Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 19.03.2019, 21:19   #561  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.522
Kleine Vorbemerkung: Morgen und übermorgen werde ich wegen eines Umzugs zeitweise nicht online sein.

Spinne (Williams) 125

Erscheinungstermin: 12/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 124
2) Mighty Thor # 144

Story-Titel:
1) Der Menschenwolf!
2) Schlachtfeld Erde!

Original-Storytitel:
1) The Mark of the Man-Wolf!
2) This Battleground Earth!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee



Die Marvelredaktion, die still und heimlich wieder zum MMT geworden ist, rafft sich nach längerer Zeit mal wieder zu einem Editorial auf. Die Williams-Marvels nähern sich nämlich mit Riesenschritten ihrem Ende. Auch die Titel „Fantastische Vier“ und „Rächer“ sind jetzt nicht mehr – es bleiben nur noch „Die Spinne“ sowie „Horror“ (von DC). Die beiden eingestellten Serien hätten am Ende nicht mehr die Kosten des Verlags gedeckt, heißt es. Das war die erste Programmverkleinerung bei Williams, die ich live mitbekam. Daß vorher schon etliche andere Serien hatten dran glauben müssen, wußte ich allerdings. Mein Gefühl war nun nicht sehr gut, aber zu diesem Zeitpunkt las ich „Die Spinne“ jedenfalls noch sehr gern.

Was FV und Rächer betrifft: In beiden Fällen ist zur Zeit des Serien-Aus die klassische Phase vorbei. Die FV zeichnet schon seit etwas längerer Zeit John Buscema, der sich bemüht, den Look von Jack Kirby soweit beizubehalten. Bei den Rächern übernimmt gerade Rich Buckler, der seinerseits John Buscema nacheifert. Vielleicht haben sich die alten Fans in den Storys zu wenig wiedergefunden. Aber für die Spinne gilt ja Ähnliches. In Kürze kommt Zeichner Ross Andru, und die Handlung entfernt sich etwa seit der Sechs-Arme-Geschichte zunehmend von klassischen Mustern. Der Spinne bleiben nur noch gut zehn Ausgaben bei Williams.

Abgesehen davon, daß hier nach dem Vampir Morbius zum zweiten Mal eine Horrorgestalt gegen die Spinne antritt, ist die Story eigentlich ganz traditionell gestrickt: Wie bei Stan Lee wird am Beginn eines Mehrteilers erstmal Peter Parkers Privatleben wiederbelebt. Dann folgt der Actionteil. Soweit, so gut. Peter ist nun auch der Schock über Gwens Tod anzumerken, nachdem er in der Luke-Cage-Story schon wieder recht gefaßt gewirkt hatte. Aber jetzt läuft Peter wie ein offenes Rasiermesser durch die Gegend. Ausgelöst wurde diese Stimmung aber durch etwas, woran er sich schon längst hätte gewöhnen können: einen Leitartikel im „Daily Bugle“, in dem Jonah Jameson wieder mal der Spinne an allem die Schuld gibt, insbesondere am Tod seines Freundes Norman Osborn. Jonah bekommt gerade Besuch von seinem Sohn John (bekannt aus „Spinne“ # 2 und 42/43), begleitet von seiner Verlobten. Wie damals hat er ein Problem; diesmal besteht es darin, daß er sich bisweilen in einen Werwolf verwandelt (warum, erfahren wir noch nicht).

Peter fühlt sich indessen an der Uni von seinen Kommilitonen angestarrt und fängt infolge seiner Verbitterung Streit mit Mary-Jane an. Sie läßt sich erneut nicht abschütteln, aber als Flash Thompson dazukommt, läßt Peter beide stehen. Inzwischen verwandelt sich John Jameson in den „Menschenwolf“ und bedroht seinen Vater in dessen Büro. Peter hat inzwischen beschlossen, Jameson mal richtig die Meinung zu sagen wegen dessen Hetze gegen die Spinne. So kommt er dazu, als der Werwolf sich gerade auf JJJ stürzen will. Statt dem Verleger eine Abreibung zu verpassen, muß er ihn nun vor der Bestie retten. Jameson aber hat erkannt, daß der Werwolf sein Sohn ist. So legt er sich lieber mit der Spinne an, als daß dem Monster etwas passiert. Der Werwolf seinerseits schreckt davor zurück, Jameson anzugreifen. Er verschwindet in der Nacht. Die Spinne hat noch nicht erkannt, was hier gespielt wird – Jameson hat kein Wort des Dankes für seine Rettung und warnt die Spinne, dem Untier etwas zu tun. Während die Spinne auf einem Hausdach sitzt und versucht, aus dem Geschehenen schlau zu werden, springt der Werwolf sie von hinten an. Cliffhanger.

Spideys hilflose Wut, Jamesons Zerrissenheit zwischen Sorge um und Angst vor dem Werwolf – das ist psychologisch ganz ordentlich herausgearbeitet. Nur wie es im Menschenwolf“ aussieht und was ihn an diesen Punkt gebracht hat, werden wir wohl erst im zweiten Teil erfahren. Die Spinne hat übrigens parallel in einem anderen Titel ebenfalls mit einem Gruselwesen zu tun gehabt. Die Williams-Redaktion kaschiert das ein wenig, indem sie vorgibt, über diese Begegnung nichts zu wissen. Man kann natürlich einwenden, daß solche Gestalten generell keine geeigneten Gegner für die Spinne sind. Gil Kane zeichnet das wiederum ziemlich schwungvoll, aber wie schon bei Morbius ist sein Talent für die Inszenierung von Horrorfiguren begrenzt. An Mike Ploog, der kurz zuvor die Serie „Werewolf by Night“ begonnen hatte, reicht er da nicht heran. Erstmal sehen, was der zweite Teil bringt.


Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:46 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten