Thema: Wikipedia
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Alt 17.05.2010, 18:46   #72  
Servalan
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Zitat von Lupo_Wien Beitrag anzeigen
Dann verstehe ich Deinen Punkt nicht, dachte, Du wolltest sagen, verglichen mit anderen Wikis wäre die deutschsprachige eine schlechte, was man am Artikel über den Ersten Weltkrieg sehen könne.
Die deutsche Wikipedia ist nicht besser und nicht schlechter als Wikipedias in anderen Versionen: In ihren deutschsprachigen Fassung wird sie in erster Linie von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren verfaßt, die sich an ein deutschsprachiges Publikum wendet. Das ist okay so. Der Weisheit letzter Schluß ist das nicht. Und je nach Wissenschaft ändert sich das offiziell anerkannte Wissen: verworfene Theorien werden wieder hervorgekramt, neue Theorien aufgestellt, bisher Altbekanntes wird als überholt betrachtet ... Die Erstellung ist von daher ein Prozeß.
Bei anderen Lexika ist das genau so, allerdings fällt das nicht so schnell auf: Wer kauft sich schon jede neue Auflage eines Brockhaus? oder von Meyers Lexikon? Beim Vergleich diverser Jahrgänge müßte ein ähnlicher Eindruck entstehen wie bei der Wikipedia.

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Zitat von Lupo_Wien Beitrag anzeigen
Der Wikipedia generell vorzuwerfen, sie sei nur eine "einzige" Quelle des Wissens, ist doppelt merkwürdig: Erstens ist auch der Brockhaus oder jedes x-beliebige andere Lexikon nur "eine" Quelle, und es liegt am Benutzer, ob er noch weitere Quellen heranziehen möchte oder nicht. So gesehen, kann der Brockhaus genauso dummisieren wie die Wikipedia, wenn ein Leser denkt, darin (allein) sei nun die Wahrheit enthalten. Zweitens ist gerade die Wikipedia durch seine Vielzahl an Autoren vor Einseitigkeit, egal aus welcher Richtung, gefeit. Natürlich ist auch die Wikipedia keine absolut objektive Veranstaltung, so wie kein Werk auf dieser Welt, das von Menschen gemacht wurde, absolut objektiv sein kann. Aber ich könnte Dir leicht eine Liste mit ziemlich einseitigen (gedruckten) Werken über den Ersten Weltkrieg bringen und eine noch längere mit grottenschlechter Vermittlungsqualität, wo man von Detailfakten, voraussetzungsreich präsentiert, erschlagen wird, wo einem am Ende der Kopf raucht und man vom Ganzen und vom Wesen des Krieges strukturell nichts begriffen hat. Dagegen ist der Wikibeitrag fast Wissenschaft.
Daß Wikipedia nur eine "einzige" Quelle des Wissen wäre, habe ich nie behauptet. Wie die Wikipedia genutzt wird, das läßt sich unmöglich konkret sagen: Ein Haufen Informationen ist allerdings kein Wissen, genau so wenig wie ein Haufen Steine kein Haus ist.
Der Slogan von der sogenannten Informationsgesellschaft wurmt mich deshalb: Wissen ist mehr, jedenfalls sollte es mehr sein. Insofern ist die Wikipedia ein Symptom für ein verflachendes Verständnis von Wissen, das von Medien und Politik häufig als "Prügelknabe" mißbraucht wird. Brockaus und Co. haben mit ihren Medienkonzernen eine breite Lobby im Rücken, während Wikipedia ungeschützt den Angriffen aus unberufenen Mündern ausgesetzt ist.
Wenn die leitenden Leute dann noch böse Fehler begehen, kann es kritisch werden. Leider.
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