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Alt 05.07.2018, 16:13   #211  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 36

Erscheinungstermin: 6/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 35
2) Tales to Astonish # 98

Story-Titel:
1) Metallo bedauert!
2) ohne Titel (…das ewige Reich zu vernichten!)

Original-Storytitel:
1) The Molten Man Regrets…!
2) …to Destroy the Realm Eternal!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Werner Roth / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Auch diese Ausgabe zählt wohl nicht zu den Höhepunkten des Schaffens von Steve Ditko. Auf den ersten Blick ist die Story nicht schlecht, aber es ist letztlich ein Remake von „Spinne“ # 30. Was mich betrifft, ich kannte die # 36 deutlich früher als die # 30, so daß mir das erst jetzt so richtig auffällt. Und noch etwas anderes fällt mir auf: Zum wiederholten Mal beginnt eine Episode damit, daß ein Bösewicht aus dem Gefängnis entlassen wird; und wiederum hat er nichts Eiligeres zu tun, als seine Verbrecherkarriere fortzusetzen. Bei den „Fantastischen Vier“, die ich kürzlich gelesen habe, kam das auch mal vor, wurde aber doch etwas differenzierter dargestellt. Der Strafentlassene fand keinen Job und geriet so erneut auf die schiefe Bahn. Lee und Ditko suggerieren dagegen hier: Wer mal ins Gefängnis mußte, sollte am besten lebenslang weggesperrt bleiben. Eine Besserung (Resozialisierung) ist ausgeschlossen.

Ich muß immerhin feststellen: Ditko erzählt und zeichnet jetzt eindeutig wirkungsvoller als in „Spinne“ # 30. Schon das Cover bietet eine ungewöhnliche und sehr dramatische Perspektive. Es gibt größere Panels (auch wieder eine illustrative Splashpage, die Spinne und Metallo im Clinch zeigt), die Spinne ist akrobatischer dargestellt, ihre Suche nach Metallo wirkt spannender. Metallo seinerseits kämpft besser, denn er versucht mehrmals, die Spinne zu überrumpeln. Er nutzt zudem Masken; die Spinne muß erstmal herausfinden, wer ihr Gegner ist. Allerdings geht das Duell genauso aus wie beim letzten Mal: Metallo wird gefesselt und als Paket der Polizei übergeben. Und sonst gibt’s auch wenig Neues.

Peter Parkers Privatleben spielt in dieser Ausgabe eine kleinere Rolle als bisher. Am Anfang sieht man davon überhaupt nichts – die Spinne kommt hinzu, als Metallo gerade einen Juwelier überfällt. Am Ende erfährt er von der noch immer namenlosen neuen Sekretärin von JJJ, daß Betty und Ned Leeds abgereist sind, vermutlich an die Westküste. Peter ist tief getroffen. Sein Bild, das Betty ihm zurückgeben läßt, wirft er tief enttäuscht in den Abfalleimer (obwohl die Trennung von Betty ja das ist, was er zuletzt wollte). Tante May hat diesmal keinen Gastauftritt und darf sich erstmal regenerieren. Am Ende wird für die nächste Ausgabe ein neuer Superschurke vorgestellt, der mit der neuen Sekretärin gemeinsam hat, noch unbenamt zu sein.

Interessanter ist da schon die Leserbriefseite gleich daneben. Leserbriefseite? Überschrieben ist sie: „Hier spricht das MMT“. Wiedergegeben ist ein Leserbrief, in dem Unzufriedenheit darüber laut wird, daß die „Frankenstein“-Episoden so kurz sind. Die Redaktion erklärt das, holt dann aber noch viel weiter aus: Horrorcomics seien in Verruf gekommen. Was nicht erwähnt wird: „Dracula“ und „Frankenstein“ # 5 waren von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert worden. In den USA war kurz vor Anlaufen dieser Serien der Comics Code gefallen, bei uns hatte sich dagegen nichts Vergleichbares getan. Die Redaktion wollte nun ein „Horror-Forum“ ins Leben rufen, in dem sich die Fans kritisch mit den beiden Serien auseinandersetzen sollten. Dazu kam es aber nicht – die Zahl der Leser, die da mitreden konnten, war wahrscheinlich sehr überschaubar.
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