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Alt 17.08.2019, 07:44   #156  
Marvel Boy
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Die phantastischen Comic-Welten des Michael Goetze
Edition Comicographie 2019


„ Über der Namen Michael Goetze stolperte ich bewußt erst Anfang der 1980er Jahre durch eine Anzeige für Voltfeder in einem Spinne Taschenbuch des Condor Verlags. Die abgebildeten Zeichnungen begeisterten mich sofort, aber der Preis von 36,- war absolut zu hoch für einen damals Zehnjährigen.“
So lauten zwei von den ersten Sätzen im Vorwort des Buches und genau so ging es mir auch. Okay, ich war schon ein paar Jährchen älter, aber immer noch im Taschengeldalter. Da war ich eher immer auf der jagt nach den mächsten Sonderangebot als auf der suche nach teurer experimenteller Comickunst.
Im Gegensatz zum Autor bin ich dann aber im laufe meiner Lese- und Sammlerkariere nie wirklich dicht an Goetze herangekommen. Natürlich hatte ich damals wie heute Heftchen aus dem Condor Verlag mit seinen Titelbildern, nur war mir das nicht bewußt und hätte mich auch nicht beeindruckt. Diese Quengelcover von Condor waren schon damals selten meins. Das er bei Condor aber auch wirklich tolle Cover gemacht hat, die sich auch in meiner Sammlung befinden wurde mir erst durch das Buch bewußt.
Comicmäßig stieß ich nur gelegentlich auf ihn. Das erste mal vermutlich in Condors Epic, später in den Comics für Afrika. Von seinen Eigenproduktionen habe ich wohl nur was von Zir Kan.
An sonsten, damals den ein oder anderen Artikel über ihn und seine Werke in Magazinen wie Comic Forum gelesen.
Nun, warum habe ich mir dann den Band über ihn dann gekauft?
Weil ich heute wie damals neugierig bin auf Hintergründe der Comicgeschichte. Und der Mann ist deutsche Comicgeschichte, auch wenn er nicht den Status und die bekanntheit eines Wäschers hat, so hat er doch auf seine Weise seinen Teil dazu beigetragen, mag man zu seinen arbeiten stehen wie man möchte.
Mit ein Ausschlag gebender Punkt zum Kauf war aber auch eindeutig das hier ein Teil der Condor Verlagsgeschichte mit aufgearbeitet wird. Einer der damals am Markt presentesten deutschen Comic Verlage, über die aber bisher immer noch nicht viel publiziert wurde was die Menge der Informationen betrifft.
Puh, lange Vorrede, es wird langsam Zeit noch ein oder zwei Worte über den Inhalt des Buches zu verlieren.
Beginnend mit den Anfängen als Schuljunge und selbst gezeichneten Piccolos die er sogar verkaufte beschäftigt sich die erste Phase des Buches mit ersten Produktionen, den Heften die noch in Selbstproduktion auf einer Offsetmaschine gedruckt wurden und anfangs auch noch persönlich an den Mann, es waren sicherlich auch Frauen dabei, gebracht wurden bis hin zu den ersten Veröffentlichungen in einem Großverlag, nein, noch nicht Condor, wo er Lizenzcomics zeichnen durfte, oder mußte, je nach sichtweise.
Nun, schon im Anfang es Buches fand ich es äusserst spannend zu sehen wie hier zielstrebig experimentiert wurde, passen die Begriffe eigentlich zusammen, um auszuloten was kann ich und wie bringe ich das, bzw. mich an den Markt, ins Geschäfft.
Danach gibt es dann gleich den Sprung zu Condor, etwas weg von Goetze, als Verlagsportrait. Hier wird die Geschichte der Herrn Biehler und seines Gespürs für das Geldverdienen mit Comics geschildert. Man bekommt einen Überblick über Verlagsgeschichte und Publikationen.
Zu lesen gab es im laufe der Jahre schon genug über Condor, aber hier gibt es die Infos einmal konzentriert und, für mich, es gab auch neues zu entdecken.
Nach der Vorstellung Condor nun also Goetzes arbeiten für den Verlag, was natürlich auch weitere Details zur Verlagsgeschichte zutage fördert.
Ich war überrascht wie viel er für den Verlag gemacht hat, obwohl ich schon wußte, es war nicht ganz wenig. Leider aber kaum eigene Sachen. Allerdings war Condor ja auch deutlich anders ausgerichtet als die privaten Comicinteressen von Goetze.
Goetze und Condor, dieses Gespann macht einen größteil des Buches aus und weiß trotz der Kinderprodukte um die es geht zu faszinieren.
Eingestreut sind dann ein paar seiner privaten Projekte jener Zeit mit Hauptschwerpunkt Voltfeder natürlich, inhaltlich wie produktionstechnisch und den Alben Ablegern einzelner Figuren die sich daraus entwickelten. Für mich meist Neuland. Klar, die Namen seiner Schöpfungen waren mir bekannt, da ich das geschehen in der Szene damals verfolgte, gelesen habe ich davon das wenigste muß ich zu meiner Schande gestehen.
Nochmal zurück zu Condor, die Masters Of The Univers Fans kommen hier auch voll auf ihre Kosten, wurde die deutsche Comicserie doch von Goetze und Hary eigentlich konzipiert. Dazu gibt es auch ein Interview mit letzt genanntem.
Da ich gerade bei Interviews bin, das Buch enthält auch ein paar interessante ältere von Goetze.
Und da möchte ich die einzige Kritik an dem Band mal einschieben, für die die Macher aber gar nichts können.
Ich hätte mir zumindest ein neues Interviel mit ihm gewünscht. Da er aber wohl kein Interesse an der Mitarbeit, bzw. an der Unterstützung, am Buch gehabt hat bleibt nur zu hoffen das er nach Lektüre, wenn er es denn zur Hand nimmt, des Bandes zum zweiten etwas beisteuert.
Letztendlich darf im diesem Buch natürlich das Robotter Imperium nicht fehlen, sein großer Schritt in die etwas breitere Comicöffentlichkeit. Hierzu wird nochmal ausführich berichtet, inklusive eines alten Artikelsls der auf die Technischen Seiten genauer eingeht, was mich sehr gefreut hat.
Im Anhang gibt es dann noch eine Übersicht über sein Schaffen, soweit zuzuordnen, um das ganze abzurunden.
Fazit, wer an deutscher Comicgeschichte interessiert ist kommt an dem Buch nicht vorbei. Wer an Goetzte interessiert ist sowiso nicht. Condor geschädigte sollten auch zugreifen. Aber auch allen anderen sei der Band ans Herz gelegt, er ist wirklich gut gemacht und bietet interessante Einblicke in vergangene Tage die den damaligen Comic Markt in all seinen Formen geprägt haben.

http://www.comicguide.de/index.php/c...&display=short


Geändert von Marvel Boy (18.08.2019 um 16:18 Uhr)
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