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Alt 14.06.2022, 16:56   #58  
steffen
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Zum Heft: Joaaaa. Das ist jetzt, wenn ich mich irre, das vierte (?) Kooperations-Sonderheft der letzten Jahre, und ein comicmäßiges Highlight in dem Sinne, dass es gelungen wäre, die Bildungsinhalte in eine gelungene, spannende, sich selber tragende Geschichte zu verpacken, ist für mich keines gewesen. Das Sachsen- oder auch das Schokoladenheft aber zumindest noch mehr als dieses. Wenn es überhaupt irgendetwas gab, das man einen Handlungsbogen nennen kann, dann die Liebelei zwischen Elsa und Willy, die aber ungefähr so spannend war wie eine 50er-Jahre-Schnulze.


Zum Bauhaus: Hmmmm. Bin da zwiegespalten. Finde diese Zeit, diese Suche nach und diese Hoffnung auf einen "neuen Menschen", auf eine neue, demokratischere Gesellschaft, einerseits unfassbar spannend. Andererseits aber glaube ich auch nicht, dass ich mich in einem nach dem Bauhaus-Konzept gebauten Haus damals rundum wohlgefühlt hätte oder es heute tun würde. Meiner Einschätzung nach hat ein radikaler Bruch mit dem Althergebrachten und seinen Werten der Menschheit auf längere Sicht nie gut getan. Und gerade dass sie immer wie aus einem Guss wirken; dass sie immer wie eine fertig durchgeplante Maschine wirken, die nicht mehr wie beabsichtigt funktioniert, sobald man ein Teil am Gesamtkonzept entfernt oder ändert – das ist der Punkt, der mir Bauhaus-Bauten trotz aller Faszination immer auch ein wenig suspekt wirken lässt. Für mich muss ein Gebäude den Hauch seiner Geschichte atmen; man muss spüren, dass da Generationen gelebt haben und/oder Generationen zukünftig leben werden, die das Vorgefundene immer wieder an ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ideale anpassen. Ein Schloss, eine Kirche oder ein Kloster (und auch dieses war ja, ähnlich wie die Bundesschule im Heft, auf seine Art eine Bildungseinrichtung!), das über Jahrhunderte immer wieder umgebaut, vergrößert, ergänzt worden ist, übt auf mich da eine ganz anderen Reiz aus als so ein 20er-Jahre-Zweckbau, bei dem das ganze Konzept kaputt ist, wenn man da in den fast hundert Jahren zwischen der Bauzeit in unserer Gegenwart (mit all den dazwischenliegenden veränderten Bedürfnissen und Erfordernissen) irgendwas Grundlegendes geändert hat. Ähnliches gilt für Planungsstädte wie zum Beispiel Brasília. Auch Städte müssen wachsen, gedeihen, sich verändern, sonst sind sie irgendwann nur noch Korsett.


Aber immerhin: Die Bundesschule Bernau, obwohl sogar UNESCO-Welterbe, war mir bis jetzt tatsächlich völlig unbekannt geblieben. Immerhin das hat dieses Heft also erreicht.


Zitat:
Zitat von Max schwalbe Beitrag anzeigen
Immer wieder erstaunlich zu lesen, wie ein Gender-Sternchen schon mit ideologischer Einflussnahme der DDR-Zeit verglichen wird, die das Mosaik damals noch abwehren konnte, verglichen mit heute... Sorry aber das kann ich nicht ernst nehmen.
Danke. Das sehe ich auch so.

Die Assoziationen mit der Neos-Serie, und zwar inhaltlich wie zeichnerisch, kamen mir zwar auch. Und ich bin zugegebenermaßen auch erstaunt, wie nahe man sich in manchen Dialogen in diesem Heft an einen sozialistischen Duktus herangewagt hat (gab es überhaupt schon je zuvor ein Mosaik-Produkt, in dem die Internationale zitiert wurde?). Das sind für mich aber erstens völlig wertfreie und interessante Feststellungen und hat zweitens mit der Verwendung gendergerechter Schreibweisen nicht das Geringste zu tun.
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