Thema: Mark Twain
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Alt 06.10.2014, 23:12   #38  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Bastei Sonderband: ab 1970 (-1973)

Das ist das Titelbild des Bastei Sonderbandes Nr.30 Huckleberry Finn.




Die Zeichnungen sind einerseits recht einfach, zudem gegenüber den IK weiter >>modernisiert<<, die Frisuren, vor allem der Frauen und Mädchen, würden auch in unserer Gegenwart nicht weiter auffallen. Die Farben sind bunt, für einen Comic, an dem Kinder und Jugendliche Gefallen finden sollen, recht ordentlich (mir sagen sie nicht zu, aber ich bin auch nicht die Zielgruppe). Als Bildbeispiel habe ich natürlich die Selbe Szene rausgesucht, wie bisher. Sie ist noch kürzer geworden, inhaltlich macht sie noch weniger her. Der Text im Kasten des ersten Bildes hätte mich auch ohne das Titelbild gleich zu Bastei als Verlag geführt. „Haha! (…)“ ist eine beliebte Standartformel gewesen, in meiner Phantom-Abteilung habe ich gelegentlich darauf hingewiesen.



Fernseh-Comic-Sonderheft Nr.1: 1982, Condor Verlag.

Hier ist das Reisemotiv von Huck als Titelbild gewählt, wie er fröhlich auf einem Floß den Fluss entlang stakt, obwohl seine Fahrt eine Flucht ist. In diesem Heft ist das abgebildete Umfeld ebenfalls modern, zu modern dargestellt. Die Gebäude wirken nicht mehr pionierhaft, was zu der Zeit und dem Handlungsort von Huck Finn durchaus noch der Fall war. Der Mississippi war noch Grenzregion, die massenhafte Besiedlung des >>Wilden Westen<< hatte noch nicht eingesetzt. Die Zeichnungen selber sind ganz passabel, zeigen gelegentlich technische Mängel in den Darstellungen.




Als Illustration habe ich erneut die bekannte Szene ausgewählt. Sie ist erneut kürzer geworden, beschränkt sich nur noch auf einige kurze Sätze, dann sucht Huck das Weite. Auffällig sind im ganzen Text die drei Punkte, die am Ende vieler, vieler Sätze stehen, egal ob in der Rede oder in Textboxen. Die gewählte Maschinenschrift zeigte im größten Teil des Textes Wortfetzen, die der geneigte Leser im Geiste wohl selbst ausfüllen sollte, das ist banal, simpel. Die Story ist sehr ausführlich dargestellt, in diesem Heft aber nicht zu Ende erzählt. Es fehlen die Theaterszenen und das vorerst versöhnliche „happy end“ des Romans. Soweit mir bekannt gibt es keine Comic-Fortsetzung.

„Huckleberry Finn“, nicht nur ein literarische Abenteuer in Buchform, auch die vorliegenden Umsetzungen in bildlicher Darstellung sind abenteuerlich. Sicherlich ist es schwer – was eigentlich aber für jegliche Adaption in ein anderes Medium gilt – aus einem anspruchsvollen Text eine Kind gerechte Umsetzung zu fabrizieren. Und das dürfte der eigentliche Knackpunkt sein: Zu früh, zu schnell sind aus Huck´s Abenteuer – und nicht nur diesen – Kinderliteratur geworden. Das gilt natürlich auch für Tom Sawyer, der nächsten Comicvorstellung in diesem Theater.
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