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Alt 15.07.2020, 09:52   #2217  
pecush
Geisterjäger
 
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Beiträge: 7.497
Ich habe diese Woche mal wieder zwei ältere Perlen in den Player gelegt...

Club der toten Dichter

Ich mag solche Filme, in denen Schule über Pennäler-Scherze wie bei "Lümmel aus der ersten Bank" (die ich aber auch immer wieder gerne einschalte) hinausgeht. Sowas wie "Der ganz große Traum" oder "Das fliegende Klassenzimmer" zum Beispiel. "Club der toten Dichter" (ich will immer "Club der roten Dichter" schreiben, aber das wäre was anderes....) ist das Meisterstück dieser Sparte. Superb besetzt, und damit meine ich nicht nur den alles überragenden Robin Williams, sondern auch die zahlreichen Schüler-Darsteller, von denen einige sich im Anschluss ja einen Namen gemacht haben, und mit sehr guten Einstellungen. So schmerzt die körperliche Züchtigung, obwohl eigentlich nichts zu sehen ist. Auch das Spiel mit der Literatur finde ich sehr gelungen, und dass mein Uni-Prof dazu aufgefordert hätte, seine Skalen zur Einschätzung von Literatur zu vernichten, hätte ich mir gewünscht (da der sowas selbst entwickelt hatte, blieb das aber ein Wunschtraum). Im Mittelteil gibt ein bisschen Leerlauf, und Todd Anderson hätte im Vorfeld noch etwas mehr in den Fokus rücken können (dafür ist mir die Radio-Geschichte etwas zu belanglos), aber spätestens wenn sich die Schüler erheben, ist bei mir Gänsehaut angesagt. Im Bild mit dem kleine Robin Williams ein Kinobild für die Ewigkeit.
9/10


Die tödliche Maria
In diesem Thread wurde nach den besten deutschen Filmen gefragt, und da erwähne ich immer "Lola rennt" von Tom Tykwer. Tykwers Debüt ist aber mindestens gleichwertig. Für die, die den Film nicht kennen: Es geht um eine von Nina Petri gespielte Frau, die im Alltagstrott mit ihrem überkorrekten Ehemann gefangen ist und zeitgleich ihren kranken Vater pflegt. Ihre Wünsche und Erlebnisse dokumentiert sie in Briefe an eine Holzfigur, die im Wohnzimmer steht. Als sie sich in ihren von Joachim Król gespielten Nachbarn verliebt, bricht ihre Welt auseinander. Sehr fantasiereich mit seltsam anmutenden Momenten inszenierte Tykwer diese Geschichte und nimmt dabei viele Elemente seiner späteren Filme (vor allem aus "Lola rennt") vorweg. Uhren, anrasende Krankenwagen, zahlreiche Darsteller, die Titeleinblendung. Auch aufgrund des formidablen Scores könnte man meinen, man sieht eine Variante von "Lola rennt" - nur extrem langsam, viel düsterer, beängstigender. Langsam bedeutet hier aber nicht langweilig!
9/10
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