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Alt 01.06.2016, 22:43   #9  
Peter L. Opmann
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Im Comiczeichenkursforum habe ich noch ein paar allgemeine Worte zum Comic Salon gesagt:

Zitat:
Wer von Euch noch nicht auf dem Comic Salon war, sollte sich das fürs nächste Mal (leider erst 2018 ) dringend vornehmen. Wie ich gehört habe, wird dann zwar das Erlanger Kongreßzentrum, das Herzstück der Veranstaltung, renoviert. Aber in den ersten Jahren fand der Salon auch woanders statt (im Markgrafentheater nämlich), und so denke ich nicht, daß man sich um die Fortsetzung ernsthafte Gedanken machen muß.

Eine Besonderheit des Comic Salons ist: Quasi die ganze Stadt wird davon geprägt. Ihr könnt das an der beigefügten Karte erkennen, auf der alle Veranstaltungsorte markiert sind. Überall in der Stadt sieht man an den vier Tagen Comicfans herumlaufen. Wenn man ein bißchen in der Szene zuhause ist oder zumindest schon öfter auf dem Salon war, trifft man immer wieder Bekannte. Ich war schon bei vielen Comicveranstaltungen überall in Deutschland, aber eine solche Atmosphäre habe ich nur in Erlangen erlebt.

Irgendwie ist der Salon natürlich auch eine große Werbeveranstaltung. Die großen Verlage haben im Kongreßzentrum große Stände und bestimmen (mehr oder weniger), welche Ausstellungen gezeigt werden, welche Themen bei den Podiumsdiskussionen besprochen werden und wer da sitzt; manche sagen sogar, sie machen unter sich aus, wer die Max-und-Moritz-Preise bekommt. Aber es gibt daneben auch eine Independent-Szene und eine weitere Stufe darunter viele unbekannte Comickünstler, die sich ebenfalls präsentieren. Nach denen muß man eben ein bißchen die Augen offenhalten.

Nachdem jetzt in Deutschland eine Welle von Comic Conventions anrollt (die erste war im Dezember in Dortmund; vorher gab es schon etwas Ähnliches in Wien), habe ich den Comic Salon wieder etwas mehr zu schätzen gelernt. Bei den Cons scheinen die Comics zunehmend an den Rand gedrängt zu werden von TV-Serien, Kinofilmen, der Computerspielszene, Science Fiction und Fantasy oder Rollenspielen. Da sollte man sich den Comic Salon wirklich loben, denn hier geht die PR noch lange nicht so weit, daß es kein künstlerisches und inhaltliches Niveau mehr gäbe. Der Comic Salon bedeutet für mich immer auch eine Menge Anregungen. Wenn ich von Erlangen nach Hause fahre, habe ich immer große Lust, einen tollen und anspruchsvollen Comic zu zeichnen. Im Moment versuche ich das ja tatsächlich gerade (siehe „Das Daphne-Projekt“).

Comic Salon bedeutet auch, daß die Bedeutung des Mediums Comic mal wieder zumindest für kurze Zeit steigt. Comics sind dann in den Medien (in fast allen). Als Besucher hat man das Gefühl, es mit einer florierenden und funktionierenden Verlagsszene zu tun zu haben. Man begegnet Künstlern, die etwas zu sagen haben, die ungewöhnliche Ideen oder ein beeindruckendes Werk vorzuweisen haben. Sonst hänge ich oft genug düsteren Gedanken nach wie: Comics liest doch heute niemand mehr! So schön wie in meiner Kindheit wird das Comiclesen ohnehin nie mehr. Was heute alles für Schrott als Comicalbum verkauft wird… Erlangen wirkt dieser Miesmacherei zumindest eine Weile effektiv entgegen.

Soviel zum internationalen Comic Salon allgemein. Ich möchte lieber nicht so viel über einzelne Erlebnisse erzählen, denn ich hatte diesmal auch ein paar unerfreuliche (wofür der Salon aber nichts kann). Nur soviel: Sonntag konnte ich leider nicht nochmal kommen, weil ich Samstagabend auf der Heimfahrt eine Autopanne hatte. Ich warte noch darauf, mein repariertes Auto aus der Werkstatt abholen zu können, und auf eine vermutlich gesalzene Rechnung. Also genug davon… Dummerweise habe ich dadurch ein paar Leute nicht mehr treffen können, denen ich nach alter Gewohnheit an den Tagen davor zurief: „Laß uns doch Sonntag noch einen zusammen trinken!“ Vielleicht liest das ja der eine oder andere, der mich da vermißt hat.
http://comiczeichenkurs.de/index.php...447#post199447
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