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Alt 16.03.2020, 08:52   #117  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 23




Grundsätzlich finde ich ja, daß die Serie hier einen großen Schritt nach vorne tut. Aber das Niveau von # 22 können die Fantastischen Vier mit # 23 nicht ganz halten. Der große, epische Kampf war in der vorigen Ausgabe, und Stan Lee hat nicht die zündende Idee, wie er den noch toppen kann. Betrachtet man den Zweiteiler als eine Geschichte, dann senkt sich der Spannungsbogen am Ende des ersten Teils schon etwas ab, und im zweiten Teil senkt er sich immer weiter.

Auf den ersten fünf Seiten erzählt Lee den Konflikt quasi nochmal. Er konnte nicht darauf bauen, daß die Leser die vorherige Ausgabe auch alle kannten. Diesmal beendet der Hulk das Duell mit Ding, indem er eine Druckwelle erzeugt und Ding zusammen mit der Fackel wegpustet. Es darf ja nichts wirklich Schlimmes passieren. Wie man das von Hulk kennt, reibt er anschließend mal eben eine Artillerieeinheit auf und verzieht sich dann in einen U-Bahn-Schacht, was schon eher originell ist. Dann läuft er den Rächern in die Arme und liefert sich mit ihnen eine kleine Rauferei. Eindruck: Lee schindet Seiten.

Das muß ihm dann selbst klargeworden sein, und er entschließt sich, Reed Richards gesunden zu lassen. Er flüchtet aus dem Krankenhaus und ruft sein Team zusammen. Jetzt kommt es zur historischen Begegnung mit den Rächern. Etwas Kompetenzgerangel, dann fehlen offenbar zwei Seiten, auf denen vermutlich der Eiserne dem Hulk gegenübertritt, und dann versuchen beide Superheldencombos, den grünen Goliath zu stoppen. Es endet mit der oben genannten Aktion, bei der Rick Jones den Hulk die Verwandlungspille schlucken läßt (die bald darauf aus der Serie entfernt wurde). Daß der Teenager, der gar kein Superheld ist, die Gefahr letztendlich bannt, ist schon ganz nett ausgedacht, aber wiederum wird ein richtig dramatisches Ende vermieden – es wäre damals undenkbar gewesen, daß der Hulk einen seiner Gegner wirklich zu Brei schlägt oder selbst ernsthaft zu Schaden kommt. Es kann nur unentschieden enden, und wir werden – versprochen! – allen Akteuren bald wieder begegnen.

Die Story ist verschenkt, um es hart auszudrücken. Das wird Lee bald besser machen in seiner ersten richtigen FV-Fortsetzungsgeschichte, wenn ich das richtig sehe: der Auseinandersetzung mit den Furchtbaren Vier. Da wird dann nicht mehr alles so glimpflich ausgehen. Aber dies war nun der erste Versuch einer größer angelegten Story, und da sollte man vielleicht nicht allzu kritische Maßstäbe anlegen. Leider kenne ich mich mit dem Konkurrenten DC zu wenig aus, um beurteilen zu können, ob es da schon etwas Vergleichbares (ein Superhelden-Gipfeltreffen in größerem Rahmen) gegeben hat, oder ob Marvel tatsächlich neue Wege beschritt.

Zum Grafischen kann ich nicht viel Neues sagen. George Roussos wird langsam besser, aber er ist weder ein guter Verschönerer der Zeichnungen von Jack Kirby noch generell ein guter Inker. Nach ihm kommt, wenn ich das richtig im Kopf habe, Chic Stone, und das sieht dann gleich ganz anders aus.

Geändert von Peter L. Opmann (16.03.2020 um 10:33 Uhr)
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