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Alt 05.06.2020, 22:45   #1  
Julchen
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gold01 Ausstellung "ANIMEfantastisch" im Schauraum: Comic+Cartoon in Dortmund vom 29.03 bis zum 27.09.2020

Seit dem 29.03.2020 gibt es eine neue Ausstellung rund um Manga und Anime im Schauraum: Comic + Cartoon in Dortmund. Insbesondere geht es um die Geschichte des Japanischen Zeichentrickfilms.
Laut der Internetseite geht die Austellung bis zum 25. Oktober 2020.
Wenn ich das nächste Mal in Dortmund bin frage ich nach welches Datum nun stimmt.


Das Besondere an der Ausstellung ist, dass man durch eine App aus dem App-Store spezielle Bilder in der Ausstellung scannen kann und man bekommt Zusatzinformationen zu der Ausstellung.
Mit dabei sind unter anderen die Biene Maja oder Sailor Moon.

Auch hier gibt es wieder ein Ausstellungsbuch, welches 25,-€ kostet, dieses Buch ist auch beim Riva Verlag käuflich (kostet dann aber mehr ). Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos.


Zitat:

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch 11:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag, Freitag 11:00 - 20:00 Uhr
Samstag, Sonntag 11:00 - 18:00 Uhr
Montag geschlossen
Feiertage (Öffnungszeiten wie sonntags, betrifft Fronleichnam & 3. Oktober)

Der Schauraum liegt direkt gegenüber des Dortmunder HBF.


Information vom Flyer bzw von der Website des Schauraum: Comic + Cartoon

Im Jahr 1977 erlebte der Anime, der japanische Zeichentrickfilm, in Deutschland seine erste Blüte: Kimba, der weiße Löwe, Pinocchio, aber vor allem Die Biene Maja und Heidi flimmerten alle in diesem Jahr über die Bildschirme und versammelten regelmäßig 3 bis 4 Millionen junge und alter Zuschauer vor den Geräten.

1971 sah das noch ganz anders aus, als die ARD sich traute, den Anime Speed Racer ins Programm zu nehmen. Acht Folgen hatte man angekauft, nur drei wurden gesendet. Zu heftig war der Sturm der Entrüstung von Eltern, Pädagogen und der Presse, der über den Verantwortlichen hereinbrach. Von »Skandal«, »Verrohung« und »Totschlägergesinnung« war da die Rede und selbst Der Spiegel reihte sich ein, in die Sorge um die deutsche Jugend. Kinderfernsehen durfte (noch) nicht schnell und actionreich sein, und die toten Gegner, die von Explosionen hingerafft wurden, wurden nicht als Stilmittel gelesen, sondern einzeln gezählt und betrauert.

Die Lehre, die das ZDF daraus für seinen Anime-Boom ab Mitte der 1970er-Jahre zog, war, dass ein Anime sich am besten nicht als Anime zu erkennengeben durfte. So koproduzierten die Mainzer fleißig mit und setzten für die Entwürfe der Charaktere amerikanische Disney-Zeichner durch: ein erstes Joint Venture globaler Bild-Erfindung, das die Erwartungen des Westens mit der Ästhetik des fernen Ostens an einem Tisch zusammenführte.

Auch wenn es kaum jemand in Deutschland bemerkte, waren hier bereits die Großmeister des japanischen Zeichentrickfilms am Werke. Der Anime Kimba, der weiße Löwe stammte bereits aus den 1960er-Jahren und wurde von Osamu Tezuka (1928–1989), dem »Gott des Manga«, im eigenen Studio auf Basis seines Comics aus den 1950er-Jahren produziert. Und an Heidi arbeiteten bereits Hand in Hand, Isao Takahata (1935–2018) und Hayao Miyazaki (geb. 1941) zusammen, die zehn Jahre später das legendäre Studio Ghibli gründen sollten, das in Sachen Kreativität die Zeichentrickwelt jenseits von Disney ganz neue Maßstäbe lehrte (Mein Nachbar Totoro, Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland etc.).

Der Durchbruch der wahren Anime-Ästhetik, die die Jugendkulturen Japans tatsächlich zum ersten Mal mit der westlichen Welt vereinte, ereignete sich während der 1990er-Jahre als sich in Deutschland das Privatfernsehen durchzusetzen begann. Eine neue Generation wuchs auf mit Mila Superstar, Sailor Moon, Dragon Ball und Pokémon: laut, bunt, schnell, aber vor allem ausdifferenziert zugeschnitten auf Geschlecht und individuelle Interessen: Schule, Sport, Romantik, Fantasy, Action, Science-Fiction, Roboter und Erotik, für jeden Geschmack gab es eigene Animes. Und wenn die Pädagogen glaubten, sie hätten die Kinder des Millenniums nun endgültig an die Bildschirme verloren, dann irrten sie sich. Die jugendliche Subkultur organisierte sich selbst und selbstbewusst, veranstaltete Fan-Treffen und setzte sich an die Nähmaschine, um in selbstgefertigten Cosplay-Kostümen ihre Helden zu feiern.

Erst die zunehmende Digitalisierung in den frühen 2000er-Jahren löste die traditionelle Technik, auf Folien zu zeichnen, nach fast 100 Jahren erfolgreicher Animationsgeschichte ab. So feiert die Ausstellung nicht nur die größten Anime-Helden der letzten 50 Jahre in Originalzeichnungen, sondern auch eine Kunstform, die neben unbändiger Kreativität (= alles wird real, was gezeichnet werden kann) auch die Tugend disziplinierter Handwerkerschaft verkörpert. Eine 25-minütige Folge Heidi besteht nämlich aus nicht weniger als ca. 8.000 Bleistiftzeichnungen und noch einmal ca. 8.000 von Hand farbig bemalten Folien, sowie hunderten von gemalten Hintergründen. Die wenigsten davon haben überlebt.

Die Ausstellung zeigt ca. 100 Originalwerke und wird von einem umfangreichen Film- und Workshop-Programm begleitet.

Geändert von Julchen (11.06.2020 um 14:00 Uhr)
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