhaupt nicht zufriedenstellen kann. Immerhin bekommt man das eine oder andere vom Leben im Rächer-Team mit, und das Eingreifen des Hulk würde ich mir als spannungsförderndes Element auch gefallen lassen. Insgesamt ist die Episode überflüssig, weil sie im Vergleich zur Thor-Story überhaupt nichts Neues bringt. Ich sehe Stan Lee förmlich vor mir, wie er die bisherigen Gegner der einzelnen Rächer durchgeht und überlegt, welchen er in dieser Ausgabe nochmal bringen könnte.

Wir sind hier nun in der Phase, in der Williams mit Maschinensatz in den Sprechblasen experimentierte. Obwohl eine relativ große Schrift verwendet wird, fallen hier vergrößerte Blasen und Textkästen nicht so negativ auf – es gibt sie aber.
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