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Alt 17.07.2019, 20:17   #103  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 27

Erscheinungstermin: 3/1976

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 109
2) Silver Surfer # 10

Story-Titel:
1) Wenn Magneto kommt!
2) Dies ist nicht seine Welt!

Original-Storytitel:
1) When Magneto strikes!
2) A World he never made!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Anders, als das Cover signalisiert, ist nicht Magneto, der Erzfeind der X-Men, gleichsam Gaststar bei Thor, sondern man kann eher sagen, daß Thor in diesem Heft der Welt der X-Men einen Besuch abstattet. Deshalb hinterläßt die Story einen eigenartigen, nicht ganz klaren Eindruck. Thor und Magneto gehören unterschiedlichen Welten an und können letztlich miteinander nicht viel anfangen. Bei ihrem Duell gibt es auch keinen klaren Sieger, wobei sie durchaus mit ähnlich großen Kräften ausgestattet zu sein scheinen. Thor bewegt sich hier mehr als je zuvor im Marvel-Universum, ohne daß man zu dem Schluß kommt, Thor und Magneto würden derselben Welt angehören.

Schon die Einleitung soll zeigen, daß Thor in die Marvel-Welt gehört. Er betrachtet Skulpturen von Superhelden, die bei der Weltausstellung gezeigt werden sollen: eine Thor-Figur und dann Abbilder der Fantastischen Vier, der Rächer, von Spinne, Dämon und X-Team. Thor ist beeindruckt. Dann nähert sich auch schon Magneto in einem U-Boot New York. In seinem Gefolge sind seine Assistenten Meisterhirn und Kröte sowie Quecksilber und die Scharlachhexe, die sich aber nicht ohne weiteres in Magnetos „teuflische Mutanten“ eingliedern. Man braucht eigentlich einiges Hintergrundwissen aus „X-Men“, um die Konstellation richtig zu verstehen, aber da die Story letztlich nur auf die Begegnung von Thor und Magneto hinausläuft, geht es auch ohne.

Plötzlich beginnen in New York massenhaft metallische Gegenstände – auch Autos – zu schweben. Das beruht allein auf der Nähe Magnetos. Don Blake beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und sagt dafür sogar ein Abendessen mit Jane Foster ab. Wie enttäuscht sie reagiert, hat er vermutlich falsch eingeschätzt. Kurz darauf stößt Thor mit Hilfe seines magischen Hammers auf das U-Boot an der Küste. Thor verschafft sich gewaltsam Zutritt und steht gleich darauf Magneto gegenüber. Der reagiert im sicheren Gefühl seiner Überlegenheit ganz cool, demonstriert Thor seine Macht und bietet ihm an, sich den teuflischen Mutanten anzuschließen. Thor lehnt angewidert ab. Darauf beginnt die ernsthafte Auseinandersetzung der beiden. Thor schleudert seinen Hammer; Magneto gelingt es, ihn mit seiner Magnetkraft starr in der Luft zu halten. Thor ist in Fahrt und kämpft ohne Hammer weiter, merkt aber dann, daß er Magneto nicht so schnell besiegen kann. Während er in einer Stahlkammer eingeschlossen wird, verwandelt er sich in Don Blake zurück. Jetzt kann er weder an seinen Hammer heran, noch sich aus seinem Gefängnis befreien. Magneto seinerseits rätselt, wo der Krückstock herkommt, der draußen auf dem Boden liegt.

Don Blake wird in seinem Gefängnis von vielerlei Apparaturen angegriffen und kann sich jeweils nur knapp in Sicherheit bringen. Da wird Magneto abgelenkt. Meisterhirn meldet ihm aus der Stadt, daß er die X-Men gefunden hat. Interessanterweise kommt dieses Mutantenteam nie ins Blickfeld. Man sieht nur Zyklops Energiestrahl, einen von Eismann verfertigten Eisblock und Arme und Schatten von Biest und Engel. Um Thor, dessen Verwandlung er nicht mitbekommen hat, kann sich Magneto nicht mehr kümmern. Irgendwie muß er aber die Stahlkammer geöffnet haben, denn er sieht gleich darauf, wie ein schmächtiger Arm sich nach dem Krückstock ausstreckt, dann folgt ein Blitz, der die Verwandlung in Thor anzeigt. Der Donnergott ist zurück und bedrängt Magneto hart. Der muß mittels einer Falltür fliehen und macht in einem anderen Raum des U-Boots eine Atombombe (eine „nukleare Protonenbombe“, um exakt zu sein) scharf. Dann muß er weiter fliehen, denn jetzt sind die X-Men hinter ihm her. Eismann vereist die Bombe, so daß sie nicht zünden kann. Thor zerstört indessen das verlassene U-Boot. Magneto entkommt in einem einsitzigen Mini-U-Boot.

Bleiben noch ein paar Panels für eine melodramatische Schlußszene. Es scheint, als habe Don Blake es sich doch anders überlegt. Er kommt bei Jane Foster vorbei, um doch noch mit ihr essen zu gehen. Sie findet, er sehe ganz ausgezehrt aus (von dem Kampf gegen Magneto weiß sie natürlich nichts), und bereitet ihm rasch in ihrer eigenen Küche ein Abendessen zu. Sie findet, er sei „wie ein hilfloser kleiner Junge“ – wir Leser wissen das natürlich besser. Nur stört sie, daß er sich nach wie vor nicht zu einem Heiratsantrag durchringen kann.

Die Geschichte hat zweifellos ihre Momente, aber auch so manche Schwächen. Warum Thor und Magneto überhaupt aufeinanderstoßen, wird kaum erklärt. Warum trifft Thor nicht mit den X-Men zusammen, die ihn über diesen Superschurken detailliert aufklären könnten? Ein seltsamer Kniff, daß sie hier quasi unsichtbar bleiben. Und wie Thor seinen Hammer verliert – und wiederfindet -, ist einmal mehr nicht überzeugend dargelegt. Es erscheint hier wie Schusselei. Das Motiv ist zudem inzwischen reichlich strapaziert. Trotzdem liest sich die Story flüssig, hat zu den Abenteuern der übrigen Marvel-Helden Berührungspunkte gefunden, und erneut ist die grafische Gestaltung durch Kirby und Stone hervorragend. Alles in allem sucht die Serie jedoch immer noch nach ihrem endgültigen Konzept.

Geändert von Peter L. Opmann (17.07.2019 um 20:24 Uhr)
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