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Alt 10.10.2018, 22:52   #352  
Peter L. Opmann
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Fazit der „Spinne“-Ausgaben bis # 70:

Jetzt möchte ich nochmal zurückblicken, denn „Spinne“ # 70 ist die letzte Ausgabe der Phase, in der ich die Serie nur sporadisch und ausschnittsweise gelesen habe. Durch die Superbände habe ich zwar doch noch einiges von dem, was ich beim ersten Erscheinen verpaßt hatte, mitbekommen, aber es fehlte das chronologische Lesen, das bei einer Serie wie dieser sehr wichtig ist.

Oder doch nicht? Der Eindruck, den ich schon von der Ditko-Phase gewonnen habe, daß nämlich die Qualität der Hefte ziemlich schwankt, setzt sich in der Romita-Phase im Prinzip fort. Generell gehen die Macher wohl allmählich von einer etwas älteren Leserschaft aus und versuchen auch, von in einem Heft abgeschlossenen Storys wegzukommen. Aber wenn man wirklich kontinuierlich liest, fällt auf, daß teils auf eine interessante Handlungsentwicklung, teils auch nur auf Action Wert gelegt wird.

Soweit Peter Parkers Privatleben erzählt wird, bemerkt man eine Schwäche, die sozusagen aus der Ditko-Zeit nahtlos übernommen wurde: Die Figuren um Peter herum verändern sich nicht folgerichtig, sondern sprunghaft. Zum Beispiel: Mal bahnt sich eine Beziehung von Peter und Gwen deutlich an, dann wieder zeigt sie ihm wegen eines Mißverständnisses die kalte Schulter. Ähnlich ist es bei Betty Brant, Harry Osborn, Mary-Jane Watson und anderen. Das wirkt so – wie schon zu Ditkos Zeiten –, als ob bestimmte Figuren in der Geschichte einfach auftauchen sollten, man sich aber nur kurz Gedanken machte, welche Rolle sie dabei spielen sollen. Was Jonah Jameson betrifft: Sein kompromißloser Haß auf die Spinne ist eigentlich ein schöner Einfall und fungiert wie ein running gag, aber man fragt sich bisweilen doch: Woher kommt dieser Haß? Das ist nie erklärt worden. Teilweise wirkt JJJ einfach nur verbohrt, und es irritiert, daß dieser Mann so überhaupt nicht lernfähig ist.

Der Wechsel von Ditko zu Romita war wichtig, weil der neue Zeichner aus der „Spinne“ eine Serie der 60er Jahre machte, aus damaliger Sicht: eine Serie von heute. Mir ist aber jetzt erst aufgefallen, welch wichtigen Beitrag Jim Mooney leistete, Romita begann ziemlich stark, seine Grafik verflachte aber zunehmend, auch durch Inker Mike Esposito, der in Routine verfiel. Und auch die Arbeit von Don Heck machte es nicht besser. Mit Jim Mooney machte die Optik dann einen großen Sprung nach vorne. Die Konturen wurden schärfer, die Zeichnungen durch markante Schatten realistischer und auch düsterer. Jetzt war ASM auch grafisch eine Serie für Ältere geworden.

Und auch ich war älter, wenn auch im November 1976 – anders als ich das in Erinnerung hatte – erst elf. Aber ich war nun zumindest auf eine höhere Schule gewechselt. Und ich hatte deutlich mehr Taschengeld – jetzt reichte es für die gesamte Williams-Monatsproduktion und auch noch ab und zu für einen Superband. Wäre die Serie noch so gewesen wie in Ditko-Zeiten, hätte ich wohl nicht wieder zu lesen angefangen.
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