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Alt 01.04.2018, 22:05   #47  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 7

Erscheinungstermin: 4/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 5
2) Tales to Astonish # 77

Story-Titel:
1) In der Gewalt von Dr. Unheil
2) Reise an die Oberfläche

Original-Storytitel:
1)Marked for Destruction by Dr. Doom
2) To walk amongst Men!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Adam Austin (= Gene Colan) / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Schon wieder eine redaktionelle Nachricht auf der Splashpage, die sich diesmal aber an US-Leser wie an deutsche wendet: Die Sprüche auf dem Cover seien zugegeben etwas dick aufgetragen. Und dann heißt es: Mag sein, daß es schon bessere Comics gegeben habe, aber die Redaktion könne sich das nicht vorstellen.

Die Begegnung der Spinne mit „Dr. Unheil“ gehört nun sicherlich nicht zu den absoluten Highlights im Marvel-Programm. Da man gemerkt hatte, daß „Amazing Spider-Man“ schnell zu einer sehr beliebten Serie geworden war, mußte wohl auch ein spektakulärer Gegner her, eben der Erzfeind der Fantastischen Vier. Innerhalb der Logik der Story überzeugt diese Begegnung jedoch nicht.

J. Jonah Jameson kommentiert im (eigenen?) TV eine Aktion der Spinne (sieht ein bißchen aus wie in Frank Millers „Dark Knight“). Das weckt auch die Aufmerksamkeit von Doom; er denkt sich: Zusammen mit ihr könnte ich die FV besiegen (seltsamer Gedanke, zumal die Spinne bereits einmal von den FV hochkant aus dem Baxter Building rausgeworfen worden ist). Er manipuliert eine Spinne, um die menschliche Spinne per Radiowellen (!) herbeizurufen (da dilettiert Stan Lee wieder mal als Wissenschaftler).

Sie kommt, zeigt aber wenig Lust, sich mit Doom zu verbünden. Ob der Zurückweisung entbrennt sein Zorn. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod, wobei die Spinne hauptsächlich den Strahlenwaffen und Fallen Dooms ausweicht. Zum ersten Mal sieht man die Spinne in verschiedenen Phasen eines Sprungs in einem Bild. Am Ende läßt sie sich so aus einem Fenster fallen, daß sie entkommen kann. Doom sprengt daraufhin sein Hauptquartier in die Luft, um keine Spuren zu hinterlassen.

Durch einen guten Einfall geben Lee und Ditko der Story wieder Schwung: Flash verkleidet sich als Spinne, um Peter Parker damit einen Schreck einzujagen. Während er seinem Opfer auflauert, wird er selbst zum Opfer von Doom, der ihn betäubt und fortschleift. Wie Fantomas schaltet er sich darauf live ins Fernsehprogramm ein und präsentiert seinen Gefangen. Er will die FV anlocken (aber würden sie wirklich die Spinne befreien?). Am Ende tauchen sie tatsächlich auf, aber bis dahin bekommt es Doom noch einmal mit der echten Spinne zu tun. Der Kampf verläuft ähnlich wie der erste: Die Spinne muß sich vor zahlreichen tödlichen Bedrohungen in Sicherheit bringen. Als sich die FV nähern, tritt aber Doom den Rückzug an – auf die Begegnung mit dem Quartett ist er (angeblich) noch nicht vorbereitet.

Die Story geht nicht auf. Im Kern ist sie ein verhindertes Duell zwischen Doktor Unheil und den FV – dabei hat die Spinne eigentlich nichts verloren. Immerhin ist die Geschichte recht abwechslungsreich und wieder mit ein paar interessanten Details angereichert. So kommt es zur ersten Annäherung von Peter und Betty Brant, als sie beide ihren gemeinsamen Chef Jameson dafür kritisieren, dass er die Spinne immer so runterputzt (wenn ich mich recht erinnere, hat Betty allerdings später für die Spinne nicht mehr Partei ergriffen).

Der Falsche im Superheldenkostüm: Das hat später auch mal Foggy Nelson in „Daredevil“ versucht. Die FV merken im Gegensatz zu Doom übrigens sofort, daß Flash nicht die echte Spinne sein kann. Peter wird von Tante May wegen Fieber ins Bett gesteckt, als er sich eben auf die Fährte von Doom setzen will. Darauf zerstört er die Hauptsicherung im Haus und wird losgeschickt, eine neue zu besorgen (was er am Ende vergißt!). Zudem vergißt er schon wieder, seinen Kampf mit Doom zu fotografieren, was ihm bei Jameson noch eine Rüge einbringt. Ganz nett ist der Schlußgag: Flash Thompson stilisiert seine Begegnung mit Doom zur Heldentat, was ihm seine Mitschüler sofort glauben – natürlich mit Ausnahme von Peter, der es besser weiß, aber nichts erzählen darf.

Ditko hat sich grafisch wieder etwas verbessert. Die Posen der Spinne sehen teils schon richtig gut aus. Doctor Doom gelingt ihm jedoch längst nicht so gut wie Jack Kirby. Man merkt auch, daß er sicher unter großem Zeitdruck gezeichnet hat. Manche Panels hätte er besser nochmal neu angelegt, und es wäre auch besser gewesen, wenn er einen sorgfältigen Inker gehabt hätte.

Williams bringt in dieser Ausgabe neun von zwölf Seiten der neuen „Submariner“-Story und macht damit zwei zusätzliche Seiten für Redaktionelles frei. Remo meldet sich wieder zu Wort und stellt die These auf, daß Jugendliche nun ernsthaft beginnen, Comics zu lesen. Jedenfalls kündigt er Zeichnerporträts, Comic-Kleinanzeigen, Leserbriefe und Hinweise auf Comicevents an, was es in den Comics bis dahin tatsächlich wenig gab und was Williams dann in der Tat kultiviert hat. Gleich daneben die erste Leserbriefseite bei Williams. Man merkt, daß die Leser überwiegend schon die HIT-Comics kannten, manche auch die US-Originalhefte. Vor allem werden Wünsche geäußert: Poster, Abziehbilder, Heftnachbestellungen.
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