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Alt 27.03.2018, 10:59   #42  
Peter L. Opmann
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Sieht so aus, als käme ich jetzt in den Ferien etwas schneller voran.

Die Spinne (Williams) 4

Erscheinungstermin: 2/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 2
2) Tales to Astonish # 74
3) Journey into Mystery # 99

Story-Titel:
1) Der Geier bittet zum Kampf!
2) Im Reich der Gesichtslosen
3) Surtur der Feuerdämon!

Original-Storytitel:
1) Duel to the Death with the Vulture!
2) When fails the Quest!
3) Surtur the Fire Demon!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Adam Austin (= Gene Colan) / Vince Colletta
3) Jack Kirby

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee
3) Stan Lee



HIT-Comics besitze ich nur wenige. Aber ich kann doch nachvollziehen, wie sich da die Heftstruktur herausbildete, die dann bei Williams fest etabliert wurde. Zum Beispiel HIT-Comics # 71: 52 Seiten, zwei X-Men-Storys, zusätzliches Füllmaterial in Form einer Kirby-Horrorstory und einer Kurzgeschichte („Das Heilöl“). Dann HIT-Comics # 203: 36 Seiten, Hauptstory (FV), Zweitstory (Giant-Man), ein Glanzumschlag umgibt den Seitenblock. HIT-Comics # 208: Nagelneue Thor-Story plus Zweitstory Hulk (aus der TtA-Zeit), Glanzumschlag, aber diesmal gefaltet und geheftet.

Der erste Williams-Band in meiner kleinen Sammlung ist „Fantastische Vier“ # 250. Hier wurde zunächst nahtlos an die HIT-Comics angeschlossen. Gleicher Aufbau: Neue FV-Story plus ältere Hulk-Story; viel Werbung für die verbliebenen Serien, „Spinne“ und „FV“, für „Tarzan“ und den „Musik Express“ (!). Nebenbei: Das Maschinenlettering wirkt moderner als das spätere Experiment mit dem an Handlettering erinnernden Maschinensatz.

Schon bevor Williams nochmal von vorne begann, gab es also das Konzept von Haupt- und Zweitstory. Man konnte es aber speziell bei „Die Spinne“ nicht durchhalten. Im vorliegenden Heft ist die Hauptstory wieder nur 14 Seiten lang. Von „Aquarius“ wollte man offenbar nicht mehr als eine Folge auf einmal bringen. Also griff man wieder auf die „Geschichten aus Asgard“ zurück. Es gibt nun auch nochmal eine Seite mit Rätseln, aber die verschwand dann endgültig aus den Williams-Marvels. Es zeichnet sich ab, daß ein Heft auch mit 32 Seiten auskommt.

Inhaltlich haben wir es hier nach meinem Eindruck mit der ersten richtigen „Spinne“-Geschichte zu tun. Was mir aber zuerst auffällt: Steve Ditko entscheidet sich, die Häuserschluchten New Yorks ab sofort detailliert zu zeichnen und Kampfszenen durch den Blick von schräg oben in diese Schluchten hinein dramatischer zu gestalten. Vielleicht war das ein Kniff, der ursprünglich nur bei dieser Ausgabe angewandt werden sollte, Gegner ist nämlich der Geier. Die Spinne muß ihm in sein Reich der Lüfte folgen und ist ihm dadurch, daß sie sich immer in ihr Netz fallen lassen kann, dennoch ebenbürtig.

Der Geier taucht quasi aus dem Nichts auf und stiehlt alles, worauf er gerade Lust hat. Eine Origin-Geschichte hat er (noch) nicht, auch wenn er mit seinem Kopf und seinem Kostüm tatsächlich stark an einen Geier erinnert. Seine Überlegenheit scheint allein darin zu liegen, daß er fliegen kann wie der Schneider von Ulm. J. Jonah Jameson ist in diesem Heft nicht Zeitungsverleger, sondern er produziert eine Illustrierte namens „Heute Magazin“. Er braucht dringend Fotos vom Geier, und Peter Parker kommt auf die Idee, dass er diese Bilder mit seinen Spinnen-Fähigkeiten liefern kann. Seine Motive haben sich ein bißchen verändert: Er will nicht mehr viel Geld verdienen, sondern er braucht Geld, um seine arme Tante May zu unterstützen.

Die Jagd auf den Geier in der Doppelfunktion als Verbrechensbekämpfer und Fotograf überfordert ihn jedoch zunächst. Er konzentriert sich nicht genug auf die Flugmanöver des Geiers und wird von ihm in einen Wassertank geworfen. Immerhin hat er seine Fotos. Seine erste Begegnung mit Jameson verläuft für ihn sehr erfolgreich: Der Verleger zahlt – später sehr untypisch – eine hohe Honorarsumme. Peter setzt sich nun hin, um sein Kostüm zu verbessern. Für künftige Duelle braucht er mehr Netzflüssigkeit – er wandelt sich also vom Showstar zum Superhelden.

Ein großer Diamantentransport steht an, bewacht von hunderten Polizisten. Der Geier überrascht sie aber, indem er nicht aus der Luft, sondern aus der Kanalisation kommt. Die Spinne nimmt die Verfolgung auf. Erneut bringt sie zuerst ihre Kamera in Position, bevor sie den Geier stellt. Diesmal aber kämpft sie besser. Sie hängt sich an den Geier, der so nicht mehr richtig liegen kann. Er verliert die geraubten Diamanten, dann stürzt er ab. Die Spinne rettet sich mit ihrem Netz.

Jameson zahlt erneut gut für Peters Fotos. Und Tante Mays Geldsorgen sind beseitigt – allerdings nur vorübergehend, wie „Spinne“-Leser wissen. Der Geier sinnt derweil im Gefängnis auf Rache. Hier haben wir ein lupenreines Happy End. Lee und Ditko ist offenbar in diesem Fall nicht eingefallen, wie sie Peter Parker Steine in den Weg legen können.

Aber die Auseinandersetzung mit dem Geier bedeutet einen erheblichen Fortschritt der Serie. Das Kräftemessen ist bei beiden Treffen detailreich und originell geschildert. Welcher Superheld muss sich schon aus einem Wasserbehälter befreien? Und hat vorher ein Superheld schon mal seinen Gegner besiegt, indem er ihn am Fliegen hinderte? In Actionfilmen dieser Zeit (Anfang/Mitte der 1960er Jahre) hängen sich Helden häufig an Hubschrauber. Aber einen flugfähigen Gegner zu besiegen, indem man ihn behindert und abstürzen läßt, das hat es vermutlich bis dahin noch nicht gegeben. Ditko kann das noch nicht optimal visualisieren, aber gut genug, daß dem Leser beim Betrachten der Panels etwas schwindelig wird.

Zwei kurze Blicke noch auf Cover: Beim „Spinne“-Cover wird das Insert verändert. Die Geschichte mit dem Bastler ist schon veröffentlicht, also kann der Hinweis durch ein „Aquarius“-Bildchen ersetzt werden. Das „Aquarius“-Cover, das innen gezeigt wird, ist nachgezeichnet. Hier wird ein Insert für die Hulk-Story in „Tales to Astonish“ entfernt. Ob aus diesem Grund alles neu gezeichnet wurde, ist schwer zu sagen. Hinter dem Kopf des Sub-Mariners ist eine bedrohliche Krake eingefügt.
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