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Alt 07.02.2015, 14:17   #182  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Der Erfolg der Hollywood-Blockbuster und der unterhaltsamen Belletristik vom Krimi über Science Fiction bis zur Soap Opera täuscht über die Tatsache hinweg, daß die Schemata der klassischen Schreibratgeber (James Wood, James N. Frey, Sol Stein, Stephen King, Elizabeth George) eben nicht alles sind. Wenn du das Angebot betrachtest, einmal quer über alle Medien hinweg (Buch, Film, Comic, Fernsehen, Game usw.), sorgen die sicher für 90% des Umsatzes.
Allerdings gibt es auch einen Teil des Publikums, der die Zusammenhänge rasch durchschaut und sich deswegen bald langweilt, weil der Verlauf der Geschichte vorhersehbar wird. Diese Tendenz hat meiner Meinung nach in den letzten Jahren stark zugenommen: In Creative-Writing-Kursen werden Leute direkt auf diese Schreibe getrimmt, wenn sie davon leben wollen. zdf_neo wiederholt gerade Columbo, und in dieser Serie fallen mir Szenen auf, in denen der Inspektor Zeit genug hat, um irgendwo herumzusitzen und etwas auszuprobieren. Im Gegensatz dazu vermeidet Inspektor Barnaby jede Irritation: Der Fall ist klar, und zum Schluß gesteht der Täter und/oder seine Komplizen, dann ist die Welt wieder im Lot.

Was nicht einsortiert werden kann, landet häufig in der Kategorie Schmutz und Schund oder Trash. Meist bleiben diese Werke einem kleinen Kreis von Fans, Spezialisten und Wissenschaftlern vorbehalten. Mit ein wenig Glück erhalten sie etwas Publicity auf Festivals oder Börsen, in den allgemeinen Programmen landen solche Werke entweder im Orkus (Spät-/Nachtschiene) oder in Spartenkanälen.
Eigentlich wäre es überfällig, eine mehrere Monate dauernde Debatte loszutreten, um die Sehgewohnheiten mal aufzubrechen. Aber davor scheut das Feuilleton zurück. Deshalb schätze ich die Beiträge von Hans Schmid auf telepolis / heise-online.
Diese Scheu verstehe ich. Presse und Medien leiden ja heute schon unter einem zersplitterten Markt: Es gibt die internationalen Blockbuster mit immer größeren Umsätzen, während das mittlere Segment schrumpft oder ganz weggebrochen ist. Und je mündiger die Kunden sind, umso schwieriger dürfte es sein, ihr Verhalten zu berechnen.

Besonders italienische Werke leiden unter diesen Klischees und Vorurteilen.
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