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Alt 16.09.2020, 18:56   #3027  
God_W.
Captain Rezi
 
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Keine Müdigkeit vorschützen und gleich weiter zum nächsten Set. Genau wie bei Morrison war auch Warren Ellis Teil eines dieser Autoren-Threads. Jetzt habe ich den Transmetropolitan zwar komplett ungelesen hier stehen, aber auf die Schnelle wollte ich den natürlich nicht dazwischenschieben. Zum Glück hat einer meiner aktuellen Lieblingsverlage da gleich einen ganzen Schwung im Angebot und da ich ein großer Verehrer der klassischen Universal-Monster, und von Frankenstein im Besonderen bin, hatte ich da rein zufällig auch was auf dem Lese-K2:


Frankensteins Schoß



Der Band gehört zu Warren Ellis‘ Gedankenexperiment „Apparat“, in dem er versucht Comics bzw. Graphic Novels in einem Abenteuer- oder auch Gruselstil zu schreiben, wie sich die Neunte Kunst seiner Meinung nach entwickelt hätte, wenn die Erfindung von Superhelden niemals stattgefunden hätte. Eine äußerst faszinierende Ausgangsprämisse wie ich finde.

Ich fand das 52 Seiten starke Heft im Prestige-Format echt toll, bin ich doch bekennender Fan des Original-Werkes von Mary Wollstonecraft Shelley und hier in wundervoll stimmungsvollen Bildern erleben zu dürfen, wie sie von Ihrer späteren Schöpfung als „Tourguide“ eine Führung ganz besonderer Art bekommt hat echt was. Ich kann das Werk bedenkenlos empfehlen und nur nochmal auf das wunderschöne Artwork von Marek Oleksicki hinweisen.

Ellis‘ Versuch den Mythos um das Monster in eine von Mrs. Shelleys realen Reisen einzubinden, hat sie doch zu Lebzeiten mehrere recht erfolgreiche Reiseberichte verfasst, hätte für mich astrein funktioniert und eine perfekte Symbiose zwischen Schauermär und Wirklichkeit geknüpft – tja, wenn da nicht der (wie immer) äußerst versierte und scharfsinnige Übersetzer dazwischen gegrätscht wäre um Ellis Konglomerat an Zusammenhängen im wieder mal äußerst informativen und sauber recherchierten Glossar zu zerpflücken. Aber hey, Spaß gemacht hat’s dennoch.
8/10

Die weiteren „Apparat“-Bände werde ich mir wohl auch noch holen, Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island habe ich mir ebenso auf den Wunschzettel gepackt (verdammt schade, dass das Hardcover hier nicht mehr verfügbar ist) und sollte ich diese Sachen von Ellis allesamt als gut befinden werde ich mir, als Liebhaber der VÖs des Dantes-Verlages, auch sicher noch Narben holen und, wenn mein Lese-K2 wirklich mal signifikant kleiner werden sollte, auch mal in Gravel reinschnuppern.



Moby Dick – Illustrierte Klassiker: Die spannendsten Geschichten der Weltliteratur



Wo wir gerade bei großen Klassikern sind, da gehört mein liebstes Seemannsgarn ganz vorne mit dazu. So freute ich mich umso mehr, eine weitere Adaption von Herman Melvilles Moby-Dick (ja, korrekt wird der mit Bindestrich geschrieben) zu finden, die ich bislang noch nicht kannte, noch dazu in einem limitierten Hardcover von Hethke, meins hat die Nummer 144 von 666 Exemplaren.

Ehrlich gesagt bin ich mit nahezu null Erwartungen an den Band ran gegangen, aber auch wenn ich die Kleidung der Protagonisten und das Interieur als zu modern beurteilen würde, so versprühen die etwas unterkühlt wirkenden Bilder mit dem Schreibmaschinen-Lettering doch einen gewissen Charme. Noch dazu wurden auf den lediglich 50 Seiten überraschenderweise doch die meisten wichtigen Szenen der Geschichte untergebracht, sogar Starbucks Zweifel und Versuchung den eigenen Captain zu richten um Schiff und Crew vor der Verdammnis zu retten. Wer hätte es gedacht? Dazu gibt es als Bonus sogar noch eine Infoseite über den Autor der Romanvorlage. Nonplusultra bleibt aber immer noch die Adaption von Christophe Chabouté (bei Egmont erschienen).
6/10



Frankenstein – Ein Pop-Up-Buch



Na, da schließt sich ja wieder ein kleiner Kreis. Gerade eine Moby-Dick Adaption rezensiert, jetzt kommt mein zweites Pop-Up-Buch. War doch mein Erstes eine Bearbeitung von Moby-Dick, ebenfalls von Sam Ita, und ebenso im Knesebeck Verlag erschienen. War ich beim letzten mal schon fasziniert vom Ideenreichtum und der kreativen, überraschenden Effekte im Buch (Highlight war, als der Wal während des Umblätterns unter der Pequod abgetaucht ist), so steht der brutalere und düsterere Frankenstein-Band dem in nichts nach. Schon auf der ersten Seite konnte mich das Buch fesseln, durfte ich doch live dabei sein, wie zuerst der Blitz in die Zinnen des düsteren, in finsteren Bergen gelegenen Schlosses einschlug, und im Anschluss die Kreatur des fehlgeleiteten Wissenschaftlers spektakulär zu neuem Leben erwachte!

Klar, die Erzählung ist wieder recht simpel gehalten und beschränkt sich auf wenige Kernmomente der Vorlage und die Zeichnungen sind nicht die allergrößte Kunst, aber es ist doch immer wieder faszinierend die Mechanismen zu bedienen und zu bestaunen. Aufgrund der Brutalität ist das Buch allerdings für kleine Kinder nur bedingt geeignet.
9/10 (Als Pop-Up Buch zum Entdecken für Erwachsene und Kinder)
3,5/10 (Als Comic-Adaption von Mary Shelleys Frankenstein)



Moby Duck – Lustiges Taschenbuch Nr. 467



Da haben wir ihn also, den Übeltäter! Über zwei Jahrzehnte habe ich keine Duck- oder Micky Maus-Geschichte mehr gelesen – und dann kam das LTB467. Klar, das das kam jetzt nicht erst vor Kurzem raus, aber ich bin halt erst kürzlich darauf aufmerksam geworden. Eine Moby-Dick Adaption? Muss ich haben! Gerade wo ich Literaturbearbeitungen der Enten schon immer gerne mochte, war doch „Der Magische Ring“ (Variation der Nibelungensage) als Kind mein liebstes Lustiges Taschenbuch.

Wie man es von den LTBs gewohnt ist, sind in dem Büchlein mehrere Geschichten versammelt, hier immerhin zehn Stück, und die Jagd auf den weißen Wal bildet lediglich das Kernstück des Bandes. Neben dem ein oder anderen lustigen Ein- oder Zweiseiter gibt es zum Start eine wunderbar einfallsreiche Dagobert-Story über einen Glückspilz, der durch eine Mischung aus Mathematik, Logik, Statistik und Empirie die wahnwitzigsten Dinge er- und überlebt. Es folgt eine Micky-Story über einen sagenumwobenen Film, eine Hollywood-Legende wie sie im Buche steht. Die Location auf der grünen Insel trägt ebenfalls zur Sagenbildung bei.

Alsbald ist es dann so weit und mit den recht ungewöhnlichen Worten „Nein, ich heiße nicht Ismael“ beginnt Donalds (Deckname Ismael) abenteuerliche Reise an Bord der Pikuod, einem Walfangschiff unter der Knute des knallharten Kapitäns Quachab! Viel will gar nicht über die Fülle an Ideen verlieren, die hier in die Adaption meines Lieblingsbuches eingeflossen sind, nur so viel, es ist beeindruckend, superlustig, macht einen riesen Spaß UND ist wunderschön gezeichnet! Es ist wirklich schade, dass diese Story, die optisch wirklich weit über alle anderen in dem Band herausragt, der deutschen Leserschaft nicht in einem größeren Format zugänglich gemacht wird. In Frankreich gibt es das gute Stück im Albenformat, wie ich kürzlich erfahren habe. Aber das ist wirklich nur eine kleine Kritik.

Danach geht’s wieder aufs Festland nach Entenhausen, wo uns eine typische Rivalitäts-Story zwischen Gustav Gans und seinem glücklosen Vetter Donald erwartet. Spaßig aber vorhersehbar, bevor mit „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ein weiteres kleines Highlight wartet. Die Geschichte selbst gehört zu meinen Lieblingsbüchern von Jules Verne, war es doch der erste Roman von ihm den ich gelesen habe, damals noch in einer Jugendadaption. Später habe ich die Lektüre der ungekürzten Fassung nachgeholt und war nicht minder begeistert. Klar sieht Mickys und Goofys Ausflug ins Innere unseres blauen Planeten dann gänzlich anders aus, macht aber ebenfalls ungemein viel Freude zu lesen und weckt richtiges Abenteuerfeeling.

In „Harte Heldenschule“ bekommt Phantomias einen ganzen Schwung ungewollte Lehrlinge an den Hals, um die er sich kümmern muss und abschließend versucht Onkel Dagobert sich mit allen Tricks und Kniffen um die Steuernachzahlung zu drücken, die ihm der Bürgermeister von Entenhausen aufbrummen möchte, um die Stadtkasse auszugleichen.

Hach! Was hat das einen Spaß gemacht und Kindheitserinnerungen geweckt! Ja, ich bin oftmals schnell für etwas zu begeistern, aber diese Begeisterung hält für gewöhnlich auch an - immerhin begann ich vor ziemlich genau zwei Jahren mich für Spawn (und Comics allgemein) zu begeistern und hey, hier bin ich noch immer - Aber dieser erste Ausflug nach Entenhausen seit meinen Kindertagen hat da echt was gezündet. Umgehend begann ich mich in der Community über wichtige Veröffentlichungen, Zeichner etc… zu informieren und stellte fest, dass aktuell ein sehr guter Zeitpunkt für einen Einstieg in Disney-Comics ist. Die Don Rosa Library ist gerade gestartet (habe mir direkt die ersten beiden Bände im Schuber gesichert), die Carl Barks Collection ist zwar ausverkauft, das Material wird aber preiswert gerade in den „Lustiges Taschenbuch Classic Edition“-Ausgaben neu aufgelegt und mit der für Jahresende angekündigten „Floyd Gottfredson Library“ ist die dritte Legende der Disney-Truppe zugänglich.

Dazu kommt für mich als Freund von Literaturbearbeitungen in Kürze ein Schuber mit vier Bänden zu Literatur Bestsellern, der nur ganz wenige Dopplungen mit den drei Hardcover-Bänden aus der „Entenhausener Weltbibliothek“ aufweist. Weitere Kindheitserinnerungen werde ich mit diversen Weihnachtsbänden befriedigen und der ein oder andere Themenband aus den „Enthologien“ hat auch schon den Weg auf den Wunschzettel gefunden. Ach ja, und da es im TV aktuell nur diese unsäglich hässlichen, modernen DuckTales zu sehen gibt bin ich am Überlegen für Krümelchen Disney+ zu abonnieren (nur für Krümelchen versteht sich ). Ich meine DuckTales, Chip & Chap, die Gummibärenbande… das kann man einem Kind doch nicht vorenthalten.

Da sieht man mal, was EIN lustiges Taschenbuch alles anrichten kann…
8/10

VG, God_W.
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