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Alt 21.10.2008, 17:28   #22  
Peter_Wiechmann
am 11.01.2020 verstorben
 
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Im Namen des HErrn
zur Hölle!





Die knappe wie entlarvende Bilanz eines jeden Glaubens- oder Religionskrieges: Im Namen des Herrn zur Hölle!

Ich spreche im Folgenden über den 30jährigen Krieg und da trifft die Erkenntnis derer, die andere im Zeichen des Kreuzes zum Teufel schickten – und meist selbst folgten oder verkrüppelt hinterher hinkten - noch einmal mehr zu.
Drei Jahrzehnte Mord und Totschlag unter dem Vorwand einer heiligen Christenpflicht dezimierte die Bevölkerung Deutschlands drastisch.
Auf den Schlachtfeldern starben Freund und Feind aus aller Herren Länder für den Machtanspruch der Dynastien in Europa.

Vom Leben und Sterben der Söldner unter protestantischen und katholischen Fahnen handelt mein Buch, in dessen Mittelpunkt der Trommlerjunge Thomas steht.

Ich schrieb und produzierte diese Serie in den späten 80er Jahren für das Gruner & Jahr-Magazin „YPS“.

....
Cover YPS 136 + Doppelseite 38 + 39 aus YPS 136 (zum lesen Bild anklicken)

Der Stoff lag mir am Herzen und eigentlich seit meiner Jugend sehr nahe. Nach der Flucht aus Schlesien wuchs ich in Eschwege – der Heimat meiner Mutter – auf. Martin Luther schlug nicht weit von hier in Wittenberg seine Thesen an das Kirchenportal und läutete mit diese Hammerschlägen unbeabsichtigt die erste ganz große Kriegskatastrophe der beginnenden Neuzeit ein.
Denn die von Luther geforderte Reformation seiner katholischen Kirche führte zur Spaltung:
Protestanten wie Katholiken fühlten sich alsbald als einzige – von Gott bestallte - Bewahrer des einzigen und wahren Christentums!
Die Folgen sind bekannt ...


Eschwege brannte im Jahre 1637 nieder. Tartarensöldner warfen ihre Pechfackeln und die Fachwerkhäuser wurden ein Raub der Flammen.

Mit diesen Geschichten wuchs ich in einer Umgebung auf, in der fast auf jeder zweiten Bergeshöhe eine Raubritterburg das jeweilige Tal dominierte.

Natürlich forschten wir in den Ruinen nach Schätzen, lagen nachts in den bröckelnden Zwingtürmen um das Lagerfeuer und ließen die Zeiten von Belagerung, Ausfall und Flucht durch die unterirdischen Gänge in lebhafter Fantasie auferstehen.

Wir fanden die Schätze nicht – aber die professionellen Ausgräber stießen alle Nase lang darauf. Beim Abriss alter Gemäuer kamen die Gold- und Silbermünzen zutage, die einst vor den anrückenden Tartarenregimentern in aller Hast verborgen wurden.

Oder Gebeine – von verrostetem Harnisch und Brustwehr auch im Tod noch geschützt – von Söldnern unbekannter Herkunft, die im fremden Land für Handgeld und Sold ihr Leben ließen.

Und per Zufall (?) stand ich auch zwei Mal als Landsknecht in Eschwege auf der Bühne. Einmal mit 16 in der Hauptrolle eines selbstgeschriebenen Stückes in der Schule und mit 18 auf der Bühne des Stadttheaters.
Beide Male durfte ich dort den rauen Haudegen verkörpern, der saufend und raufend seine Haut zu Markte trug ...


Laienspieler Wiechmann als ruppiger Landsknecht (1956)

Als ich rund 20 Jahre später meinen Trommlerjungen Thomas aus der kleinen Stadt Wanfried – nahe Eschwege – in den Großen Krieg schickte, da war der Boden für ein solches Epos schon gut vorbereitet.

Ich wollte den großen Ereignissen des Krieges gerecht werden – ohne die Serie mit Geschichtlichem zu überfrachten. Und doch geriet diese Comic-Saga schon recht anschaulich. Sie spiegelte – auch in ihrer Fiktion – eine wilde ... eine barbarische Epoche.
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