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Alt 14.04.2011, 03:46   #37  
Manfred Schwab
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Standard Neues vom Glücksritter

Glücksritter Wigalois auf der Zielgeraden!

Das mittelhochdeutsche Verepos des Wirnt von Gräfenberg
erwacht nach 800 Jahren zu neuem Leben - als Comicalbum



Glücksritter Wigalois, Wirnt von Gräfenbergs vor rund acht Jahrhunderten erfundener Musterritter in der „rechten Spur“, fürs 21. Jahrhundert frisch gerüstet als Comic-Held, galoppiert derzeit auf der Zielgeraden seiner Wiedergeburt entgegen. In Barcelona, am Fuß des heiligen Gralsberges Montserrat, arbeitet der katalanische Comic-Künstler Isidre Monés seit rund einem Jahr an der zeichnerischen Umgestaltung des mittelhochdeutschen Versepos. Nach einer Vorlage des Gräfenberger Autors Manfred Schwab transformiert er die 11700 Verse in eine bunte Bildergeschichte. Am 18. Juni wird er sein Werk bei einem Mittelalter-Fest auf dem Gräfenberger Marktplatz der Öffentlichkeit präsentieren.

Seit Toni Eckert, der Kulturreferent des Landkreises Forchheim, als Herausgeber und Verleger des Comic-Albums, im Sommer 2010 den Auftrag an das Creativ-Studio COMICON in Barcelona erteilt hat, arbeitet neben dem Zeichner ein ganzes Team an der Realisierung des aufwändigen Projekts. Beraten von Alt-Comicmacher Pit „Don Pedro“ Wiechmann und unterstützt von COMICON-Chef Christof Ruoss, habe ich ein „Zeichner-Drehbuch“ entwickelt, das Bild für Bild beschreibt, was Isidre Monés dann mit dem Zeichenstift in die rund 500 phantastischen Bilder des 68-Seiten-Albums umgesetzt hat. Vorher musste mein Text samt Erläuterungen allerdings erst mal ins Spanische übersetzt werden.

Der Aufwand hat sich jedenfalls gelohnt: Inzwischen liegt der Gesamtinhalt der fantastischen Abenteuerstory um den jungen Artusritter Wigalois, den Sohn Gaweins, des neben Lanzelot bekanntesten Ritters der Tafelrunde, nicht nur als „Scribble“, also als Bleistift-Rohskizze vor, sondern nach der ersten korrigierenden Überarbeitung auch bereits „geinkt“, als Tusche-Reinzeichnung. Damit begann die Arbeit des Koloristen Jordi Bartoll, der Isidres genialen Zeichnungen farbiges Leben einhauchte, und der Layouterin Susan Aumann, die in die Seiten die inzwischen gesetzten und lektorierten Texte und Sprechblasen einmontiert. Nach jedem Arbeitsschritt waren Korrekturen und Überarbeitungen zur Anpassung an den mittelalterlichen Originaltext und zur Verfeinerung der Comic-Dramaturgie notwendig. Das geschah alles auf elekronischem Weg, über Emails zwischen Gräfenberg und Barcelona und deren Übersetzung ins Spanische. Auf diese Weise sind inzwischen zwei Drittel des Albums fertig, der Rest wird in den nächsten Wochen folgen. Nebenbei gesagt, wird es nun immer schwieriger, in meinem abgelegenen fränkischen Nest ohne ausreichende Internet-Anbindung die Datenmassen der fertigen Farbseiten-Pakete herunterzuladen. Offensichtlich ist da unser hochtechnisiertes Vaterländchen gegenüber Spanien noch Entwicklungsland.

Ein Nebenstrang im Comic-Pingpong ließ derweil zwischen Gräfenberg und Pöcking die Ätherwellen vibrieren. Obwohl er zur gleichen Zeit an seiner dreibändigen Dietrich-Saga arbeitete, stand mir Pit Wiechmann immer wieder mit Rat und Tat zur Seite und warf sein comic-geschultes Auge auf die Bemühungen seines Comic-Azubis, also auf mich. Als kleines Dankeschön durfte ich für den 2. Band seines „Dietrich von Bern“ ein Vorwort beisteuern, in dem ich die literaturhistorischen Gemeinsamkeiten unserer beiden mittelalterlichen Heldengestalten angedeutet habe: Der sagenumwobene Gotenkönig Theoderich und der nicht weniger legendäre britische Musterkönig Artus leben vor allem als literarische Figuren, zu verorten etwa um 500 n. Chr. Sie sind sich zwar kaum in der realen Welt, aber häufig auf ihrem Rezeptionsweg durch die Jahrhunderte, in illustrierten Handschriften und auf Fresken begegnet, um nun quasi Seite an Seite als Comichelden unsere nüchtern-technische Welt zu bevölkern und von den Idealisierungen und Romantisierungen der Vergangenheit Zeugnis abzulegen.

In wenigen Wochen ist es also so weit. Glücksritter Wigalois präsentiert sich frisch-fromm-fröhlich und völlig neu eingekleidet der hoffentlich gebührend staunenden Öffentlichkeit: Am 17. Juni vor geladenen Gästen in Forchheim, am 18. Juni vormittags in einer Signierstunde im Ultra-Comix-Laden in Nürnberg und am Nachmittag ab 13 Uhr beim großen Mittelalter-Fest auf dem Gräfenberger Marktplatz. Und ich freue mich, bei diesem Anlass endlich auch den Zeichner Isidre Monés persönlich kennen zu lernen, mit dem ich seit Monaten unbekannter Weise, aber intensiv und zielorientiert zusammen gearbeitet habe. Gemeinsam werden wir dann die ersten Comic-Alben signieren. Und auch Christof Ruoss und Peter Wiechmann werden als Geburtshelfer und Taufpaten bei der Wiedergeburt des Artus-Helden Wigalois dabei sein.

Und so soll am 18. Juni das Programm auf dem Gräfenberger Marktplatz ablaufen:

13.00 Uhr Eröffnungs-Fanfare der Gräfenberger Stadtkapelle.
Mittelalterliches Markttreiben, Handwerksvorführungen, Schmaus und Trank.
14.00 Uhr Schwerter-Schaukampf: „Die Fechterer“.
14.30 Uhr Startschuss mit der mittelalterlichen Wurfmaschine (Bide).
15.00 Uhr Begrüßung durch den Bürgermeister.
Vorstellung des Comics und der Comic-Autoren.
Isidre Monés und Manfred Schwab signieren die Bücher.
15.30 Uhr Musik der Minnesänger „Die Wolkensteiner“.
16.30 Uhr Puppentheater Regenbogen: „Der kleine Drache“ mit Wolfgang Tietz.
18.00 Uhr Konzert der Capella Antiqua Bambergensis in der evang Stadtkirche.
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