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Alt 01.09.2018, 16:52   #305  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 57

Erscheinungstermin: 5/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 56
2) Submariner # 6

Story-Titel:
1) Unheil!
2) ohne Titel (Und der besiegte den Tod!)

Original-Storytitel:
1) Disaster!
2) And to the Vanquished… Death!

Zeichnungen:
1) John Romita / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Bei dieser Ausgabe fällt mir mein Urteil nicht ganz leicht. Grundsätzlich denke ich, Stan Lees Einleitungen sind wesentlich besser als die Art, wie er solche Geschichten dann zuendeerzählt. Die Sache mit der Amnesie der Spinne, wobei ihr eingeredet wird, sie stecke mit Dr. Octopus unter einer Decke, finde ich nun nicht so schlecht wie befürchtet. Lee und Romita geben sich einige Mühe, sich in das Fühlen und Denken der Spinne hineinzuversetzen. Es ist auch ganz reizvoll, daß sie am Ende ihr Gedächtnis vorerst nicht wiedererlangt. Das zeichnerische Niveau der Serie war in der letzten Ausgabe etwas abgesunken. Es gab wenig Hintergründe, wenig dramatische Perspektiven, und Inker Mike Esposito begnügte sich des öfteren mit einem ziemlich dicken, groben Pinselstrich. Das sieht jetzt aber wieder etwas besser aus.

Und das geschieht: Die Spinne klaut zusammen mit Ock den Vernichter vom Stark-Werksgelände. Dabei grübelt der Netzkopf die ganze Zeit darüber, wer er ist und warum er mit Dr. Octopus zusammenarbeitet – den er insgeheim gar nicht leiden kann und vor dem sie ein inneres Gefühl (ihr Spinnensinn) warnt. Die Zusammenarbeit muß nun noch praktisch realisiert werden. Damit der Vernichter richtig arbeitet, muß noch ein fehlendes Teil eingebaut werden. Das soll die Spinne aus Fort Tyson holen (ließ sich für mich nicht klären, ob es das wirklich in der Nähe von NY gibt). Was sie auch tut – damit wird sie also tatsächlich zu Ocks Komplizen. Dabei läßt sie aber versehentlich eine Art Visitenkarte zurück, die das Versteck von Ock verrät.

Nachdem sie zu Ock zurückgekehrt ist, behandelt der sie ziemlich überheblich. Er hat schon vergeblich versucht, ihre geheime Identität aufzudecken – das ließ die Spinne instinktiv nicht zu. Nun läßt er sie spüren, daß sie für ihn nur ein Hilfsarbeiter ist. Beide geraten miteinander in Kampf. Aber dann braucht Ock die Spinne doch noch einmal. Die Armee hat ihn aufgespürt und umstellt seinen Stützpunkt. Mit einem Rauchgasangriff gelingt es den Soldaten, Ock den Vernichter abzunehmen und ihn gegen ihn einzusetzen. Seine Tentakel werden wirkungslos, Ock steht unter Arrest. Er versucht nun, die Spinne gegen Colonel Jameson und seine Leute aufzuhetzen. Da er ein positives Bild von der Spinne hat, wartet Jameson ab, was sie tun wird. Sie greift auch tatsächlich seine Truppen nicht an, will sich aber auch nicht festnehmen lassen. Sie verschwindet – damit macht sie sich in gewisser Weise endgültig schuldig. Aber Jameson verhindert, daß seine Leute auf sie schießen. Wie gesagt: Ihr Gedächtnis erlangt sie hier noch nicht wieder. Im vorletzten Panel nimmt Peter Parker seine Maske ab und betrachtet sich in einem spiegelnden Fenster – er weiß nicht, wer er ist.

In Peter Parkers Welt tut sich in dieser Episode wieder nicht viel. Allerdings hat eine Figur ihren ersten Auftritt, die in den nächsten Ausgaben noch recht wichtig werden wird: Captain George Stacy, der hier mit Colonel Jameson zusammenarbeitet, der Vater von Gwen. Stasy ist Polizeichef von New York. Gwen ruft ihn an und bittet ihn, nach Peter zu suchen, der schon länger weder in seiner Wohnung, noch an der Uni, noch bei Tante May aufgetaucht ist. Bei dieser Gelegenheit sehen wir auch eine zutiefst besorgte Tante May.

Noch ein paar Beobachtungen am Rande: Es gibt wieder mal ein älteres Miniposter, gezeichnet von Steve Ditko; es zeigt die Echse. Wir erleben gleich das nächste MMT-Porträt, das von Roy Thomas. Es wird besonders hervorgehoben, wie viel er arbeitet – was für den normalen Williams-Leser gar nicht nachvollziehbar ist, denn der Großteil der Storys kam bisher von Stan Lee. Und es gibt auch wieder Anzeigen, diesmal kleinformatige. Einmal für die legendären Sea-Monkeys, zum anderen vom nicht minder sagenumwobenen Marken-Paul. Man muß es wohl Williams hoch anrechnen, daß diese Kleinanzeigen nicht mitten in den Comics platziert wurden (wie etwa bei Bastei), sondern auf der eher unattraktiven zweiten Seite mit der Checkliste. Marken-Paul wurde dann auch nicht Dauerinserent – der Sea-Monkeys-Vertrieb buchte später lieber ganze Seiten zu vermutlich sehr günstigen Bedingungen. Jedenfalls war Williams mit seinen zu diesem Zeitpunkt zwölf Titeln für die werbetreibende Wirtschaft durchaus attraktiv. Die Werbeeinnahmen reichten aber bekanntlich nicht, diese Titelfülle am Leben zu erhalten.
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