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Alt 06.01.2017, 15:07   #25  
Phantom
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Hm, ich hatte mit meiner Bemerkung, dass mir das Buch nicht gefallen hat, hier keine hitzige Diskussion entfachen wollen. Eingedroschen wird aber doch auf niemanden. Ganz sachlich: jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Man darf das Buch doch toll finden. Umgekehrt darf ich als Käufer (25 Euro, nicht, wie in der SB geschrieben, 22,50 [nein, kein bedeutender Fehler], also 50 Mark in Echtgeld) doch konstatieren, dass ich enttäuscht war.

Um Belege zu finden, habe ich gestern Abend mein Exemplar nochmal durchgeblättert. Hier ein paar Fundstücke: die BASF wird nach Ludwigsburg gelegt (statt Ludwigshafen); Flash Gordon wird von Dan Berry gezeichnet (statt Dan Barry), Tarzan von Burne Hoggart (statt Burne Hogarth) und John Celado (statt Celardo), es wird von Marylin Monroe und James Steward (statt Marilyn und Stewart) geschrieben, Werner Keller ist 1080 gestorben,... Immer mal wieder falscher Fall und Druckfehler ("Hamburgö"). Für viele bin ich jetzt der Korinthenkacker, aber als Leser habe ich den Eindruck, dass hier sehr schludrig gearbeitet wurde (vom Autor oder vom Lektor oder vom Verleger, keine Ahnung, aber das ist mir als Käufer und Leser egal). Und dann geht es mir eben so: wenn mir bei Sachen, bei denen ich die Wahrheit kenne, Flüchtigkeitsfehler auffallen, stelle ich einfach automatisch auch den Rest unter Generalverdacht: stimmen denn die Geburtsdaten der Zeichner, oder sind da auch Tippfehler drin? Stimmen denn die Geburtsorte oder wurde da auch mal etwas verwechselt? Und schon traue ich den Informationen im Buch nicht mehr. Klar, mag ungerecht sein; vielleicht sind alle anderen Sachen im Buch tausendprozentig richtig, aber woher soll ich das wissen? (Natürlich kann man, wenn man ein bahnbrechendes Buch mit lauter neuen Fakten schreibt, auch mal Carl Barx schreiben. Aber das vorliegende Buch ist ja so etwas nicht, will es auch gar nicht sein, sondern eher ein Lexikon, das verstreut veröffentlichtes Wissen zusammensammelt.)

Sachbücher brauchen Vertrauen in die Richtigkeit der Informationen, die dort enthalten sind, weil ich als Leser die ja nicht nachprüfen kann und will. Wenn man den Autor persönlich kennt (oder andere Veröffentlichungen von ihm), mag man dieses Vertrauen haben, weil man weiß, dass er etwas weiß. Wenn das aber nicht der Fall ist, kann man das Vertrauen nur durch das Buch selbst gewinnen; Schludrigkeit ist dann aber eher ein Hindernis dafür.

Dann ein Zitat aus dem Bob-Heinz-Artikel: "Das Gros des (...) Werkes wartet noch fast 25 Jahre nach seinem Tod auf eine Wiederentdeckung". Heinz ist 1984 gestorben, "fast 25 Jahre" nach seinem Tod war Anfang 2009. Hier hatte ich zum ersten Mal den Verdacht, dass etwas wiederverwertet wurde. Dann ist mir aufgefallen, dass bei einigen zitierten URLs "Zugriff:XX.XX.2011" steht. Zugriff 2011, wenn das Buch Anfang 2016 erscheint? Ein paar der zitierten URLs gibt es daher auch gar nicht mehr (ich habe nur ein paar ausprobiert). Und: Im Vorwort steht übrigens keineswegs, dass Teile des Buches schon woanders veröffentlicht wurden.

Erst dann habe ich im Internet gegoogelt und mir zusammengereimt, dass hier Teile evtl. in überarbeiteter Form wiederverwendet wurden. Das ist jetzt auch wieder Geschmackssache, manche finden nichts dabei, ich finde das unehrlich dem Käufer gegenüber. Weder der Verlag im Internet noch der Klappentext noch der Autor im Vorwort schreiben explizit, dass Teile des Textes schon woanders veröffentlicht wurden.

Also zusammengefasst und von meiner Seite das letzte Wort dazu: wenn der Verlag deutlicher gemacht hätte, dass Teile des Buches schon veröffentlicht wurden, wenn vorab deutlicher gemacht worden wäre, dass es kaum Abbildungen gibt und wenn es ein funktionierendes Lektorat gegeben hätte, gäbe es von meiner Seite nicht viel auszusetzen. Aber so, wie es ist, ist das Buch für mich (!) keine 25 Euro wert. Damit will ich auf niemanden "eindreschen"; ein Verlag und, ja, auch ein Sachbuch-Autor müssen doch damit umgehen können, dass ein Käufer ein Buch nicht weiterempfehlen kann. Ich verstehe natürlich, dass jemand, der viel Arbeit und Zeit investiert hat, beleidigt ist, wenn er sich ungerecht kritisiert fühlt, das ist menschlich. Ich bin Mathematiker, und bei jedem Artikel, der mir von einem Referee um die Ohren gehauen wird, hege ich erst mal Rachegedanken, schlafe dann drüber und sehe doch wieder ein, dass jeder Leser eben das Recht hat, meine Sachen nicht gut zu finden.

Geändert von Phantom (06.01.2017 um 15:18 Uhr) Grund: Tippvähler
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