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Alt 09.03.2020, 08:12   #64  
Peter L. Opmann
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Die Frantastischen Vier # 9




Marvel ist immer noch dem Monster-Konzept verhaftet. Ich empfand diese FV-Geschichte zweigeteilt und finde die beiden Teile unterschiedlich geglückt.

Der erste Teil ist der, in dem es um die Pleite der FV geht. Da geht Stan Lee mit seiner Idee, Superhelden realistischer zu präsentieren, sehr weit. Ich denke, wenn man es schafft, Superhelden ökonomisch zu vernichten, kann man ihnen am wirkungsvollsten zusetzen. Das wird in diesem Heft sehr schön vorgeführt. Mir fällt nur ein Heft ein, das diese Idee ähnlich verfolgt: "Avengers" # 77 (ich glaube, bei Williams war das die # 78). Sonst treten Helden und Schurken immer als wirtschaftlich ebenbürtig an (selbst wenn es sich um Finanzmagnaten wie Kingpin oder Doctor Doom handelt). Okay, die Superhelden sind in der Regel durch ihre Geheimidentität vor wirtschaftlichen Angriffen geschützt. Aber es wäre doch reizvoll: Peter Parker wird arbeitslos - das Ende von Spider-Man! Oder Tony Stark wird von Kommunisten bestochen und "gekauft" - Iron Man kämpft künftig für die andere Seite. Luke Cage ist ja ein "Hero for hire", aber man hört nie, daß er dadurch seine Handlungsfreiheit verliert.

Den zweiten Teil der Geschichte finde ich dagegen ziemlich mißglückt. Was für ein umständlicher Plan des Submariners: Er erschafft eine Kulisse, in der er als Filmproduzent erscheint (oder wenn er wirklich in Hollywood ist - wie hat er das geschafft?). Und dann macht er den FV vor, er wolle Filmszenen mit ihnen drehen und hetzt dann Ungeheuer auf sie. Das hätte er doch ohne all diese Umstände tun können. Dieser Plot ist äußerst schwach, gibt aber Lee und Kirby nochmal die Möglichkeit, erschreckende Monster aufzufahren. Der Konflikt von Sue Storm, die sich sowohl zu Submariner als auch zu Reed Richards hingezogen fühlt, ist auch wenig glaubwürdig. Der Fischkopf hat eigentlich von vorneherein keine Chance, Reed seine Freundin auszuspannen - jedenfalls mit dieser Masche. Lee und Kirby haben die Geschichte ja später noch ein paarmal neu erzählt.

Beim Wiederlesen ist mir klar geworden, daß Stan Lee mit den "Fantastic Four" wirklich das Genre umgekrempelt hat. Er hat sich zu Anfang immer wieder überlegt, wie er Superheldenstorys - sicher im Rahmen der Konventionen, die Anfang der 1960er Jahre galten - ganz anders stricken kann. Er hatte nicht die geringste Lust, auf Klischees der Superman/Batman-Linie zurückzugreifen. Dabei zeigt sich, daß manche neuen Ansätze eben nicht funktionieren, wie zum Beispiel, daß die FF in Hollywood gegen Monster kämpfen, letztlich aber doch der Plan eines Schurken (Submariner) dahintersteckt.
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