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Alt 12.12.2018, 20:56   #432  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 94

Erscheinungstermin: 10/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 93
2) Mighty Thor # 129

Story-Titel:
1) Die Dame und der Strolch!
2) Das Urteil von Zeus!

Original-Storytitel:
1) The Lady and the Prowler!
2) The Verdict of Zeus!

Zeichnungen:
1) John Romita
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Ein Supergegner verletzt sich beim Kampf gegen die Spinne durch eigene Ungeschicklichkeit und muß von ihr ins Krankenhaus gebracht werden. Und die Spinne führt ein Gespräch mit Gwens Nachmieterin (was mich an den Badesalz-Hit „Evi, du wohnst in Bad Nauheim“ erinnert). Das sind schon verblüffende Ideen in dieser „Spinne“-Story. Ich habe sie damals trotzdem nicht gemocht. Ich wollte, daß Peter und Gwen sich aussprechen, ich wollte auf keinen Fall, daß ihre Trauer auch ihn frustriert. Im Interesse der Serie würde ich das auch heute sagen: Wo bleibt die Soap, wenn Peter und Gwen gar nicht zusammen sind? Daran, daß Mary-Jane ersatzweise zur Verfügung steht, war ja da noch nicht zu denken. Und ich möchte auch nichts davon hören, daß laut einer späteren Parallelweltgeschichte Gwen deshalb abreiste, weil sie nach einem Seitensprung mit Harry Osborn schwanger war.

Ich sollte zunächst noch erwähnen, daß Gil Kanes Artwork hier schon wieder von John Romita abgelöst wird, der in dieser Ausgabe auch selbst tuscht. Grafisch ist die Episode natürlich auf hohem Niveau, aber weil die Turbulenzen im Leben von Peter und Gwen so zunehmen, verwendet Romita häufig neun, einmal sogar zehn Bilder pro Seite, was mir als jungem Leser nicht mehr zeitgemäß erschien. Romita arbeitete sehr bewußt mit der Bildgröße. Der Kampf der Spinne mit dem Strolch wird ziemlich großformatig wiedergegeben; allerdings ist dieser Kampf nicht allzu spektakulär.

Wir steigen ein mit der völlig am Boden zerstörten Gwen, die nicht nur am Tod ihres Vaters schwer zu knabbern hat, sondern sich auch von Peter vernachlässigt fühlt. Der übte sich in Zurückhaltung, weil er sich außerstande sah, ihr seine Geheimidentität zu erklären, zumal alle Welt die Spinne für Stacys Mörder hält. Das Telefon klingelt – sie hofft, es ist Peter, aber es meldet sich ihr Onkel Arthur aus London und bietet ihr an, nach dem Tod ihres Vaters zu ihm und ihrer Tante zu ziehen. Unmittelbar darauf taucht Peter auf. Gwen erzählt ihm von dem Anruf, ist aber noch unschlüssig, ob sie die Einladung annehmen soll. Aus einem Impuls heraus will es ihr Peter ausreden, aber dann fällt ihm wieder die Spinne ein, und er überläßt die Entscheidung ihr. Gwen fühlt sich so wenig zum Bleiben veranlaßt, daß sie ihn enttäuscht nach Hause schickt.

Gleichzeitig wälzt auch Hobie Brown, der Strolch aus „Spinne“ # 79 und 80 sowie 88, schwere Gedanken. Er hat vom Tod von Captain Stacy erfahren, dem er kurz zuvor im Auftrag der Spinne etwas vorspielen mußte. Auch er glaubt dem Daily Bugle, der die Spinne für den Tod von Captain Stacy verantwortlich macht, und bricht auf, um sie zu fangen. Die Spinne ist ebenfalls in New Yorks Hochhausschluchten unterwegs. Sie will sich zunächst durch Umherschwingen, vielleicht einen Kampf ablenken und beschließt dann, Gwen aufzusuchen, um ihr alles zu erzählen (na endlich). Der Strolch hat aber schon kombiniert, daß er die Spinne bei Stacys Haus abpassen kann. Bevor die Spinne Gwen auf sich aufmerksam machen kann, greift er an.

Dieses Duell gibt nicht viel her. Die Spinne lockt den Strolch von der Wohnung der Stacys weg, damit Gwen nicht gefährdet wird. Kurz darauf brechen beide in einen Aufzugschacht ein. Der Strolch will der Spinne einen brutalen Tritt versetzen, verliert dabei selbst den Halt und stürzt in den (offenbar leeren) Schacht. Die Spinne zieht dem Bewußtlosen sein Kostüm aus und legt ihn im nächsten Krankenhaus einfach in ein Bett, was für das Personal offenbar kein Problem darstellt. Wir hören, daß Hobie Prellungen davongetragen hat. Seine Freundin eilt an sein Krankenbett. Die Spinne will zu Gwen zurückkehren, aber in der Zwischenzeit hat offenbar ein Blitzumzug stattgefunden. Gwen ist weg, und die namenlose Nachmieterin verrät der Spinne, daß sie zum Flughafen gefahren ist. Peter Parker rennt durch die Terminals, kann aber nur noch der soeben gestarteten Maschine nachsehen. Traurig macht sich eine einsame Gestalt auf den Heimweg…

Der Strolch ist einfach kein gefährlicher Gegner für die Spinne: Er ist ungeschickt, und – noch schlimmer: Er ist nicht böse. Daraus läßt sich nicht viel machen. Allerdings erkenne ich durchaus an, daß hier nicht Gegner mit immer gigantischeren Kräften aufgefahren werden. Sowas schätze ich nämlich auch nicht, darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Geschichten. Dennoch: Der Strolch war nicht der große Wurf, und er konnte einfach nicht zu einem von Spideys Erzfeinden werden. Wie schon erwähnt: Daß Peter und Gwen nun getrennt sind (immerhin durch den Atlantik), bringt die Story auch nicht voran. Das wurde ja auch bald wieder rückgängig gemacht.

Auf der redaktionellen Seite („Trends, Informationen, Meinungen“) wird ein Blick in die US-Marvel-Produktion geworfen. Allerdings fallen Text und Illustrationen eigenartigerweise auseinander. Geschrieben wird vor allem über Serien, die in USA wieder eingestellt wurden wie „Inhumans“ oder „Iron Fist“ (die auch abgebildet werden). Über „Guardians of the Galaxy“ und „Weird Wonder Tales“ lesen wir leider nichts, obwohl wir Cover sehen. Dafür ist zu erfahren, daß Williams zu diesem Zeitpunkt keine neuen Titel plant und entgegen offenbar kursierender Gerüchte auch der „Planet der Affen“ nicht wiederkehrt. Erstmals im Heft: eine Eigenanzeige für den Nelson-Band „Der Spirit“ (von Will Eisner).

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:37 Uhr)
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