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Alt 01.04.2024, 18:57   #1921  
Nante
Eckensteher & Mosaik-FF Mod
 
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Die Mecki-Bücher bzw. 13x "Ein märchenhafter Reisebericht, aufgeschrieben von ihm selbst"

Als Kinder hatten meine Brüder und ich dank wohlmeinender "Westverwandschaft" ca. 2/3 der 13 Bände, leider immer mit Lücken. Trotzdem waren sie damals unglaublich einflußreich. Neben Winnetou oder dem Schlaraffenland habe ich vor allem aus dem 1001-Nacht Sagenkreis das erste mal durch diese Bände was erfahren.

Nach der Haushaltsauflösung meiner Eltern verschwanden dann auch die letzten, arg mitgenommenen Bände. Seitdem habe ich immer mal wieder einzelne Bände auf dem Grabbeltisch gesehen, aber nie mehr als 2 oder 3. Das habe ich dann bleiben lassen.

Ende letzten Jahres dann mal kurzentschlossen auf ein vergleichsweise günstiges Angebot reagiert und alle 13 Bände antiquarisch komplett erworben. Zwar nicht die Originale von Hammerich & Lesser aber alle eine Auflage aus den 80ern vom Lingen- Verlag.

Nachdem ich sie nun alle durch habe:
1. Canceln war offenbar schon in den 80ern in. Denn man hat aus den Texten fein säuberlich alle Hinweise auf Hör zu eliminiert, an die ich mich aus den Originalen noch gut erinnern konnte. - Sonst scheint man aber alles beim alten belassen zu haben.

2. Die Texte sind sonst ein gutes Zeitdokument zum Lebensgefühl aus den Adenauer-Jahren. Mecki ist natürlich der Über-Igel, quasi Old Shatterhand im 1-Meter-Bereich. Und Hamburg ist natürlich die schönste Stadt Deutschlands. (Zu der wir damals nie reisen durften.)

3. Nach der Diskussion um Otfried Preussler und dem Vorwurf (u.a.) er habe "Gewalt als Konfliktlösungsmodell dargestellt," - wer diese Befürchtung teilt, sollte die Finger von den Bänden lassen. Hier geht es teilweise sehr viel explizierter zur Sache.

4. Ich weiß nicht, ob man an den aktuellen Neuauflagen was geändert hat, aber zumindest in Band 6 (Mecki bei den N...lein, eine meiner "Neuentdeckungen") dürfte das ob der sprachlichen und bildlichen "Kontaminierung" aussichtslos sein.

5. Aber eigentlich sind die Texte unwichtig. Denn was Wilhelm Petersen da gezeichnet hat, wirkt auch heute noch großartig. Besonders die Bilder der Bände 7-11, die in der orientalischen Märchenwelt und auf dem Mond(!) spielen, wirken oft so, als hätte der Zeichner bewußtseinserweiternde Drogen genommen. Besonders viele Details am Rande sind auch heute noch (positiv) "krass".
In den letzten Bänden, die wieder in der heimischen Märchenwelt spielen, läßt das dann leider stark nach.

Fazit:
Eine schöne Kindheitserinnerung und das Gefühl, einige Lücken geschlossen zu haben. Einige Bände werde ich mir in nächster Zeit sicher auch noch ein zweites mal geben.

Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertig macht.
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