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Alt 21.02.2024, 13:42   #1913  
God_W.
Captain Rezi
 
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Der Thron des Wüstenplaneten (Brian Herbert & Kevin J. Anderson)

Die vom chronologischen Ablauf her gesehen zweite Trilogie, die Brian Herbert und Kevin J. Anderson vor dem Hauptwerk angesiedelt haben gehört zu den neueren Veröffentlichungen. Wenn man nicht aufpasst, kann man da leicht durcheinanderkommen, wenn man sich die Veröffentlichungsreihenfolge anschaut, es macht aber durchaus Sinn diese Bücher nach der „Die Legende“-Trilogie zu lesen. Die Namensgebung und Einordnung beim Heyne-Verlag, gerade verglichen mit dem Original, macht es da nicht einfacher. Deshalb eine kurze Erläuterung für Neueinsteiger:

Die hiermit startende Trilogie aus „Der Thron des Wüstenplaneten“, „Die Mentaten des Wüstenplaneten“ und „Die Navigatoren des Wüstenplaneten“ wurden im Original unter dem Überbegriff „The great schools of Dune“, also „Die großen Schulen des Wüstenplaneten“ veröffentlicht. Das ergibt noch mehr Sinn, wenn man bedenkt, dass der erste Roman „The Sisterhood of Dune“ betitelt wurde, also „Die Schwesternschaft des Wüstenplaneten“, in Anlehnung an den Orden der Bene-Gesserit-Schwestern. Weshalb das mit „Der Thron des Wüstenplaneten“ eingedeutscht wurde wird wohl ein Geheimnis des Verlags und/oder Übersetzers bleiben. Den Begriff um die „Großen Schulen“ findet man bei Heyne nirgends, wenn man hinten in die Bücher schaut, werden die drei Bücher da einfach den „Legenden“ zugeordnet, was im Grunde auch nicht schlimm ist, denn „Der Thron“ setzt etwa 80 Jahre nach den Ereignissen in „Die Schlacht von Corrin“ an, weshalb man nahtlos weiterlesen kann.

Also nochmal kurz zusammengefasst die Trilogien, die sich mittlerweile VOR dem Hauptwerk von Frank Herbert tummeln, aufgelistet in der zeitlichen Abfolge, in welcher der Inhalt spielt, dahinter in Klammern das Veröffentlichungsjahr:

Der Wüstenplanet – Die Legende:
- Der Wüstenplanet – Die Legende 1: Butlers Djihad (2002)
- Der Wüstenplanet – Die Legende 2: Der Kreuzzug (2003)
- Der Wüstenplanet – Die Legende 3: Die Schlacht von Corrin (2004)

Great Schools of Dune:
- Der Thron des Wüstenplaneten (2012)
- Die Mentaten des Wüstenplaneten (2014)
- Die Navigatoren des Wüstenplaneten (2016)

Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken:
- Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken 1: Das Haus Atreides (1999)
- Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken 2: Das Haus Harkonnen (2000)
- Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken 3: Das Haus Corrino (2001)

Die Caladan-Trilogie:
- Der Wüstenplanet – Der Herzog von Caladan (2020)
- Der Wüstenplanet – Die Herrin von Caladan (2021)
- Der Wüstenplanet – Der Erbe von Caladan (2022)

Wie schon mal erwähnt hatte ich die frühen Chroniken damals direkt nach Erscheinen gelesen. Wie alle Werke von Brian Herbert und seinem Compagnon haben die einen recht modernen, gänzlich anderen Stil als der von Papa Frank, haben mich aber sehr gut unterhalten und funktionieren perfekt als direkte Vorgeschichte zu „Der Wüstenplanet“. Deshalb weiß ich auch nicht so wirklich, was in der Caladan-Trilogie da noch groß dazwischen gequetscht werden soll und, ob ich die überhaupt lese. Mal abwarten, wie meine Lust darauf ist, wenn ich so weit bin.

Die Legende habe ich jetzt erst beim zweiten Anlauf geschafft. Das war, gerade gegen Ende des Ersten und während des zweiten Romans, nicht so packend gelungen wie die frühen Chroniken. Zum grundsätzlichen Aufbau all dieser Romane, auch jetzt bei den Great Schools, kann man sagen, dass sich das ähnlich verhält wie bei George R. R. Martins „Lied von Eris und Feuer“. Man bekommt reichlich Kapitel, alle recht kurz gehalten, und wir folgen immer einer gewissen Anzahl Hauptcharaktere, um deren weiteren Weg sich das Kapitel dann dreht. Wenn man also einen Lieblingscharakter hat, oder manche Personen lieber mag als andere, dann kann es schon mal einen Schwung Kapitel dauern, bis man zu deren Lebensweg zurückkehrt.

Beim hier vorliegenden „Thron des Wüstenplaneten“ war das für mich aber gar kein Thema, denn an allen Fronten und in allen Lebensläufen ging es spannend und äußerst unterhaltsam voran, ohne ausufernden Leerlauf oder Ähnliches. Während sich, ganz dem Namen der Trilogie verschrieben, die Ärzteschule der Suks, die Mentatenschule, das Zentrum der Schwesternschaft und, ebenfalls in jetzt größerem Stil, die Navigatoren entwickeln und vermehren, bekommt es die Menschheit, trotz dem Sieg über die Maschinen, mit mindestens ebenso gefährlichen Problemen zu tun. Die Sklaverei ist noch immer nicht abgeschafft, was vor allem Vorian Atreides und seiner Familie zu schaffen macht, auf dem Thron sitzt ein schwacher, verängstigter Herrscher, der sich eher wie ein trotziges Kind denn als großer Staatsmann gibt und die Butler-Bewegung entwickelt sich, noch stärker als bisher, zum von Fanatismus getriebenen, unkontrollierbaren Mob.

An manchen Stellen vielleicht etwas zu oberflächlich, dafür aber ungemein kurzweilig wird die Geschichte der Menschheit vorangetrieben. Die erste ehrwürdige Mutter entsteht, die Raumfahrt wird immer wichtiger, ebenso wie das Spice, doch große Geheimnisse, wie das des Schulleiters der Mentaten oder jenes des inneren Zirkels der Schwesternschaft, sorgen für Hochspannung. Auch interne Zwistigkeiten bleiben nicht aus und im dichten Nebel der Zukunft warten unausweichliche Katastrophen, gerade im Hinblick auf die religiösen Fanatiker. Ich bin gespannt, wie das alles noch weiter geht und aufgelöst wird. Von den bisherigen vier Romanen des Runs klar der Beste, hat sich ratzfatz weggelesen.

8/10

VG, God_W.
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