Girl with a Pearl Earring |
Das Mädchen mit dem Perlenohrring (USA / Großbritannien / Luxemburg 2003, UK Film Council, Archer Street Productions, DeLux Productions, Inside Track, Film Fund Luxembourg und Wild Bear Films), Drehbuch: Olivia Hetreed nach dem gleichnamigen Roman (1999) von Tracy Chevalier, Regie: Peter Webber, 100 min, FSK: 6, JMK: 0
Im Mittelpunkt steht Jan Vermeers (1632 - 1675) berühmtes Gemälde "Meisje met de parel | Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" (1665), dessen Entstehung das Publikum aus der Sicht der jungen Magd Griet miterlebt. Über Vermeer liegen nur wenige gesicherte historische Daten vor, was natürlich zu Spekulationen einlädt. Tracy Chevaliers Roman war nicht das erste literarische Werk, das sich davon inspirieren ließ.
Zu seinen Lebzeiten im Barock war Vermeer ein provinzieller Genremaler in Delft und Den Haag, der mit seinen wenigen Gemälden zu einem bescheidenen Wohlstand gelangt war. Fast zwei Jahrhunderte nach seinem Tod war er vergessen, erst um 1860 wurde er wiederentdeckt und ist heute in der Populärkultur angelangt.
Die Verfilmung kürzt ungefähr ein Drittel des Romans und bietet ein Coming-of-Age-Drama im historischen Gewand mit der damals 17jährigen Scarlett Johansson in der Hauptrolle. Die Drehbuchautorin Olivia Hetreed sicherte sich mit ihrem Ehemann die Filmrechte, bevor das Buch in den Handel kam und zum Bestseller avancierte. Tracy Chevalier war froh über ein britisches Studio, das Hollywood daran hinderte, den Stoff zu sexy zu machen.
Obwohl die Produktion 2002 vor dem Aus stand, weil Kate Hudson und Ralph Fiennes das Projekt verließen, so dass beim Casting viele Rollen die zweite oder dritte Wahl waren, und Regisseur Peter Webber vorher nur Dokumentationen gedreht hatte, wurde der Film ein Erfolg. Director of Photography Eduardo Serra orientierte sich bei der Gestaltung des Filmbildes an Vermeers Gemälden, und dem französischen Musiker Alexandre Desplat gelang damit der internationale Durchbruch.
Das Mädchen mit dem Perlenohrring wurde für zehn BAFTA Film Awards, zwei Golden Globes und drei Oscars nominiert.
Die junge Griet ist die Tochter eines erblindeten Delfter Kachelmalers. In der Not wird sie 1665 als zweite Magd in den Haushalt Jan Vermeers und seiner Frau Catharina geschickt. Ihre Vorgesetzte, die Magd Tanneke, weist sie in die alltäglichen Arbeiten ein. Im Haushalt lebt neben den beiden Töchtern Cornelia und Maertge noch Vermeers Schwiegermutter Maria Thins, die pragmatisch das Geld verwaltet. Denn der gesamte Wohlstand hängt von Vermeers Mäzen ab, dem reichen Pieter van Ruijven, dessen Gunst sich die Familie nicht verscherzen darf. Wie prekär der Wohlstand ist, zeigen altbekannte Nachbarn, die unbarmherzig geräumt werden, weil sie pleite sind.
Anfangs bestimmt der alltägliche Haushalt das Geschen: Kochen, waschen, putzen, einkaufen. Auf dem Markt findet der Fleischersohn Pieter Gefallen an Griet. Während Catharina es nie wagt, das Atelier ihres Mannes zu betreten, reinigt Griet es, als sie von Vermeer überrascht wird.
Die Hackordnung führt immer wieder zu Rangeleien unter den Frauen: Tanneke ist um ihre Stellung besorgt, die kleine Cornelia ärgert Griet und intrigiert gegen sie, während Marie Thins mit Argusaugen auf den Zusammenhalt wacht. Zwischen Griet und Vermeer entwickelt sich allmählich ein Vertrauen, das Catharinas Eifersucht weckt, zumal das Gesinde immer des Diebstahls verdächtigt wird.
Trotz des langsamen Tempos und sparsamen Dialogs großes Kino, das auch für Kinder geeignet ist.