Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 18.01.2019, 16:54   #478  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.527
Spinne (Williams) 107

Erscheinungstermin: 41978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 106
2) Mighty Thor # 135

Story-Titel:
1) Zerquetscht die Spinne!
2) Grauenvoll! Gefährlich! Die Superbestie!

Original-Storytitel:
1) Squash! Goes the Spider!
2) The maddening Menace of the Super-Beast!

Zeichnungen:
1) John Romita / Frank Giacoia
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Schon 1978 fand ich es ungewöhnlich, daß hier mitten in der Story der Zeichner wechselt. Gil Kane wird von John Romita abgelöst. Aber die Rückkehr von Romita hat es in sich. Nicht nur sind die Figuren nun wiedererkennbar (Flash Thompson ausgenommen, der sich eindeutig von einer 60er- zu einer 70er-Jahre-Figur gewandelt hat). Romita spielt nicht nur seine Routine voll aus, Er verwendet auch deutlich mehr dynamische Kamerawinkel und Großaufnahmen und teils auch so große Panels, wie ich es bei ihm noch selten gesehen habe. Ungewöhnlich ist auch die Story, was mir erst heute so richtig auffällt. Früher hat Stan Lee bei einem Mehrteiler nach einer verschlungenen Einleitung eine actionbetonte Folge gebracht. Diesmal macht er mit Irrungen und Wirrungen in Peter Parkers Privatleben munter weiter. Manches an dieser Episode finde ich allerdings zu kompliziert ausgedacht.

Das betrifft schon die Auflösung des Cliffhangers. Dank der Überwachungskameras, die in ganz New York installiert worden sind, hat Professor Smythe, der Konstrukteur der gefährlichen Spinnen-Roboter, das wahre Gesicht der Spinne gesehen. Nun erfahren wir, daß die Spinne das dank ihres warnenden Spinnensinns selbst mitbekommt. Eigentlich ist nichts Besonderes passiert, denn Smythe kennt ja Peter Parker nicht. Wie ein Gangsterboß später sagen wird: „Es ist ein Durchschnittsgesicht! Wir wissen immer noch nicht, wer sie ist!“ Aber Lee wendet jetzt fast zehn Seiten dafür auf, um zu zeigen, wie Peter Smythe doch noch überlistet. Im Labor von Curt Conners bastelt er eine Latexmaske, die das Gesicht von Peter Parker zeigt. Während Smythe vier New Yorker Verbrecherbossen (Kingpin ist nicht dabei) das Kamerasystem vorführt, stellt sich die Spinne demonstrativ vor einer Kamera auf und demonstriert, daß das Peter-Parker-Gesicht nur eine Maske ist. Seltsame Volte mit ganz eigener Logik! Als das Gesicht zum ersten Mal zum Vorschein kam, wußte die Spinne nicht, daß sie beobachtet wird; die Wahrscheinlichkeit ist also groß, daß sie ihr echtes Gesicht gezeigt hat. Aber andererseits: Was hat Smythe davon, da er dieses Gesicht ja nicht zuordnen kann? Es ist nun lediglich, nehme ich an, in den Filmaufnahmen gespeichert, aber viel kann Smythe damit nicht anfangen.

Egal, der Cliffhanger ist nun abgearbeitet. Smythe enthüllt den vier Bossen, daß er das Überwachungssystem zwar für die New Yorker Polizei gebaut hat, aber dank eines in der vorigen Ausgabe geklauten Computerteils als einziger steuern kann. Deshalb bietet er ihnen seine Zusammenarbeit an: Ihnen werden Verbrechen so deutlich erleichtert. Und die Spinne will er nun mit einem neuen Roboter ausschalten, der so aussieht wie der in der letzten Ausgabe, aber viel größer ist. Die Action muß allerdings noch warten. Lee und Romita fügen ein paar Handlungsfäden ein. Zunächst hat Jonah Jameson eine Demonstration gegen das Überwachungssystem der Polizei organisiert. Es stellt sich heraus, daß er ein glühender Verfechter der Bürgerrechte ist. Er tut sich sogar mit den protestierenden Studenten zusammen. Die Spinne ist von seinem Engagement freilich ausgenommen. Dennoch sieht sie das mit Genugtuung. Sie schwingt nach Hause, und Peter trifft Harry, der nach wie vor deprimiert ist, weil er bei Mary-Jane nicht recht landen kann. Da erscheint sie jedoch mit einem Haufen Freunden, um Harry aufzumuntern. Peter zieht sich zurück und trifft Gwen. Sie verbringen gemeinsam einen aufregenden Abend und die Nacht (wird extra vermerkt!), vorher aber statten sie Flash einen kurzen Besuch ab. Er ist nach seinen Vietnam-Erfahrungen verändert. Vielleicht steckt auch noch mehr dahinter. Am folgenden Morgen will Peter Flash noch einmal aufsuchen und verwandelt sich in die Spinne, um schneller hinzukommen. Dabei geht er buchstäblich Smythe und seinem Roboter ins Netz. Die Spinne wird durch ein Gas betäubt, und der Spinnen-Roboter, in dessen Cockpit Smythe persönlich sitzt, kriecht auf sie zu. (Freilich: Ist der Roboter wirklich gefährlicher, nur weil Smythe direkt am Schauplatz des Geschehens ist? Auch so eine fixe Idee von Lee.) Fortsetzung folgt.

Eine optisch sehr ansprechende, inhaltlich durchaus packende Episode, jedoch mit ein paar Schwächen, die ich schon erwähnt habe. Wieder beinhaltet die Williams-Ausgabe, abgesehen von der Sea-Monkeys-Werbung auf dem Backcover, nur Comicseiten. Die Spinne-Story ist 21 Seiten lang, die übrigen neun Seiten werden mit „Thor“ aufgefüllt. In den Credits wird jetzt nicht mehr Redakteurin Kirsten Isele, sondern nur noch Christa Manner (Lettering) erwähnt. Keine Ahnung, ob das etwas zu bedeuten und mit den völlig fehlenden redaktionellen Seiten zu tun hatte. Aber irgendwer muß die Ausgabe ja auch übersetzt und redigiert haben. Im Impressum heißt es nach wie vor: „Redaktion und verantwortlich für den Inhalt: Kirsten Isele“.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:41 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten