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Alt 02.07.2018, 20:07   #210  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 35

Erscheinungstermin: 6/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 34
2) Tales to Astonish # 98

Story-Titel:
1) Der Zauber der Jagd!
2) …das ewige Reich zu vernichten!

Original-Storytitel:
1) The Thrill of the Hunt!
2) …to Destroy the Realm Eternal!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Werner Roth / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Wenn ich diese Ausgabe betrachte, würde ich mich der Vermutung, Steve Ditko habe nach dem Dreiteiler mit dem Meisterplaner bereits aussteigen wollen, anschließen. Zeichnerisch ist sie zwar in Ordnung, aber die Story erfüllt nur knapp die Mindestanforderungen. Steve Kups sah das zwar in der Schuber-Ausgabe anders: „So gut wie jedes Grundelement einer typischen Spinne-Story wird hier gekonnt zu einem neuen Abenteuer verwoben.“ Aber der Kampf mit Kraven ist nur ein müder Abklatsch der ersten Begegnung, die wir in „Spinne“ # 17 gesehen haben. Peter Parkers Privatleben bekommt zwar ziemlich viel Raum, aber da tut sich nichts entscheidend Neues. Ein paar Highlights gibt es in dieser Episode sehr wohl, aber die reißen das Ganze nicht heraus.

Von der gesamten 18. Williams-Produktion habe ich anfangs sehr wenig gesehen. „Spinne“ # 36, „FV“ # 35 und 36 sowie „Thor“ # 18 fanden nach und nach durch Superbände den Weg zu mir, aber die übrigen Hefte habe ich erst in den 90er Jahren oder später lesen können, auch dieses hier. Deshalb fällt mir auch jetzt erst auf, daß die Qualität im Vergleich zur Unterseebasis-Story merklich nachläßt.

Immerhin: Kraven bekommt eine schöne Splashpage mit einem Blick auf seine prächtige Trophäensammlung. Aber es ist einfallslos, daß er weiterhin nur einen Spider-Man als Wandschmuck braucht (da hier Kinder mitlesen, will er sich mit der Maske begnügen). Er übt schon mal mit einem wilden Löwen, der Kraven freilich wenig entgegenzusetzen hat. Die nächste Szene wirkt dann doch überraschend: Peter Parker krabbelt vor den Augen von Betty die Wand hoch und grüßt von der Decke. „Ich höre noch auf einen anderen Namen… auf den Namen Spinne!“ sagt er ihr. Es ist aber nur ein Traum von Betty und bleibt völlig ohne Konsequenzen. Etwas merkwürdig, daß sie diesen Traum als Unfug abtut, wenn sie sich schon so genau an ihn erinnert.

Peter hat an der Uni weiter Probleme mit seiner neuen Bekannten Gwen Stacy. Immerhin bekommt er mit, daß die anderen Studenten ihn für arrogant halten, weil er in letzter Zeit nur an seine todkranke Tante denken konnte. Aber er nimmt das nicht ernst. Kraven bereitet sich indes auf die Jagd vor; seine Taktik erschöpft sich aber darin, die Spinne anzulocken, indem er in ihrer Verkleidung herumhüpft und Jonah Jameson Angst einjagt – was den nur dazu bringt, sie wieder zur Bedrohung abzustempeln. Aber die Taktik geht auf: Die (echte) Spinne erscheint auf dem Kampfplatz. Von diesem sich auf sieben Seiten erstreckenden Duell gefällt mir nur die Szene, die Ditko fürs Cover verwendet hat: als Kraven sich vom Dach eines Hochhauses herab auf die Spinne stürzt. Ansonsten gibt es ein bißchen Versteckspiel, wobei die Spinne nebenbei zwei Ganoven ins Reich der Träume schickt, und im übrigen eine deftige Prügelei mit Kraven. Der hat zwar versucht, seinen Gegner durch „Dschungelsaft“ zu lähmen, geht aber einfach etwas schneller zu Boden. Da finde ich den Kampf, bei dem Kraven am Ende in ein aufgespanntes Netz stolperte, doch origineller. Daß er der Polizei dann gesteht, das Spinne-Kostüm getragen zu haben, was mit einem verqueren Moralkodex begründet wird, ist zwar ungewöhnlich, aber doch nur ein kleines Detail.

Am Ende lernen wir eine neue, noch namenlose Sekretärin beim Daily Bugle kennen, denn Betty ist abgereist, um über ihre Gefühle Klarheit zu bekommen. Peter hat Tante May und Mrs. Watson erzählt, er gehe ins Kino, als er sich aufmachte, Kraven gegenüberzutreten. Jetzt kommt er wieder nach Hause und denkt seinerseits deprimiert darüber nach, was in Sachen Betty zu tun ist. Und das war’s. Als nächstes kehrt Metallo (The Molten Man) zurück.

In dieser Produktion wird der erste „Leser des Monats“ präsentiert, der zehnjährige Martin. Er erschien der Redaktion wohl als der ideale Lesertypus, denn er ist ein ganz normaler Junge, der nur außerdem gern Marvel-Comics liest. Was noch auffällt: Die „Aquarius“-Episode in diesem Heft scheint komplett nachgezeichnet zu sein, alle sechs Seiten, was eine Menge Arbeit gewesen sein dürfte. Möglicherweise bekam Williams eine sehr blasse Druckvorlage. Von der Tusche von Dan Adkins ist so gut wie nichts zu sehen. Und noch eins: Die Williams-Redaktion gibt auf der Leserbriefseite ihren Umzug an den Schwanenwik in Hamburg bekannt (noble Adresse direkt an der Alster).

Geändert von Peter L. Opmann (02.07.2018 um 20:47 Uhr)
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