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Alt 09.04.2024, 21:26   #1925  
God_W.
Captain Rezi
 
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Das Monstrum (Tommyknockers) (Stephen King)

Das Buch wollte ich schon ewig mal lesen, so ungefähr seit ich als Teenie den TV-Zweiteiler ganz gut fand und Traci Lords durch selbigen kennengelernt habe.

Kurz nach „ES“ und nicht lange vor „The Stand“ brachte King seine Story über kleine grüne Männchen, eine waschechte fliegende Untertassengeschichte zu Papier. Recht umfassend angelegt hat er die im Kern tatsächlich recht einfache Story King-Typisch ausgeweitet, was mir ja oft enorm gut gefällt, bei ES und The Stand sogar finde ich das richtiggehend genial, hier klappt das aber nur bedingt. Zu oft werden einführende Geschichten zu Charakteren, die entweder nur kurz dabei sind, oder allgemein wenig zu tun haben, enorm breit ausgewalzt. Oft exakt zu dem Zeitpunkt, wo man eigentlich woanders gerne wissen würde, wie es weiter geht. So ist man am Anfang einer neuen Charaktergeschichte oft erstmal gelangweilt, auch wenn sie hinten raus zumeist doch ganz interessant werden. Insgesamt aber doch etwas unausgewogen muss ich sagen.

Die typischen King-Elemente sind natürlich auch wieder vorhanden, die Hauptdarstellerin ist Autorin, der Hauptdarsteller ist alkoholabhängiger Dichter usw. Was ich ganz interessant fand ist das Zeitkolorit. So ist der Dichter ein glühender Kämpfer gegen Atomenergie. Nach Tschernobyl war das eine der großen Ängste auf der Welt, die King geschickt und lautstark in sein Werk eingebunden hat. Dabei wird der anklagende Protagonist aber zuweilen derart fanatisch, dass er nicht mehr ernst zu nehmen ist.

Was bleibt ist ein spannender Alien-Streifen der an allen Ecken und Enden vor Hommagen trieft und zeigt, welche Liebe King für dieses Genre übrig hat. Das fängt ganz früh an, bei Werken Lovecrafts wie „Die Farbe aus dem All“, geht über Wells Radio-Adaption von „Krieg der Welten“ bis hin zu den „Dämonischen“ („Die Körperfresser kommen“, „Body Snatchers“…) und Philipp K. Dicks „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ („Blade Runner).

Aber auch andersrum wird ein Schuh draus. Bot King mit dem Roman vielleicht selbst ebenso Vorlagen für spätere Sci-Fi-Enthusiasten? Ob sich die Wachowskis bei „Das Monstrum“ Inspiration für ihre Matrix geholt haben? Oder gab es die Nutzung menschlicher Körper als Batterien zuvor schon mal? Auch sich selbst setzt der Autor wieder mehrere Denkmäler und verweist auf eigene Werke. Das Städtchen Derry kommt vor, Pennywise selbst hat sogar einen kleinen Cameo, der hellsichtige John Smith aus „Dead Zone“ findet Erwähnung und seine vermutlich vom „Dorf der Verdammten“ kopierte Variante einer von der Außenwelt abgeschotteten Stadt hat er später bei „Die Arena“ (muss ich auch irgendwann mal lesen) noch auf die Spitze getrieben.

Insgesamt schon unterhaltsam, streckenweise sehr spannend, und allgemein nicht wirklich schlecht, über viele Dinge freut man sich auch, aber doch auch oft etwas zäh, nervig und kein Vergleich zu seinen wirklich großartigen Werken aus dieser Schaffensperiode.

6,5/10

VG, God_W.

Geändert von God_W. (10.04.2024 um 07:19 Uhr)
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