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Alt 22.02.2017, 19:37   #3614  
Peter L. Opmann
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Der Schwarze Panther ist der erste schwarze Superheld im Marveluniversum. Durch seinen ersten Auftritt bei den FV werden die beiden Ausgaben (Williams-FV # 48 und 49) immer einen besonderen Stellenwert haben. Aber der Zweiteiler weist einige Schwächen auf. Ohne die Einführung dieser bemerkenswerten Figur würde ich beide Teile als durchschnittlich bis unterdurchschnittlich einschätzen.

Im ersten Band ließ man den Schwarzen Panther unnötig wie einen Bösewicht erscheinen. Unnötig war letztlich sein Kampf gegen die FV. Nur durch List konnte er sie zunächst besiegen, und somit waren sie nicht die passenden Gegner für ihn. Im jetzt zur Diskussion stehenden zweiten Teil kippt die Handlung seltsamerweise in eine Art Horrorstory – wieder ein Muster, mit dem Lee und Kirby Routine hatten, aber es paßt nicht richtig zu den FV. Außerdem geht es nun im Kern um den Konflikt zwischen dem Schwarzen Panther und dem Superschurken Klaw, was die FV zu Randfiguren degradiert.

T’Challa, Prinz des fiktiven afrikanischen Staats Wakanda, erzählt seinen Gästen, wie er zum Schwarzen Panther wurde. Schuld daran ist ein skrupelloser weißer Entdecker namens Klaw, der bei den Wakanda auf Vorkommen des (ebenfalls fiktiven) chemischen Elements Vibranium stößt, die er rücksichtslos auszubeuten gedenkt (seine Nazi-Wurzeln tauchen in der Williams-Fassung nicht auf). Das will sich der Stamm aber nicht gefallen lassen. T’Challas Vater wird in dem Streit ermordet. Der Junge erbeutet von Klaws Leuten einen Klang-Strahler, mit dem er Rache übt. Klaws rechte Hand wird dabei zerschmettert; er flieht – vorerst.

Parallel haben wir erlebt, wie zwei Afrika-Forscher von einem roten Riesenmonster angegriffen werden. Das Wesen, das mal als Elefant, mal als Affe erscheint, ist ein Vorbote von Klaw, der mithilfe der „Basisenergie“ von Klängen Tiere in solche schrecklichen Wesen verwandeln kann. Eine wissenschaftliche Fantasie von Stan Lee, die zu absurd ist, um noch zu faszinieren. Auch die FV müssen gegen ein solches Monster kämpfen und geraten an den Rand einer Niederlage.

Klaw selbst hat inzwischen seine rechte Hand durch eine Waffenprothese ersetzt und will den Wakanda und den FV nun den Rest geben. Dem Schwarzen Panther gelingt es jedoch, in seine Schaltzentrale einzudringen. Im finalen Duell zieht Klaw den Kürzeren, was ihn dazu bringt, statt Tieren sich selbst dem Klänge-Konverter auszusetzen. So wird er zum Superwesen. Der Schwarze Panther glaubt derweil, Klaw endgültig gestoppt zu haben. Er gelobt, sich fürderhin in den Dienst der guten Sache zu stellen. Das findet den Beifall der FV: Es sei nicht zu erwarten, daß Superhelden stempeln gehen müssen. In der Tat war ja das Marvel-Universum in rasanter Ausbreitung begriffen – und ist es noch heute.

Diese hanebüchene Story ist einfach ärgerlich. (Siehe Ding: "That story's plain nutty enuff to be true.") Die wesentlichen Kritikpunkte habe ich schon genannt: Superkräfte, die aus Klängen erwachsen, sind lächerlich. Lee und Kirby fahren hier eigentlich nur ihre altbekannten Monster auf. Die FV sind mehr oder weniger auf die Rolle von Zuschauern beschränkt. Okay, sie kämpfen ein bißchen mit gegen die „Klangmonster“, aber mit den Hauptmotiven der Story haben sie kaum etwas zu tun. Übrigens treffen hier unwahrscheinliche Umstände zusammen: Genau in dem Moment, als sich die FV in Wakanda aufhalten (sie machen da eigentlich Urlaub) und T’Challa ihnen von seiner Vergangenheit erzählt, kehrt Klaw zurück. Obwohl sie eigentlich zufällig auftauchen, sind sie aus Sicht des Schwarzen Panthers seine idealen Sparringspartner, und sie sind dann natürlich auch im rechten Moment zur Stelle, als Klaw angreift. Bleibt für Marvel das Verdienst, den ersten schwarzen Superhelden kreiert zu haben.

Im Detail liest sich die Story dennoch unterhaltsam, und daran haben auch wieder die ziemlich guten Zeichnungen von Jack Kirby und Joe Sinnott großen Anteil. Die Williams-Redaktion hat in dieser Ausgabe etwas gegen die ausufernden Sprechblasen getan. Ein neuer Letterer – vielleicht Dieter Scheel – ist am Werk, dessen Schrift hier ziemlich krakelig und wackelig wirkt, aber doch gut lesbar ist und ohne Vergrößerung der Sprechblasen auszukommen scheint. Text gekürzt wird offenbar nicht.
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