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Alt 09.04.2010, 11:27   #24  
Xury
Moderater Sklavenjunge
 
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Ort: Wo die Sonne verstaubt
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Damit das hier nicht zu einem Zwiegespräch ausartet, gebe ich mal meinen Senf hinzu, wobei ich sicherlich - betrachtet man meinen Namen und Avatar - als gelinde parteiisch gelten mag.

Ich verstehe Eymens Kritik so, dass er mit "karikaturhaft" die bei Nickel immer wieder auftauchenden humorigen Bildelemente meint. Diese sind, so meine ich, der deutschen Tradition der Illustration und Bildgeschichte geschuldet. Zur Robinson-Zeit haben sich ja in der Bundesrepublik an mehreren Stellen erstmals realistische Comic-Abenteuer entwickelt.

Betrachtet man Nickels Arbeiten chronologisch, so tritt diese humoristische Überzeichnung, die ja -nebenbei gesagt - besonders häufig in "Gewaltszenen" wie Prügeleien erscheint (und daher wohl auch teilweise eine möglichen Zensur vermeiden sollte) im Laufe der Zeit immer mehr zurück. In den "Winnetou"-Comics findet sie sich eigentlich nur noch in der Darstellung der skurrilen May'schen Charaktere, die somit aber nur werktreu ist.

Oder kurz gesagt: Nickel war als Zeichner noch auf der Suche nach seinem eigenen Stil.

Es wäre kolossal interessant zu sehen, wie der Comizeichner Nickel sich in den späten 60ern und den 70ern weiterentwickelt hätte, ob er für sich das Albenformat entdeckt hätte und von welchen Stoffen aus dem frankobelgischen Raum er sich hätte inspirieren lassen (Alix etc.). Aber da beim Karriereweg der Kurator gegen den Comic-Autor gewonnen hat, bleibt dies nur Spekulation.

Ich würde Nickel beim Sortieren jedenfalls immer unter den realistischen Zeichnern einordnen. Anderes erscheint mir nicht sinnvoll.
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