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Alt 27.06.2016, 22:11   #3353  
Peter L. Opmann
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Williams experimentiert noch einmal zwei Monate lang mit dem Druckpapier. Zunächst war ja der Glanzumschlag eingespart worden, das Papier wurde dafür insgesamt glatter und heller. Jetzt versuchte es der Verlag mit etwas grauerem Papier, das allerdings die Farben immer noch recht leuchtend wiedergab und natürlich wesentlich besser war als das der US-Hefte. Diese Änderung, die sicher wieder Spargründe hatte, ließ sich aber nicht durchhalten. Im Vergleich zu Ehapa und anderen Comicverlagen war dieses Papier doch minderwertig.

Die Story in dieser Ausgabe ist einmal mehr nicht völlig überzeugend. Als ich das Heft als Jugendlicher las, fühlte ich mich durch das Cover auf eine falsche Fährte gesetzt. Den Super-Skrull kannte ich bis dahin nicht; daher war das Rätsel, wer nun der Unbezwingbare ist, für mich von untergeordneter Bedeutung. Daß den FV ein Gegner gegenübertritt, der die selben Superkräfte besitzt wie sie, war ja eigentlich ein alter Hut. Solche Gegner hatten die FV schon öfter. Auch das fand ich als junger Leser nicht so aufregend.

Die melodramatischen Elemente der Story haben mich dagegen angesprochen. Daß der eigene Vater ein Bösewicht ist, im Gefängnis sitzt und sich dann - vermeintlich - zu einem richtig schlimmen Finger entwickelt, fand ich beeindruckend. Die Konsequenzen der Rückverwandlung von Ding in Ben Grimm werden auch ziemlich ausgewalzt – er verliert sein Gedächtnis und erkennt selbst seine Freundin Alicia nicht wieder, weshalb Reed Richards sein Experiment schweren Herzens rückgängig machen muß. Am Ende ist der seltsame Tod von Franklin Storm für einen beeindruckbaren jungen Leser starker Toback: Erst heute, in Zeiten von Al-Kaida und ähnlichen Gruppen, wird so richtig klar, daß er ein Selbstmordattentäter ist (wenn auch wider Willen, also von den Skrull manipuliert). Er bewegt sich jedoch so, daß nur er selbst stirbt, nicht die FV, seine anvisierten Opfer.

An einer Stelle bringt Stan Lee sogar einen Meta-Gag unter, als Ding sagt: „Wenn ich das in einem Comicheft lesen würde, glauben könnte ich’s nicht!“ Man muß bedenken, daß all das damals ziemlich unüblich war. Ich habe nicht so viel von DC gelesen, nehme aber an, daß solche Storyelemente dort niemals vorkamen. Aus den Motiven hätte Stan Lee zweifellos viel mehr machen können – vor allem, wenn er sie nicht alle in einer 20-Seiten-Story untergebracht hätte. Aber vermutlich hat er sie nur ausprobiert und später überzeugender eingesetzt, zum Beispiel das Motiv „Er starb als Held“ in Avengers # 64.

Die Grafik von Jack Kirby und Chic Stone gefällt mir wirklich gut. Dies ist ja die Zeit, in der sich die Leserbriefe des Tenors „Die HIT-Comics mit John Buscema, John Romita und anderen waren viel besser gezeichnet“ häuften. Aber schon hier würde ich das Team Kirby/Stone den Künstlern in der zweiten Hälfte der 60er Jahre mindestens ebenbürtig einschätzen. In diesem Heft gibt es übrigens ein frühes Beispiel für die Fotocollagen, mit denen Jack Kirby gern arbeitete. Er verwendet es, um einen Energiestrahl zu zeigen, der von der Heimat der Skrull zur Erde gesandt wird, um den Super-Skrull aus seinem Vulkan-Gefängnis zu befreien.
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