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Alt 05.07.2019, 18:07   #4309  
michidiers
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„Den Nachfolgern im Nachtleben“

(Aus der Comicreihe: „Die Unheimlichen“)





Künstlerinnen: Isabel Kreitz und Sarah Khan

„Die Unheimlichen“ ist eine vom Carlsen Verlag gestartete und von der Künstlerin Isabel Kreitz (u.a. „Die Sache mit Sorge“, „Haarmann“) betreute Gruselcomic-Reihe, in der klassische und moderne Schauergeschichten neu interpretiert werden. Die Reihe umfasst mittlerweile -5- Ausgaben im HC-Taschenbuchformat im Umfang von jeweils -64- Seiten. In „Den Nachfolgern im Nachtleben“ erweckt Isabel Kreitz, nach einer Kurzgeschichte der Berliner Autorin Sarah Khan, einen toten Nachtschwärmer in Berlin zum Leben.

Als Auftakt erschienen drei Ausgaben, wovon ich mir diese Woche aus reiner Neugierde „Den Nachfolgern im Nachtleben“ zugelegt habe. Die vorliegende Kurzgeschichte spielt in der alternden Berliner Partyschickeria, die ihre beste Zeit längst hinter sich hat und wo man der festen Meinung ist: „Früher in den 80ern waren die Partys viel besser!“. Um dies zu untermauern, erweckt man in der Szene einen verstorbenen Partylöwen zu neuem Leben. Doch es gibt ein Problem: der frisch dem Grab entsteigende Untote macht nicht wirklich das, was man von ihm erwartet.

Eine banale Hintergrundgeschichte wird hier mit einer ordentlichen Prise schwarzem Humor zu einer gefälligen Gruselstory verwoben, die ohne Splatter und Gore auskommt und ordentlich Seitenhiebe auf die derzeitige Mainstreamschickeria in Berlin verteilt. Die von Isabel Kreitz dazu gefertigten Zeichnungen sind stimmungsvoll, passen sich dem Verlauf der Geschichte gut an und beweisen ein gutes Händchen für die Perspektive. Den Höhepunkt der Story gibt es dann im Edelrestaurant Grill Royal, wo bei luftgetrocknetem Biosteak entlarvende Erkenntnisse über sich selbst gewonnen werden.
Am Ende gibt es noch ein interessantes Nachwort und vier als Suchbilder („Finde den Zombie“) angelegte Stadtansichten von Berlin.

Fazit: Eine ansprechende und nicht ganz alltägliche Gruselgeschichte, die ihren ersten Gruselschauer allerdings schon an der Ladenkasse auslöst, denn mit 12 Euro ist das kleine Werk im Taschenbuchformat alles andere als günstig. Aber hier wären wir wieder beim luftgetrocknetem Biosteak: Wer das Besondere will, muss eben draufzahlen.
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