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Alt 17.11.2018, 16:00   #406  
Peter L. Opmann
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Ort: Hessen
Beiträge: 5.507
Spinne (Williams) 85

Erscheinungstermin: 5/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 84
2) Journey into Mystery # 124

Story-Titel:
1) Kingpin schlägt zurück!
2) ohne Titel (Die Pracht und die Herrlichkeit!)

Original-Storytitel:
1) Kingpin strikes back!
2) The Grandeur and the Glory!

Zeichnungen:
1) John Romita / John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren: diese Geschichte ähnelt der von Silbermähne. Es geht um eine Auseinandersetzung zweier Gangsterbosse, und die Spinne ist zwar etliche Seiten mit der Suche nach beiden beschäftigt, muß sich ansonsten aber mit einer Zaungastrolle begnügen. In grafischer Hinsicht ist wieder alles ganz anders: Jim Mooney ist als Inker zurück, aber die Vorzeichnungen teilen sich angeblich John Romita und John Buscema. Ich vermute, Romita hat den Comic entworfen, aber tatsächlich gezeichnet hat ihn Buscema. Wir haben hier also nicht die großzügige Panelaufteilung, die er sonst verwendet. Andererseits sieht man im Zeichenstil kaum etwas von Romitas Handschrift.

Auf Intrigo sind jetzt 5000 Dollar Belohnung ausgesetzt. Die will sich die Spinne gern verdienen. Es ist Winter geworden in New York. Bevor sie mit der Suche beginnt, will sie einen Bus befreien, der im Schnee festhängt. Der Busfahrer gerät jedoch in Panik – die Passagiere wohl auch. Die Szene ruft auf witzige Weise in Erinnerung, daß die Spinne als Bedrohung wahrgenommen wird. Anschließend will sie einen Ganoven dazu bringen, das Versteck von Intrigo zu verraten, aber es ist in Wirklichkeit ein Polizist in Zivil. Einen weiteren Gangster versucht sie auszuquetschen, aber ohne Erfolg. Erneut wiederholt sich das Motiv, daß die Spinne die ganze Stadt absucht. Diesmal gibt sie wegen der Winterkälte auf. Peter Parker zieht es zu Gwen. Sie wollte ihn ja bei sich haben, gibt sich jedoch nun distanziert. Sie will wissen, warum Peter bei dem Unfall mit dem Transporter keine Schramme davongetragen hat. Da er darauf keine Antwort hat (es liegt natürlich daran, daß er die Spinne ist und den Wagen mit seinem Rücken abfing) und da ihn auch Captain Stacy dauernd prüfend mustert, geht er rasch wieder. Leider schwankt die Gwen-Figur wieder mal hin und her – der Wechsel von Zwist und Versöhnung ist für die Dynamik in der Soap leider unverzichtbar.

Intrigo ist deshalb schwer aufzufinden, weil er sich in einem Spezialauto (wohl nach dem Vorbild des Batmobils) ständig durch die Stadt bewegt. Er beschließt, nun Kingpin anzugreifen. Zunächst macht er einer Gruppe von Kingpin-Gangstern klar, daß er nun in New York das Sagen hat. Dann sucht er Kingpin persönlich auf, der aber zuvor von seinen Leuten gewarnt wurde. Währenddessen belauscht die Spinne ein paar Gangster, die ihr den entscheidenden Hinweis auf Intrigos Wagen geben. Die Suche könnte natürlich noch endlos weitergehen, aber siehe da: wenige Minuten später hat sie das Auto bereits entdeckt. Sie will als blinder Passagier mitfahren, aber Intrigo gibt erst Gas und schüttelt die Spinne dann ab, indem er ins Hafenbecken fährt. Das Auto ist zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu bewegen.

Als Intrigo bei Kingpin auftaucht, kommt es zu einer seltsamen Begegnung mit Kingpins Gattin Vanessa. Sie will ihren Mann davon abhalten, mit dem Herausforderer zu kämpfen. Kingpin dürfe nicht zum Mörder werden, nachdem sie schon ihren Sohn Richard verloren hätten. Die Spinne hat die Spur von Intrigos Gefährt verfolgt, bringt ihre Kamera in Position und platzt in das Treffen hinein. Während Kingpin sofort zuschlägt, macht sich Intrigo dünne. Auch Vanessa verschwindet. Kingpin ist außer sich, springt in einen verborgenen Lift und läßt die Spinne stehen. Die ist sehr enttäuscht. Sie hat nun zwar ein paar Fotos, aber die Belohnung für Intrigo ist außer Reichweite. „Und dabei liebe ich Geschichten, die auf der letzten Seite immer so gut und nett ausgehen“, merkt sie ironisch an (das ist natürlich die Ironie von Stan Lee).

Beim Erstlesen bin ich bestimmt nicht darauf gekommen, wer Intrigo in Wahrheit ist; heute kann ich nicht beurteilen, ob sein Geheimnis für den durchschnittlichen Leser auf der Hand liegt. Aber ich finde, daß dieses Geheimnis – das in der nächsten Ausgabe gelüftet werden soll – nicht der große Antreiber der Story ist. Interessanter ist der Konflikt zwischen Kingpin und Vanessa. Sie ist keinesfalls die emanzipierte Frau, die man heute erwarten würde, aber sie gibt dennoch ihrem Mann ganz schön Contra. Man hat beinahe den Eindruck, daß sie ihn mehr beherrscht als er sie, obwohl sie augenscheinlich die traditionelle Frauenrolle einnimmt. Man könnte auch sagen, sie ist eine italienische Mamma. Fazit: Der Vanessa-Charakter ist bisher der vielschichtigste in diesem Dreiteiler.

Eine Anmerkung muß ich noch machen: Erstmals haben wir hier eine ganzseitige "Sea Monkeys"-Anzeige auf dem Backcover. Es wird nicht die letzte gewesen sein.

Geändert von underduck (17.11.2018 um 17:17 Uhr)
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