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Alt 12.11.2015, 17:59   #10  
Servalan
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Standard Dino Buzzati: Il Deserto Dei Tartari (1940)

Deutsche Ausgabe: Die Tatarenwüste. Roman, aus dem Italienischen von Stefan Oswald, Klett-Cotta (Greif-Bücher) 1993, 238 Seiten
Italienische Studienausgabe in der Reihe Oscar classici moderni im Verlag Mondadori, 202 Seiten
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tatarenwüste
https://it.wikipedia.org/wiki/Il_des...rtari_(romanzo)

Weil das regulärer Schulstoff ist, finden sich online weitere Materialien:
http://www.skuola.net/libri/riassunt...o-buzzati.html
http://www.atuttascuola.it/relazioni...ei_tartari.htm
http://doc.studenti.it/scheda-libro/...o-buzzati.html

Buzzatis anspruchsvoller Fantasyroman kann gewissermaßen als Gegenstück zu J.R.R. Tolkiens Herrn der Ringe gelesen werden. Zumal beide Werke zur gleichen Zeit entstanden sind. Außerdem hat der Stoff ziemliche Ähnlichkeiten mit den Grenzstellen aus George R.R. Martins Game of Thrones.

Giovanni Drogo ist ein junger Leutnant in einem ungenannten Land, dessen Grenze gegen einen befürchteten Ansturm der Tataren verteidigt werden muß. Deshalb muß sich Drogo von seiner Geliebten verabschieden und die Hauptstadt verlassen. Stationiert wird er in einem abgelegenen Fort am Rande einer Steinwüste, wo er sich bewähren muß.
In dem Fort schmoren die heißblütigen Möchtegernhelden im eigenen Saft und suchen krampfhaft nach Ablenkung. Regelmäßig ziehen Patrouillen durch das Gelände - doch die Tataren kommen nicht. Die jungen Soldaten gehen sich auf die Nerven, und bei einer Schlacht könnten die Hitzköpfe Dampf ablassen. Mal gibt es falschen Alarm, mal gehen sich die Isolierten gegenseitig an die Kehle. Die Luft flimmert vor Anspannung.
Jahre vergehen. Drogo wird älter und älter, bis er vergreist. Irgendwann soll der alte Drogo in die Hauptstadt verlegt werden. Er liegt schon auf der Bahre, just in dem Moment greifen die Tataren an ...

In seiner lakonischen Sicht auf einen Traum, der erst in Erfüllung geht, als es längst zu spät ist, ist mir dieser Roman im Gedächtnis geblieben. Je länger ich ihn gelesen habe, desto mehr glich er Werken von Franz Kafka oder Joseph Conrad. Wenn sich Drogo an seine Kindheit erinnert, bekommt der Roman etwas Märchenhaftes, von dem sich die trostlose Routine im Fort kontrastreich abhebt. Ein Roman für Leute "von 7 bis 77 Jahren".

Geändert von Servalan (12.11.2015 um 18:22 Uhr)
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