Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.10.2019, 22:02   #224  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.522
Die Spinne (Williams) 105 und 106
(= Der mächtige Thor 52)

Erscheinungstermin: 2/3/1978

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 134

Story-Titel:
1) Die Menschenzüchter!

Original-Storytitel:
1) The People Breeders!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Jetzt wird’s wieder ziemlich abenteuerlich – in der übertragenen Bedeutung dieses Wortes. Nachdem Thor die Rigelianer und den lebenden Planeten abgefertigt hat, kommt er nun, vermittelt durch die verschwundene Jane Foster, mit dem Hohen Entwickler in Kontakt. Ich stelle mir vor, daß Stan Lee wohl große Mühe hatte, sich angemessene Gegner für den unbesiegbaren Thor auszudenken. Das wird nun eine Schöpfung des Entwicklers sein, die „Menschen-Bestie“, die genau besehen ein Werwolf-artiges Mischwesen ist – und vielleicht in gewissem Sinn ein Vorläufer des Man-Thing. Lee und Kirby stückeln die Episoden weiter sehr nachlässig zusammen; da war „Fantastic Four“ zu dieser Zeit doch deutlich sorgfältiger geschrieben. Vince Colletta inkt hier wieder mal ziemlich schludrig – damit konnte Jack Kirby sicher nicht zufrieden sein, der seinerseits nach wie vor mit fantastischen Figuren aufwartet.

Die Story des lebenden Planeten endet mit einem sauberen Schnitt. Letztes Mal hat der schon hoch und heilig gelobt, nie wieder eine Invasion zu planen. Die Rigelianer versprechen ihm nun, die Erde künftig in Ruhe zu lassen. Im Weltraum gilt das Wort ganz offenbar noch etwas! Tana Nile wird losgeschickt, eine ganze Galaxie zu kolonisieren – glücklicherweise nicht die unsrige… Überraschend kommt Galactus beim Sternsystem Rigel vorbei, der gerade wieder mächtig Kohldampf schiebt. Dieser kurze Handlungsstrang wird aber wohl nicht weiterverfolgt. Vielleicht dachte man, es wäre an der Zeit, eine Verbindung zum übrigen Marvel-Universum herzustellen. Später werden noch zwei weitere Gaststars einen kurzen Auftritt haben.

Der Fokus muß sich nun auf Jane Foster richten, die für Thor die Verbindung zu den seltsamen Menschenzüchtern herstellen wird. Es stellt sich heraus, daß der Mann namens Tagar ein Adliger aus der alten Welt (Europa) ist. Der Glatzkopf ist sein Fahrer, möglicherweise auch sein Diener. Man fragt sich, was er allein in dem Flugzeug zu suchen hatte, wo er Janes Bekanntschaft machte. Mehr noch fragt man sich, was Graf Tagar mit ihr vorhat. Zumindest für mich ist auch nicht ganz klar geworden, ob er der Hohe Entwickler ist. Thor hat von den Rigelianern ein „Seelensuchgerät“ bekommen, mit dem er Jane schnell auffinden kann. Mit dem handyartigen Apparat kann ihre „Lebensaura“ geortet werden. So trifft auch Thor kurz darauf in Europa ein, wo er jedoch von den „Rittern von Wundagore“ (sie erinnern entfernt an die Ritter der Tafelrunde) in Empfang genommen und eingefangen wird. So trifft Thor nun auch auf die Menschenzüchter. Der Name ist irreführend, denn was die züchten, sind Kreuzungen von Menschen und Tieren – was freilich aus mythologischen Zusammenhängen nicht unbekannt ist.

Als Thor auf den Hohen Entwickler trifft, kommt es zu einer kleinen Konfrontation, denn Thor ist von dessen genetischen Experimenten alles andere als begeistert. Jane hat hier übrigens bereits eine Aufgabe übernommen, und zwar, diesen Mischwesen das Erdenleben zu erklären. Der Entwickler läßt daraufhin sein jüngstes Experiment mit einem Wolf für einen Moment unbeaufsichtigt. Und so kommt diesmal eine besonders wüste und wilde Kreatur heraus, die Menschenbestie, die sich sofort auf Thor und Jane stürzt. Cliffhanger.

Also die bizarren Figuren, die Lee und Kirby hier auftreten lassen, finde ich durchaus ganz reizvoll. Aber ganz offensichtlich wurden zuerst diese Gestalten ersonnen, und dann haben Lee und Kirby mühevoll versucht, sie in eine halbwegs sinnvolle Geschichte einzubinden. Mit wenig Erfolg. Von der Menschenbestie kann man sich außerdem wohl nicht viel erwarten. Mit ihr wird Thor wohl ebenso kurzen Prozeß machen wie mit dem Monster, das sich vor einigen Ausgaben den Nornenstein unter den Nagel gerissen hatte (er nannte sich „Dämon“). Aber abwarten.

Die Serie hat jedenfalls seit # 32, als die kunstvoll verwobenen Handlungsstränge zunächst ihren Reiz hatten, sehr an Attraktivität verloren. Man will wohl keinesfalls zu abgeschlossenen Abenteuern zurückkehren, aber die Fäden immer weiterzuspinnen, fällt Lee und Kirby sichtlich schwer. Ursprünglich gab es ja ein übergeordnetes Thema, das alles zusammenhielt, nämlich Thors Wunsch, Jane Foster zu heiraten, was ihn unweigerlich in Konflikt mit seinem Vater Odin brachte. Und auch Loki hatte daran einen großen Anteil, weil er Thor immer wieder an dieser Achillesferse zu treffen versuchte. Jetzt ist Loki weg, Odin scheint versöhnt, und in der Beziehung Thors zu Jane knistert nicht mehr viel. Darüber hinaus fehlen der Serie einfach die Probleme des Helden mit seiner Doppelidentität. Wenn ich mich recht erinnere, hat Thor Jane verraten, daß er mit Don Blake, dem Arzt, identisch ist. Auch dies hat seit einigen Ausgaben keine nennenswerten Konsequenzen mehr. Bin gespannt, ob es Lee und Kirby nochmal schaffen, das Ruder herumzureißen.

Nachtrag: Der erwähnte zweite Gastauftritt ist der von Quecksilber und der Scharlachhexe von den Rächern. Auch sie treiben sich in der Nähe der Menschenzüchter herum. Eine direkte Verbindung zu dieser Story wird aber – vorerst – nicht hergestellt.

Geändert von Peter L. Opmann (12.10.2019 um 22:15 Uhr)
Peter L. Opmann ist gerade online   Mit Zitat antworten